Wertevermittlung im jüdischen Buttenwiesen
Am 14. Dezember 2023 unternahmen wir im Rahmen des Projekt-Seminars „Jüdisches Buttenwiesen: Lernort für Toleranz, Menschenwürde und Demokratie” mit unserer Geschichtslehrerin Melanie Jahn als Seminarleiterin eine Fahrt nach Buttenwiesen, eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau. Die Schülerinnen und Schüler des Seminars entwickelten ein spielerisches Konzept zur Wertebildung, das zum ersten Mal durch die 9a des Gymnasiums bei St. Stephan umgesetzt wurde. Doch warum ausgerechnet in Buttenwiesen?
„Seit der ersten Ansiedlung von Juden im 16. Jahrhundert wurde Buttenwiesen geprägt von seiner jüdischen Gemeinde. Im 18. Jahrhundert gehörte ihr fast die Hälfte der Buttenwiesener an. Ortsbild und Struktur des Ortes wurden maßgeblich durch die jüdische Bevölkerung mitgeprägt. Während der NS-Zeit wurden die jüdischen Einwohner in Buttenwiesen entrechtet, diskriminiert und verfolgt. Die verbliebenen 41 Jüdinnen und Juden wurden 1942 deportiert und – mit einer Ausnahme – in den Vernichtungslagern im Osten ermordet“, so die Webseite lernort-buttenwiesen.de
Eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge der Ortschaft zeigt den Besuchern die Geschichte und Kultur der Juden in Buttenwiesen, sowie den Umbau zu einer Schule nach ihrer Zerstörung. Das mit uns frisch erprobte Projekt bezieht sich auf spezifische Orte in Buttenwiesen, um an den verschiedenen Stationen des Projekts einen passenden historischen Kontext zu bieten. Das Konzept ist darauf ausgerichtet, dass sich die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse in Rollen fiktiver Figuren mit unterschiedlichen Eigenschaften hineinversetzen und die verschiedenen Stationen im Ort Buttenwiesen begehen.
Durch die verschiedenen Stationen sollen sie sich mit Werten auseinandersetzen und dadurch selbst eine Verfassung und Grundrechte entwickeln, die für eine demokratische Gesellschaft nötig sind. Dazu unterhalten sie sich mit historischen Gesprächspartnern und gelangen innerhalb mehrerer Stationen in Situationen, in denen man sich mit Rechtspopulismus, Homophobie und Rassismus auseinandersetzen muss. Überprüft werden die Grenzen ihrer Toleranz. Das Seminar hatte den Anspruch, einen ganzen Vormittag möglichst ansprechend und interaktiv zu gestalten und vor allem den Ablauf des Projektkonzepts in der Praxis zu proben.
Nach ihrer Ankunft und einer kurzen Einführung durch den Gemeindearchivar Dr. Johannes Mordstein begann der Besuch mit dem Ausstellungsraum für jüdische Kultur in der ehemaligen Synagoge. Anschließend begaben sich die Schülerinnen und Schüler mit den angefertigten Karten und Aufgaben zu den jeweiligen Stationen, um diese zu erarbeiten, während ein Teil des Seminars einen Stand mit Punsch und Plätzchen vorbereitete, sodass sich jeder zwischendurch aufwärmen konnte.
Zwischenzeitlich gab es auch eine Führung durch den jüdischen Friedhof, der sich neben der Synagoge befindet und in direkter Nachbarschaft zum christlichen Friedhof steht. Nach Bearbeitung der Stationen führte das Projekt in eine Diskussion, um eine eigene Verfassung auszuarbeiten. Da dies mehr Zeit als gedacht beanspruchte, musste wir von Seiten des Projekt-Seminars die Arbeit unterbrechen, konnten aber am 18. Dezember in der Schule nochmals daran anknüpfen.
Die Schülerinnen und Schüler der 9a brachten innerhalb der fortgeführten Diskussion sehr gute und zielführende Gedanken ein, die uns gezeigt haben, dass sie etwas mitgenommen haben. Nach der fertigen Ausarbeitung und der Vergabe von Feedbackbögen als Rückmeldung zum Workshop endete das Projekt. Das Thema der Wertebildung ist hochaktuell und für unsere Gesellschaft überaus wichtig. Es war uns mit dem Seminar ein Anliegen, junge Menschen für die Wertebildung zu sensibilisieren.
Auf der Webseite zum Lernort Buttenwiesen wird über den Besuch der Stephanerinnen und Stephaner ebenfalls berichtet.