Fenster in die Antike
„Hier sind wissenschaftliche Fördergelder bestens angelegt”, sagt der Münchner Archäologie Rolf Schneider. Er meint damit die Sonderausstellung „Antike Chirurgie“, die das gleichnamige Projekt-Seminar des Gymnasiums bei St. Stephan am vergangenen Donnerstagabend im Römischen Museum in Augsburg eröffnen und dem Publikum vorstellen konnte. Die Schülerinnen und Schüler boten Einblicke in die von ihnen konzipierte und erarbeitete Sonderschau: Punktgenau hatte das eindrucksvolle Projekt sein Ziel erreicht, wie der lebendige und inhaltsreiche Eröffnungsabend unter Beweis stellte.
Die Ausstellung war über Monate in enger Zusammenarbeit mit dem Römischen Museum Augsburg sowie externen Partnern von der Universität München entstanden.
Interessierte erhielten – und erhalten in den kommenden Wochen – im Römischen Museum auf anschauliche sowie spannende Weise Antworten auf viele Fragen der Heilkunde zur Zeit der griechischen und römischen Antike: Wie wurden Knochenbrüche von Gladiatoren behandelt? Gab es den „Kaiserschnitt“ bereits in der Antike? Wie wurden Schädelöffnungen im 4. Jahrhundert vor Christus durchgeführt? Welche Formen der Schmerzbehandlung gab es?
Auf Schautafeln bereiteten die Gymnasiasten von St. Stephan die Forschungsergebnisse ihrer monatelangen Arbeit im Rahmen des P‑Seminars „Antike Chirurgie“ auf, das von Oberstudienrätin Anja Reichelt betreut wurde. Daneben galt es auch, Schaukästen zu bestücken, in denen etwa antike chirurgische Instrumente aus lokalen Funden mit heutigem Chirurgiebesteck zu vergleichen sind. Die Ausstellung folgt auch der Absicht, eine „Schau” zum „Anfassen“ zu sein: Ein Teil der Originalexponate wurde für die Besucher zusammen mit einem Metallkünstler zum Befühlen nachgebildet.
Mittels eines Audio-Guides können Besucher die Ausstellung auch akustisch erfahren. Hierbei, so Bernhard Stegmann, Schulleiter vom Gymnasium bei St. Stephan in seinen Begrüßungsworten, sei das Anliegen der Schüler gewesen, die Ausstellung möglichst „barrierefrei“ zu gestalten. Deshalb wurden auch Beschriftungen der Tastobjekte in Blindenschrift verfasst. Das P‑Seminar erstellte zudem einen umfangreichen Katalog zur Ausstellung, der im Römischen Museum für 3,80 € erworben werden kann. Der Erlös kommt dem Deutsch-Indischen Kinderhilfswerk zugute, das sich unter anderem für die medizinische Versorgung von Kindern engagiert, die vom Erblinden bedroht sind.
Die Schüler hätten sich bei ihrer Arbeit, erklärte Katharina-Luise Link vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München, einem schwierigem Feld genähert. Denn die medizinischen Texte seien im altgriechischen bzw. lateinischen Original zu erschließen. Doch die Projektgruppe hätte diese Aufgaben „ganz wunderbar gemeistert.“ Begeistert zeigte sich am Eröffnungsabend auch Prof. Dr. Rolf Schneider, Emeritus des Instituts für Klassische Archäologie der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU), der die von der Graduiertenschule „Distant Worlds“ der LMU geleisteten Fördermittel in diesem Projekt gut angelegt sieht.
Die Sonderschau „Antike Chirurgie“ ist im Rahmen der Übergangsausstellung des Römischen Museums in der Toskanischen Säulenhalle des Augsburger Zeughauses bis 31. März von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr zu sehen.