Abenteuer Gebirgsjäger

  • Discovery Days” erlebte Klara Rosner (ganz rechts) bei den Gebirgsjägern in Mittenwald: Intensive Tage voll Erfahrungen, Erlebnissen und Selbsterkundungen.
  • Körperliche Herausforderungen sind oft auch seelische Herausforderungen, wie Klara es beschreibt.
  • Auch Ausbildung in elementaren Nahkampftechniken gehörten zur Erlebniswoche.
  • So stellt man sich wohl eine Szene im Gebirgsjäger-Alltag vor.
  • Die Errichtung des Biwaks und die Übernachtung im Freien in der Winterkälte zählt zu den prägenden Erfahrungen der Erlebniswoche.
  • Mit Hägglunds, wendigen Kettentransportfahrzeugen, geht es zurück nach Mittenwald.
  • Gemeinsam das Alpenpanorama in der Schönheit des Winters zu genießen, gehörte auch zu den Erfahrungen der Discovery Days.

In ihrem Beitrag berichtet unsere Schülerin Klara Rosner von einem außergewöhnlichen Gewinn: Sie hatte eine Erlebniswoche bei den Gebirgsjägern in Mittenwald gewonnen und konnte diese herausfordernden und erlebnisintensiven Tage für viele Erfahrungen und Reflexionen nutzen.

Seit dem Girl’s Day 2022 interessiere ich mich für den Arbeitgeber Bundeswehr. Um ein genaueres Bild über den Soldatenberuf zu erlangen, durfte ich bereits zahlreiche Events der Bundeswehr miterleben. Vergangenes Jahr nahm ich an einem Wissenstest im Rahmen der Bundeswehr-Onlinemesse Operation-HEER teil. Dadurch, dass der Test aus verschiedenen Kategorien bestand und insgesamt um die 30 Stunden in Anspruch nahm, musste man sich diszipliniert und konzentriert an der Veranstaltung beteiligen. Am Ende des Events war ich einer der 75 glücklichen Gewinner und hatte zusätzlich das Glück, neben Kopfhörern und einem Bundeswehr-Patch sogar eine Erlebniswoche bei den Gebirgsjägern in Mittenwald gewonnen zu haben.

Die Gebirgsjäger

Fünf erlebnisreiche Tage zu Besuch bei der Bundeswehr – Leben in der Kaserne – Uniform tragen – den Alltag der Soldaten hautnah kennenlernen. Dies und vieles mehr durfte ich beim Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald selbst erleben. Die Gebirgsjägertruppe ist Teil der Infanteristischen Truppen, welche zu Fuß kämpfen und verlegen. Die zu den Spezialisierten Kräften gehörenden Gebirgsjäger werden dazu ausgebildet, in besonders extremem Gelände, wie beispielsweise dem Gebirge, und unter widrigsten klimatischen Bedingungen ihren Auftrag auszuführen.

Der erste Tag

Es ist kurz vor fünf Uhr morgens, ich werde vom Weckruf des Soldaten geweckt. Jetzt heißt es zügig wach werden und sich anziehen für den Tag, denn in 25 Minuten muss ich im Feldanzug auf dem Gang vor der Stube antreten. Ab geht es zum Morgensport, hierbei ist nicht nur Ausdauer und Kraft von Nöten. Teamgeist ist ein Muss, so unterstützt man sich gegenseitig. Besonders teambildend und kräftezehrend zugleich war das Weitergeben der Kameraden im Sitzen. Hierbei saßen wir aufgeteilt in zwei Gruppen, auf dem Boden hintereinander zwischen den Beinen des Hintermannes. Immer die vorderste Person musste aufstehen, sich mit dem Rücken nach hinten lehnen und wurde auf den ausgestreckten Händen der übrigen Kameraden durchgegeben. Ich hatte den Vorteil, dass ich in meiner Truppe die einzige Frau war, so waren wir zügiger fertig. Dennoch habe ich gerade bei dieser Aufgabe enorm viel Selbstbewusstsein erlangt.

Für den aufkommenden Hunger war die Bundeswehr gewappnet: So gab es täglich drei frische und vollwertige Mahlzeiten, die ich entweder in der Truppenküche, auf der Stube oder in der freien Natur genossen habe. Die so gewonnene Energie wurde jedoch rasch wieder benötigt, denn jede Minute am Tag war sinnvoll genutzt. Dies vermisse ich im zivilen Alltag sehr, da ich es super fand, wie viel ich an einem Tag bei der Bundeswehr geschafft habe. Das Schönste war, dass man die Zeit völlig vergessen und somit einfach den aktuellen Moment genossen hat.

Ausrüstung aller Art und Techniken

Die Bundeswehr scheute auch keinen Aufwand, uns einzukleiden und somit das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander zu stärken. Ich war überrascht, wie viele verschiedene Kleidungsstücke wir für eine Woche ausgehändigt bekommen haben. Unter anderem habe ich den klassischen Feldanzug, einen Nässe- und Kälteschutz, das Essgeschirr, den Gefechtshelm und alle notwendigen Materialien für das Klettern und die Schneeschuhtour empfangen. Dieses Gefühl, als ich mich selbst das erste Mal im Feldanzug gesehen habe, war unbeschreiblich schön. Zum Glück war der Spind der Zweierstube sehr groß, sodass ich kein Problem hatte, alles gut und weitestgehend ordentlich zu verstauen.

Neben Morgensport durfte ich auch den SGA-Parcour (SGA: Spezial-Grundausbildung) überwinden. Diesen Parcour müssen alle Soldaten, die zu den Gebirgsjägern wollen, bestehen. Unter anderem wurde ich abgeseilt, bin an Felsen hochgeklettert, habe mich über eine Schlucht gezogen und habe einen Abgrund mit einer Seilrutsche überwunden. Nachdem ich den Parcour gut bestanden hatte, war ich sehr stolz auf mich.

Das Hineinwachsen ins Können

Extra für diesen Parcour wurde mir in mehreren Schritten die Sicherung am Berg und mehrere Klettertechniken beigebracht. Hierbei hatte ich den Vorteil, dass ich bereits einen Toprope-Kletterschein gemacht hatte und somit schon mit der Materie vertraut war.

Meine persönlichen Highlights waren zum einen die Schneeschuh-Tour und das anschließende Biwak und zum anderen der Einblick in die Nahkampfausbildung der Soldaten. Die Schneeschuh-Tour war körperlich fordernd, aber durch mentale Standhaftigkeit gut machbar. Außerdem hat mich der Gedanke, dass die Kameraden vor und hinter mir sportlich gut sind, sehr gepusht, einfach weiter hinter meinem Vordermann herzulaufen. Wie sich in einem Gespräch herausstellte, dachten sie dies auch von mir, womit wir uns alle gut gegenseitig motiviert haben. Das anschließende Biwak (frz. bivouac: Lager im Freien, das behelfsmäßig errichtet wird) war wunderschön und erlebnisreich. Mit Hilfe von Soldaten haben wir alle gemeinsam die Zelte aufgebaut, einen Hang begradigt und eine Treppe gebaut. An diesem Abend bekam ich ein dehydriertes EPa (Einpersonen-Packung) zur Verpflegung, welches durch den Wasserentzug perfekt für extrem kalte Regionen, wie es bei den Gebirgsjägern der Fall ist, geeignet ist. Darüber habe ich mich unwahrscheinlich gefreut. Das war nochmal ein tieferes Eintauchen in die Vorstellung, die ich von der Bundeswehr hatte. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, als alle nach getaner Arbeit am Abend um ein Feuer herumsaßen und die gemeinsame Zeit genossen haben. Die Nacht war trotz Schnee und Kälte angenehm. Nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Isomatte, eines sehr wärmenden Schlafsackes und der Merinowollwäsche, um welche uns die Soldaten teilweise beneideten, da Sie diese zu Beginn Ihrer Dienstzeit selbst nicht bekommen hatten.

Starke Eindrücke

Eine sehr schöne und gelungene Überraschung war für mich, dass wir am nächsten Morgen nicht zurück zur Kaserne laufen mussten. Stattdessen wurden wir von Hägglunds (schwimmfähige, leichtgepanzerte Transportfahrzeuge mit Kettenlaufwerk der schwedischen Firma Hägglunds, welche besonders gut geeignet sind für schwieriges Gelände) abgeholt.

Im Rahmen der Nahkampfausbildung wurde mir der Standard-Verteidigungsschlag beigebracht, welchen ich mit meiner netten Stubenkameradin fleißig geübt habe. Selbstverständlich durfte ein Aufwärmtraining zu Beginn nicht fehlen.

Die Kraft der Ruhe und Nachdenkliches

Neben all diesen sportlichen Aktionen gab es auch ruhigere Punkte. So wurde mir der Aufbau eines Bataillons am Beispiel von Mittenwald erklärt. Unter anderem ist die Reserve ein fester Bestandteil eines Bataillons, neben der Verpflegung, den leichten und den schweren Kräften. Ich selbst möchte später einmal aktive Reservistin sein. Darüber hinaus habe ich einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsgeräte der Soldaten gewonnen. Von den leichten Kräften über die schweren Kräfte bis hin zu den Scharfschützen war alles mit dabei. Auch das Marschieren in Formation im Zug war ein spannender und lehrreicher Bestandteil der Woche.

Die Besichtigung des Ehrenmahles der Gebirgsjägertruppe war sehr interessant. Aber es ließ mich dennoch nachdenklich werden. Denn jeder, der sich für den Beruf des Soldaten entscheidet, muss wissen, dass man sich mit Tod und Verwundung befassen muss. Das wurde mir in diesem Moment noch einmal besonders vor Augen geführt.

Nichtsdestotrotz war es eine wunderschöne Zeit, welche mich unwahrscheinlich gestärkt hat und die ich niemals vergessen werde.

In diesen fünf Tagen habe ich sehr viel gelernt, was auch im Zivilen von Nutzen ist. Zusätzlich bekam ich von den Soldaten einige Einblicke, die die Situation um die Balance zwischen Beruf und Privatleben verdeutlicht haben.

Diese Kameradschaft, welche ich in der Woche erleben durfte, ist nicht vergleichbar mit dem Zusammenhalt einer Schulklasse. Man merkt einfach, dass jeder für jeden da ist und man nur als Truppe gemeinsam weiterkommt.