Blue Lake Camp for Fine Arts: 12 Tage voll Musik

  • Im Manistee National Forest“ in Michigan liegt das mehrere Quadratkilometer große Blue Lake fine arts camp”, das zweiwöchige Musikaufenthalte ermöglicht, auch für die Geschwister Luisa und Philipp Schwarz aus St. Stephan.
  • In der Konzertmuschel unter Bäumen traten Philipp (Trompete) und Luisa (Saxophon) zusammen mit ihrer Vanguard Jazz Band” in Michigan auf.
  • Zum Abschluss in Chicago gab’s noch eine Chicago Style Pizza“ bei Gasteltern.

Schon seit längerer Zeit hat unsere Schule eine enge Verbindung zur Amerikanischen Fine Arts“-Organisation Blue Lake. Einige Male besuchte unser Schulorchester das Camp an den Great Lakes, welches auch ihr internationales Orchester zu uns nach Augsburg brachte. Und immer wieder hatten Schülerinnen und Schüler von St. Stephan die Chance im Rahmen eines Stipendiums des Internationalen Programms von Blue Lake für 12 Tage mit Schülerinnen und Schüler aus Amerika und der ganzen Welt an dem Blue Lake Camp for Fine Arts“ zu musizieren. Dieses Jahr durften wir unsere Instrumentenkoffer packen und nach Amerika fliegen.

Die Vorbereitungen und die Reise

So eine Reise zu einem Musikcamp, welches nicht gerade nah liegt, braucht natürlich einiges an Planung. Die Vorbereitungen gingen von Flugtickets zu Uniformen über Packlisten bis hin zu Vorspielen per Video. Was einem anfangs noch so weit weg erschien, kam mit den Planungen doch sehr schnell viel näher und von einem auf den anderen Augenblick standen wir schon am Flughafen, bereit für unsere große Reise. Sobald wir am Flughafen in Chicago angekommen waren, in der ewig langen Schlange zum Immigrations-Schalter standen, wurde uns erst so richtig klar, dass all das gerade wirklich passiert. Und in diesem Moment waren wir zum ersten Mal so richtig nervös. Ein paar Stunden später – Ortszeit 0.00 Uhr in Michigan, 7.00 Uhr in Deutschland – kamen wir nach einem weiteren Flug am Camp an. Dort war es schon dunkel, sodass wir das ganze Areal mehr als einen riesigen Wald sahen, in dem immer wieder ein paar Holzhäuser herumstanden. Nachdem wir unser Handy abgegeben hatten und wir in unsere Kabinen abgeliefert wurden, ging es dann auch direkt ins Bett, denn nach der 24 Stunden langen Reise, die wir hinter uns hatten, hätten wir vermutlich auch im Stehen einschlafen können.

Das Camp, seine Strukturen und Angebote

Am nächsten Tag war genügend Zeit zwischen dem Frühstück und der Ankunft der restlichen amerikanischen Camper, das Camp zu erkunden. Man kann sich Blue Lake eigentlich vorstellen wie einen riesigen Wald direkt an einem wunderschönen – ebenfalls enorm großen – See. Die rund 1000 Kids sind auf zwei Camphälften – Mädchen und Jungen (auch Gershwin und Susa gennant) – aufgeteilt, in denen sie wiederholt in Units eingeteilt werden, die aus jeweils fünf Holzkabinen bestehen, in denen bis zu zwölf Camper schlafen können. Da die Kabinen aber nur Betten enthalten, hat jede Unit ein Badehaus, in dem es – zumindest auf der Mädchenseite – zu den Duschzeiten mit den sechs Duschen für 50 Camper zu langen Schlangen kommen kann.

Der Alltag in Blue Lake ist eigentlich ziemlich ähnlich wie der auf den Probetagen der Stephaner in Memhölz: In der Früh gibt es um 7.00 Uhr (für Shift 1) und um 7.30 Uhr (für Shift 2) in der Cafeteria ein typisch amerikanisches Frühstück. Dann geht es nach einer kurzen Besprechung am Meeting Point jeder Unit zu den Proben. Philipp und ich hatten uns beide für das Jazzprogramm entschieden. In Blue Lake kann man aber wirklich alles machen, was das Herz begehrt: Es gibt fünf unterschiedliche Symphonie-Orchester, Orchester-Bands, Holzbläser-Ensembles, Klaviergruppen, sogar auch Tanz und Zeichnen sind angeboten. Über das Jazzprogramm sagt man in Blue Lake immer, dass die Jazzer in ihrer eigenen Welt leben, was auch ziemlich Sinn macht, weil alle Probenräume der drei Bands („Birdland”, Blue Note” und Vanguard”) des Programms in einer Art Kreis mitten im Wald zusammenstehen. Von den anderen Campern kriegt man als Jazzer nur zu den Essenszeiten und in der großen Pause etwas mit.

Philipp und ich waren beide Teil der Vanguard Jazz Band, unter der Leitung von Kerry Moffit. Mr. Moffit ist ein herausragender Trompetenspieler, der uns jeden Morgen mit einer Tasse Kaffee in der Hand, nachdem er uns einen von seinen favourite Tunes“ vorgespielt hatte, mit einer Geschichte aus seinem Trompetenleben in der US-Army-Band oder sonstigen Musikerfahrungen begrüßte.

Der Proben-Alltag im Camp

Jetzt aber wieder zurück zum Alttag auf dem Camp: Die Proben in der Vanguard Jazz Band starteten mit einer morgendlichen Improv-Class“ unter der Leitung unseres Meisters – der uns immer wieder gerne extra viel Denkarbeit als Start in den Tag gab, so wie es sich auch gehört. Danach wurden die einzelnen Instrumentengruppen zu ihren Kameraden der anderen Bands geschickt, mit denen wir dann eine Tech-Class“ belegten, in der wir Tricks und Tipps zu unseren Instrumenten lernten. Darauf folgte eine Probe nur in den Sections der jeweiligen Bands, um die genauen Details unserer Stücke unter die Lupe zu nehmen, nach den einzelnen Proben in den Sections kam es dann zum ersten gemeinsamen Rehearsal“ der ganzen Band in der Jazz Bowl“. Dort probten wir unser Programm für das Konzert am Final Sunday.

Um 1200 Uhr war schon Lunch Time, in der wir uns mit unseren Freunden über die Proben des Vormittages unterhalten konnten und das etwas gewöhnungsbedürftige Essen genießen durften.
Nach der Mittagspause ging es weiter mit den Minors, quasi die Nebenfächer, die man optional wählen konnte. Die Auswahl, für welchen Minor man sich entscheiden will, fiel uns schwer, da es ein so riesiges Angebot mit den interessantesten Fächern gab, die man sich vorstellen kann. Es gab Komposition, Improvisation, Gitarre, Klavier, Orchester und noch viele weitere. Bei den Angeboten für Instrumente konnte man angeben, ob man das Instrument ganz neu lernen will oder ob man es schon spielen kann, und wurde dann dementsprechend zugeteilt. Nach den Minors folgte die zweite und letzte Probe der Vanguard Band, der sich die Listening Lab“ anschloss. Jeden Tag stellte uns in dieser ein Mitglied des Jazz-Programms unterschiedliche Tunes unter einem bestimmten Motto vor. Einmal ging es um Saxophone – mit ganz viel John Coltrane –, es ging aber auch um neue Arten des Jazz oder um bedeutende Big Bands. Die Listening Lab“ war für uns etwas Neues, wobei wir aber unglaublich viel dazu gelernt haben, da wir mit gezielten Fragen zu den Songs dazu gebracht wurden, genauer auf die einzelnen Stimmen und Zusammenhänge in der Musik zu hören.

Weiter ging es mit einer großen Pause, die man entweder auf dem Main Camp, in seiner Unit, am Pool oder mit dem Jogging-Club verbringen konnte. Nach dem darauf folgenden Abendessen kam das Programm am Abend, bei dem wir abwechslungsreiche Vorstellungen genießen durften. Meine persönlichen Highlights waren das Konzert der Jazzband – zusammengesetzt aus den Leitern des Jazzprogramms –, die einfach grandios gespielt haben, und das Konzert des Festival Orchesters des Camps mit Sibelius’ 1. Symphonie und Dance no. 2 von Marquez.

Nach unserem Aufenthalt am Camp durften wir auch noch ein paar Tage bei einer Gastfamilie in einer Vorstadt in der Nähe von Chicago verbringen, mit der wir einen ganz neuen Einblick in die Welt in Amerika genießen durften.

Dank an viele Unterstützer beiderseits des Atlantiks

Wir wollen uns ganz herzlich bei der Schulleitung und unseren Musiklehrern bedanken, die uns diese Chance ermöglicht haben und uns mit Rat und Tat immer zur Seite standen. Ein ganz besonderer Dank geht auch an Blue Lake für ihre Gastfreundlichkeit und an Claire Grosan, die sich für unser Wohlergehen auf dem Camp gekümmert hat. Ebenfalls wollen wir Familie Clayton danken, die wir mit ihrer Gastfreundlichkeit und nach einer Chicago Style Pizza“ direkt in unser Herz geschlossen haben. Natürlich wollen wir uns auch bei unseren Eltern für die Ermöglichung und die Unterstützung bedanken, ohne die wir diese Reise nie hätten erleben können. Für uns war Blue Lake in allen möglichen Aspekten eine wunderbare Erfahrung, wir haben unglaublich viel gelernt, durften mit professionellen Musikerinnen und Musikern arbeiten und mit Jugendlichen, die dasselbe Interesse für Musik mit uns geteilt haben. Wir konnten Freundschaften mit Menschen schließen, die wir hoffentlich irgendwann einmal wieder sehen können, und haben einfach unfassbar viele neue Erfahrungen gesammelt!