Tabus – In Zeiten der Tabulosigkeit

  • Wer gewinnt die Oberhand? Die gute“ oder die böse“ Stimme im eigenen Inneren?
  • Cool und Teil der Gruppe zu sein ist alles. Die Aufnahme in diese Gemeinschaft ist das ersehnte Ziel von Anton.
  • Oftmals ist es nicht einfach, die Hand, die sich einem bietet, zu ergreifen.
  • Sich den eigenen Gefühlen zu stellen ist häufig ein schmerzhafter Prozess, der hier auf der Bühne auch körperlich gezeigt wird.
  • Das Umfeld geht nicht immer sanft mit einem um.
  • Mobbing und Ausgrenzung wird zum Äußersten getrieben.
  • Die Theatergruppe der Oberstufe stellt sich einem schwierigen Thema: Umgang mit den eigenen Gefühlen und dem harten Ringen um einen Platz in der Gemeinschaft. Sie tut dies auf einer spartanisch eingerichteten, meist dunklen Bühne.
  • Der Leiter der Theatergruppe, Markus Müller, freute sich am Ende mit seiner Truppe über die gelungene Aufführung.

Hör auf deine innere Stimme!“, das ist einer der Ratschläge, die Menschen in schwierigen Situationen sehr oft erteilt werden. Zugleich ist es einer der dümmsten, denn wie das von Joshua Wölfel (Q11)und Tibor Schrag (Q12) für das Oberstufentheater des Gymnasiums bei St. Stephan verfasste Stück zeigte, verfügen die meisten Menschen nicht nur über eine, sondern mindestens über zwei innere Stimmen, deren Empfehlungen häufig widersprüchlich sind. Unter der Leitung ihres Theaterlehrers Markus Müller ließen die Autoren die gute“ (Selina Weiß, Q11) und die böse“ (Sebastian Gäßler, Q11) innere Stimme von zwei Schauspielern verkörpern, die die Hauptfigur begleiten.

Die innere Stimme — richtig und falsch zugleich

Die Hauptfigur – das ist Anton – ein zurückhaltender Junge mit einer schwierigen Vergangenheit. Das ideale Mobbingopfer. Wie ein Ertrinkender klammert er sich an seinen besten und einzigen Freund Birk, nur um sich immer wieder enttäuscht und abgewiesen zu fühlen, denn Birk ist cool und beliebt und kann Anton nicht die Zuwendung geben, die dieser sich wünscht. Gut“ und Böse“ bombardieren Anton mit gutgemeinten Verhaltenstipps, die alle richtig sind und alle falsch, denn Antons Situation erscheint zunehmend auswegloser und ohne Hilfe von außen nicht mehr zu lösen. Korrespondierend dazu bleibt die Bühne weitgehend dunkel, es regnet und die dargestellte Party“ wirkt eher wie ein freudloses Leichenbegängnis.

Umgang mit den eigenen Gefühlen

Das im Titel angesprochene Tabu ist wohl nicht das Mobbing, das von den Darstellern immer wieder auch in eingestreuten Informationstexten thematisiert wurde, sondern eher der Umgang von Jugendlichen mit ihren Gefühlen und ihren Befindlichkeiten allgemein. Gefühle, so eine der wichtigsten Botschaften des Stücks, sind es, die uns zum Menschen machen, lassen wir sie nicht zu, blenden wir Mitgefühl und Empathie aus, so erfolgt fast zwangsläufig eine Verrohung, die verheerende Folgen haben kann. Dass Jugendliche um sich einen Panzer aus Coolness“ und Anpassung errichten, um das Gesicht nicht zu verlieren, demonstriert Tabus in Zeiten der Tabulosigkeit“ auf eine Weise, die das Publikum, auch angesichts der beeindruckenden schauspielerischen Leistung des gesamten Ensembles, zu Begeisterungsstürmen hinriss und noch Tage später für Diskussionsstoff sorgte.