Tiefgreifendes, atemberaubendes Theater
Licht aus und Bühne frei! Mit lauten Basstönen und Schlagzeug beginnt das Theaterstück „Fixed“ in der Großen Aula des Gymnasiums bei St. Stephan. Für eine Stunde verwandelt sich die extra aufgestellte Bühne auf dem Boden der Turnhalle in den Schauplatz eines atemberaubenden Theaterstücks. Das von der Theatergruppe der Oberstufe unter Leitung von StD Matthias Ferber präsentierte Stück „Fixed“ nach Motiven von Edward Bond (* 1934, † 2024) konfrontiert das Publikum mit einer destabilisierten und in Zwietracht geratenen Situation, die niemanden kalt lässt. Einen schnellen Ausweg scheint es hier nicht zu geben. Durch die musikalische Live-Untermalung von Perkussionist Adrian Sommer (11. Klasse) wird das Stück zu einer eindrucksvollen Darbietung.
Mit einer lauten und direkten Einführung einer Gruppe aus Jugendlichen oder jungen Erwachsenen beginnt das Stück wortwörtlich mit einem Knall. Sofort wird die Mentalität der Mitglieder sichtbar: jung, draufgängerisch und radikal ablehnend gegenüber den Eltern und der Polizei. Als dann aber die Liebe zwischen den Protagonisten Pamela und Lennard dazukommt, nehmen die Schwierigkeiten in den Beziehungen zu Freunden und Eltern immer weiter zu. Ein Kind, bei dem niemand so genau weiß, von wem es stammt, bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Der Stress im Elternhaus, mit Freunden und dem ehemaligen Liebhaber ist für Pamela nicht auszuhalten. Sind ihre Beziehungen noch zu retten oder ist inzwischen alles verloren?
Das Stück wirft viele Fragen auf, deren Konfrontation zunächst anstrengend wirkt. Das Publikum wird schlagartig in eine extrem instabile Situation geworfen, in der vieles im Argen liegt. Die Probleme einer jugendlichen, draufgängerischen „Pam“ sind dabei ebenso nachvollziehbar wie abstoßend. Das Stück führt zu einem interessanten Wechselspiel vom Fortschreiten und Ausweiten der Konflikte und der Fragestellung, wer oder was eigentlich Schuld an den Geschehnissen hat. Dass diese Frage sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich eindeutig zu beantworten ist, wird schnell klar. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – ist die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Problemen und Situationen wie dieser für unser tägliches Zusammenleben von Bedeutung. Das Stück hilft den Zuschauerinnen und Zuschauern dabei, den Konfliktsituationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu begegnen und dadurch zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Die gesellschaftliche Frage, wie wir „rebellischen“ Jugendlichen begegnen können, steht dabei stets im Mittelpunkt. Durch die Rolle der Gruppe mit ihrem Anführer Fred wird besonders deutlich, dass ein schneller Sinneswandel durch Konfrontation oder Konfliktlösung außer Frage steht.
Auch wenn im Theaterstück die Konflikte nicht gelöst werden können, bleibt doch ein Funken Hoffnung auf eine Stabilisierung und Reparatur der Verhältnisse. Auf das echte Leben übertragen gibt es mir die Gewissheit, dass selbst die schwierigsten und heftigsten Konflikte ein Ende finden können, wenn dies auch nicht immer leicht erreichbar ist. Konflikte sind in unserer Welt immer präsent, wir können uns ihnen nicht entziehen. Die allgemeine Frage ist also nicht, wie wir die Konflikte am einfachsten lösen, sondern wie wir mit ihnen umgehen und uns ihnen aussetzen können. Darauf gibt das Stück keine Antwort, der Zuhörer selbst ist also gefragt. Eines ist jedoch klar: Durch großartige schauspielerische Leistung und viel Engagement wurde die Aufführung für jeden Einzelnen zu einem besonderen Erlebnis.