Come, dance! Hinaus ins Grenzenlose!
Singend betritt der Chor durch die Hintertür den Saal, singend begrüßt er die Zuhörerschaft zu einem Abend, der facettenreicher kaum sein könnte. Beim Themenkonzert der Q13 waren der Musik keinerlei Grenzen gesetzt.
Von Beethoven zum Jazz, von Operngesang hin zu Live Techno Musik. Die Einladung in den Kleinen Goldenen Saal war unter dem Motto „Grenzenlos“ erfolgt. Und tatsächlich: Jedes Stück brachte dem Publikum eine neue Epoche, ein weiteres Genre näher. Dabei schreckten die Konzertmacher weder vor bekannten noch unbekannten Komponisten zurück. Verloren fühlen musste sich hier aber keiner, denn die Moderation stand den Besuchern bei dieser musikalischen Reise stets zur Seite. Durch ihre gewandte Wortwahl und ein müheloses Anknüpfen an die Konzertbeiträge trugen Judith Becker und Joseph Kolland maßgeblich zur Atmosphäre bei, die das gemeinsame Musizieren und Musikerleben erst möglich machte.
Der Gesang des Chores war – begleitet von tosendem Applaus – noch kaum verklungen, da ging es schon in die engen Gassen New Yorks in die Jazzclubs der 1960er Jahre. Und von dort weiter zum „Horntrio“ von Eric Ewazen. Wer hätte gedacht, dass Horn und Geige, begleitet durch düstere Akkorde am Klavier, eine so berührende Klangfarbe entfalten können? Unaussprechliche Dimensionen fanden sich ebenso in der Lebhaftigkeit des Saxophons (kunstvoll gespielt von Antonio Conte) und wenig später beim Lauschen auf ein Streichquartett von Debussy.
„Die Gemeinsamkeit aller Stücke” – so formulierte es das Programmheft – „liegt in ihrer Auseinandersetzung mit dem Gewaltigen, dem Außergewöhnlichen, dem Unerhörten.“ Marc Hirsch sang den Don Giovanni im Hochzeitsstück „Là ci darem la mano“ mit theatralisch und stimmlich eindrucksvoller Präsenz, Evelyn Hirsch als Konterpart stand ihm dabei in nichts nach. Einen ähnlich bewegenden Moment schafften im weiteren Verlauf des Abends Anna Hartl und Raphael Unger, als sie ein Duett aus der „Hochzeit des Figaro“ präsentierten.
Sei es in ganz großer Besetzung oder ausschließlich mit Klavier und Saxophon (eindrucksvoll gespielt von Luisa Schwarz): Improvisation und Jazz wurde gerade nach der Pause zu einem bestimmenden Genre, und dem, der genau hinhörte, erschloss sich dabei eine ganz neue Welt weit jenseits aller menschengemachten Grenzen. Eine solche Freiheit, ein Gespräch ohne Worte, brachte Johannes Trautmann zum Ausdruck, als er Johannes Brahms zum Besten gab. Ebenjene Freiheit zeigte sich aber nicht nur im Klangerlebnis, sondern auch und ganz besonders in der Auswahl der Instrumente: So sorgten Daniel Müller und Jonathan Walcher im Kleinen Goldenen Saal für ein wahres Novum: Nur mit ihren Händen und taktvollem Klatschen führten sie „clapping hands“ von Steve Reich auf – und wurden dafür mit etwas weniger taktvoll korrektem, dafür umso euphorischerem Applaus belohnt. Ein weiteres Novum brachte Adrian Sommer in den Kleinen Goldenen Saal ein, als er zum krönenden Abschluss der ersten Hälfte einen selbstkomponierten Soundtrack aus dem Techno/House-Bereich präsentierte.
Besonders hervorzuheben gilt es zuletzt die Leistung von Lysander Francescatti, der das rund zweistündige Programm mit zwei Stücken am Cello kunstvoll abrundete.
Das Konzert lebte also von seiner Vielfalt und dem gemeinsamen Engagement aller Beteiligten. Die Vision, durch Musik Grenzen zu sprengen und Brücken zu bauen, konnte – zumindest an diesem Abend – verwirklicht werden. Alle erhaltenen Spenden fließen direkt in die Finanzierung des Abiturballs. Die Q13 dankt allen, die dem Projekt unterstützend zur Seite standen, bedankt sich herzlich für alle Spendeneinnahmen und wünscht nach diesem gehaltvollen Auftakt auch weiterhin eine schöne und erlebnisreiche Konzert- und Bühnensaison 2025/26 am Gymnasium bei Sankt Stephan.