Fremde Heimat – Geteiltes Leben
Wer bin ich? Woher komme ich? Wovor habe ich Angst? Woran möchte ich mich später einmal erinnern? Was möchte ich vergessen?
So lautet der Beginn der Beschreibung des biografischen Theaterstücks „Fremde Heimat“, das die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe am 21. uns 22. März zur Aufführung brachte.
In einer sehr schlichten, aber dennoch unglaublich wirkungsvollen Inszenierung brachten die Schülerinnen und Schüler dem Publikum dieses Thema näher. Mit weißen Hosen oder Röcken, bunten T‑Shirts und einigen weißen Papierboxen als Requisiten, standen sie auf der Bühne.
Zunächst stellten sie sich vor – Name, Alter, Herkunft. Alle auf einmal, eine Vielzahl verschiedener Sprachen und Heimatländer. Diese wundervolle Vielfalt ging Hand in Hand mit der Einheit, als die die Gruppe auftrat. Aber – was ist Heimat eigentlich? Die Antwort liefert ein gestisch untermaltes Anagramm:
- H austier
- E inkuscheln
- I nnehalten
- M usik
- A rbeit
- T orte
Sehr persönlich erfährt man als Zuschauerin und Zuschauer, wie die einzelnen Mitglieder der Theatergruppe Heimat für sich definieren: Die Turnhalle, eine Ferienwohnung im Allgäu, ein Ort, an dem man lesen kann, dort, wo die Familie ist.
Berichtet wird aber auch von negativen Erfahrungen, die die jungen Akteure gerne vergessen würden: In der Schule ausgeschlossen zu werden oder Liebeskummer zu haben wegen einer Person, die es nicht verdient hat.
Es folgt ein weiteres, gestisch untermaltes Anagramm:
- (F) Verloren
- Rotes Gummiboot
- Ekelhaft
- Mutter
- Deutschland
- Eiszeit
Passend zum dritten Anagramm berichten die beiden ukrainischen Schüler aus der Brückenklasse, dass sie froh und dankbar sind, in Deutschland so freundlich aufgenommen worden zu sein. Dennoch möchten sie in ihre Heimat zurückkehren.
- Z aun
- U mweg
- F ußmarsch
- L achen
- U mbau
- C lown
- H altestelle
- T or
Während der Inszenierung von „Because I’m Happy“ stürzten plötzlich die weißen Papierboxen, die im Hintergrund gestapelt waren, ein. Auf diese überraschende Wendung als Symbol für den russischen Überfall in der Ukraine folgt eine weitere persönliche Geschichte. Das Schicksal eines ukrainischen Schülers, abwechselnd von den verschiedenen Schauspielern erzählt, war eindrücklich und tief bewegend. Die Passagen, die von den beiden Schülern aus der Brückenklasse auf ukrainisch gesprochen wurden, haben der Szene eine noch tiefere Dimension verliehen – da brauchte es gar keine Übersetzung ins Deutsche. Im Hintergrund eingeblendet wurden bunte Gemälde – und obwohl wenig Details erkennbar waren, genügte die bloße Farbgebung, um dem Text eine noch größere Wirkung zu verleihen.
Am Ende der Inszenierung brandete aus dem Zuschauerraum der Applaus auf – wirklich schön war zu sehen, wie sich die ganze Theatergruppe – und die Technik AG – gemeinsam über diesen Erfolg gefreut haben.
Abschließend zu sagen bleibt nur ein Danke an Elke Sandler und alle Mitglieder ihrer Theatergruppe. Danke für eine Stunde, in der die Schülerinnen und Schüler mutig ihre persönlichen Geschichten mit dem Publikum geteilt haben und dabei gleichermaßen berührt und unterhalten haben.