Neu im Landtag: jung, dynamisch, kommunikativ
Wie kommt ein 19-Jähriger auf die Idee, sich zum Bürgermeister aufstellen zu lassen? Kann man als junger Mensch in der Politik wirklich etwas erreichen? Warum sollte man so früh damit anfangen, Verantwortung solchen Ausmaßes zu übernehmen?
Das waren einige der Fragen, die einem in den Sinn kamen, als Kristan von Waldenfels am Freitag, den 1. Dezember 2023 für einen Vortrag mit Fragerunde unsere Schule besuchte. Dies geschah im Rahmen der Schülerakademie für die Jahrgangsstufen 11 und 12.
Von Waldenfels war nicht nur der jüngste Bürgermeister Deutschlands, als er vor drei Jahren gewählt wurde, sondern ist inzwischen auch der zweitjüngste Landtagsabgeordnete Bayerns. Nach einigen Fragen an sein Publikum zum Kennenlernen ging er in eine kurze Biografie über, in der er viel Persönliches erzählte, aber den Fokus auf seinem politischen Engagement setzte.
So berichtete er, wie schon früh verschiedene Erlebnisse in ihm den Wunsch geweckt hatten, sich weiterhin einbringen zu können und politisch aktiv zu werden. Als schließlich vor drei Jahren die Neuwahl des Bürgermeisters in Lichtenberg anstand, wagte er den Schritt, ließ sich aufstellen – und gewann wider Erwarten vieler. Er setze dabei vor allem auf persönlichen Kontakt mit den Bürgern und auf ehrenamtliche Wahlkampfarbeit. Schließlich endete er mit seiner Wahl zum bayerischen Landtagsparlamentarier und öffnete die Runde für Fragen aller Art.
Es wurden viele interessierte, nicht selten auch provokative Fragen zu brisanten Themen gestellt. So war beispielsweise das Bürgergeld und der Sozialstaat an sich ein zentrales und häufig wiederkehrendes Diskussionsfeld. Von Waldenfels befürwortet eine Senkung dieses Fördergeldes, um einen Anreiz zu schaffen, im Arbeitsmarkt aktiv zu werden. Für viele sei inzwischen das Zuhausebleiben auf Kosten von Hilfsgeldern des Staates billiger als das Arbeiten. Dabei sollten diese Gelder eigentlich der Überbrückung einer Zeit des Verlustes der Anstellung hin zu einer neuen dienen.
Immer wieder ließ der Politiker zudem Kritik an der momentanen Bundesregierung verlauten: Die Ampel-Koalition handle ohne Rücksicht auf Verluste, wie in der Klimapolitik, in der die Wirtschaft gänzlich ignoriert werde. So, erklärte er, würden viele konservative Wähler in die Extreme gedrängt, die sich in der Politik derzeit nicht gehört oder abgebildet sehen. Neuwahlen wären ein notwendiges Mittel, um einer stärkeren Bewegung in diese Extreme zuvorzukommen.
Zur Migrationsproblematik sagte er, gesteuerte Migrationspolitik sei die beste Lösung für beide Seiten. Dies beinhalte offene Herzen, aber begrenzte Mittel. Oder wie er es in seinem Positionsblatt selbst ausdrückte: „Bayern allein hat mehr ukrainische Flüchtlinge als ganz Frankreich aufgenommen […]. Das zeigt: Wir wollen unseren Beitrag leisten und anderen Menschen in Not helfen. Wir müssen aber auch die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten kennen.“
Für das Amt eines Politikers im Allgemeinen sieht von Waldenfels Führungsqualitäten als wichtige Eigenschaft, Kommunikation und Struktur hingegen als unvermeidlich für funktionierende Gruppen wie einer Partei.
Schade war, dass die Argumentationen von Herrn von Waldenfels nicht immer die gestellte Frage beantworteten, teils vage blieben und auch viele Anekdoten die Antworten in andere Bereiche abschweifen ließen.
Dennoch war die unverkennbare Liebe zum Heimatland Bayern durchaus spürbar, ausgedrückt in Nennung aller positiven Rekorden, die das schöne Bundesland aufzuweisen hat. Aber auch eine große Überzeugtheit von der eigenen Person klang aus dem Vortrag heraus, die man als jüngster Bürgermeister wohl braucht, um auch andere von sich überzeugen.
Zuletzt lässt sich sagen, dass seine Begeisterung für seinen „Job” sowie seine Geschichte dazu inspirierten, selbst aktiv zu werden, da man auch als junger Mensch viel bewegen kann, wenn man Rückschläge verkraften kann und liebt, was man tut.