Energydrink mit gefährlichen Nebenwirkungen
Kanalreinigung, Zeitung, Blumenladen, Notrufzentrale oder Fitnessstudio – ein Praktikum erweitert den eigenen Blickwinkel und man erlebt, was es heißt, in der Arbeitswelt sein Geld zu verdienen, so heißt es wohl. Doch dass es auch gefährlich werden kann, wenn man sich gleich mit einem ganzen Weltkonzern und mit dessen skrupelloser Chefin Mrs Lockson (herrlich fies gespielt von Eunike Sailer) anlegt, das hätten die Jugendlichen Molly, Polly, Spud, Damian und Michael (Lisa Werner, Leonie Zepf, Andrian Knöll, Henri Nappeé und Eric Tribus) um ihre Klassenkameradin Vicky (Elisabeth Nittka) nicht erwartet.
Butterbrezen schmieren und Getränke verteilen bei Lockson&Lockson, der Firma, die den hippen Energydrink „Liquidator“ vertreibt – das ist eigentlich ihre Aufgabe. Doch als sie das Laptop ihrer Chefin mit dem klebrigen, süßen Getränk versehentlich lahmlegt und ihren Hacker-Freund Ben bittet, den Schaden zu reparieren, finden sie brisante Daten. Nach und nach finden Vicky, Ben (Josias Merl) und Edgar (Leon Schwede) heraus, dass die Hochglanzfirma mit dem Drink für Sieger richtig viel Dreck am Stecken hat. Getestet wurde der „Liquidator“ nämlich an hilflosen Kindern in Kenia. Eines dieser Kinder liegt in einem Krankenhaus in Manchester im Sterben und so machen sich die drei Mutigen dorthin auf. Unnötig zu erwähnen, dass Lockson&Lockson das nicht so einfach hinnehmen kann und die Jugendlichen jagt. Doch mit Hilfe der pfiffigen Katkat (Annika Kigle), Praktikantin und Sängerin der Rockband „Snowy“, gelingt es, den Skandal öffentlich zu machen und den afrikanischen Jungen zu retten.
„Ocean’s Eleven für Jugendliche“
Rasant wechseln die Szenen, die Perspektiven sowie die Kostüme, ständig schlüpfen die Schauspielerinnen und Schauspieler in neue Rollen. Und Flaschen fliegen! Natürlich nicht im Publikum, sondern auf der Bühne, denn immer wieder drängt sich der „Liquidator“ ins Bild, wird konsumiert, angepriesen und beworben. Mit großer Spielfreude, gutem Timing und einem untrüglichen Gespür für Emotionen, die immer wieder zwischen Lachen, Betroffenheit und Trauer changieren, ließ sich das gesamt Ensemble auf die rasante Geschichte um den Skandal mit dem Weltkonzern ein. „Ocean’s Eleven im Jugendformat“ eben, wie Hubert Filser von der Süddeutschen Zeitung den Roman 2016 rezensierte.
Kurzweilig inszeniert von Spielleiterin Elke Sandler und gut erzählt ist die Geschichte nach dem Roman von Andy Mulligan, doch nicht in allen Wendungen und Facetten glaubhaft. Manchmal gibt es ein bisschen zu viele Zufälle. Mehr als wettgemacht werden diese kleinen Unebenheiten im Plot durch die vielen eingestreuten Songs wie Tears in Heaven, Jailhouse Rock, Creep oder We are the world, mit denen die Rockband (Marie Wörle, Anna Strohmayr, Bianca Beer und Philipp Rüth) der Inszenierung und diesem Abend eine ganz besondere Stimmung verlieh.