Zurück in den Sommer – Griechenland 2017
Die Reise begann für unsere Schüler eigentlich nicht erst, als sie einen „Reiseführer Griechenland“ oder diverse „Führer durch die archäologischen Stätten von …“ studierten und Referate vorbereiteten, die sie im Schatten einer Zypresse gegen das schrille Geschwätz der Zikaden anredend vortragen wollten, nicht erst, wenn sie von Vorfreude auf Sonne, Meer und das Beisammensein mit den anderen erfüllt ihre Koffer packten, oder beim Besteigen des Busses zum Flughafen. Diese Reise begann viel früher – im Klassenzimmer, wo man immer wieder Sätze wie „Das sehen wir uns dann in Delphi an!“ o. Ä. gehört hatte. Das Strahlen in den Augen der Lehrer bei Erzählungen von ihren eigenen Begegnungen und Glücksmomenten auf ihren Griechenlandreisen war geeignet gewesen diese Vorfreude früh anzulegen und in den folgenden Jahren immer weiter auszubauen.
In aller Herrgottsfrüh hob dann endlich unser Flugzeug Richtung Kalamata (Peloponnes) ab, wo die diesjährige Rundreise ihren Anfang nahm. Bei deutlich freudlicheren Temperaturen, als Zuhause herrschten, wurden erst einmal die Pullover abgelegt und die kurzen Hosen aus dem Rucksack gekramt. Dann gab es einen warmherzigen Empfang durch Manos Skantzos, unseren Reiseveranstalter, der der Reisegesellschaft mit seiner humorigen und verständnisvollen Art rasch einen Vorgeschmack auf die berühmte griechische Gastfreundlichkeit gab. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich aber auch nicht lumpen lassen und überreichten dem völlig perplexen Manos zur Begrüßung ihre Geschenke, der hatte nämlich an unserem Ankunftstag Geburtstag!
Somit nahm die Besichtigungstour dank des praktischen Starts in der Nähe von Kalamata ihren Anfang in Mystras, einem mittelalterlichen Städtchen mit Kirchlein und Klösterchen, wunderhübsch am Berghang gelegen, von dem herrliche Aussicht zu genießen war. Der erste Tag konnte dann mit der Besichtigung des Palamidi, der Burg von Nauplio, und einem erfrischenden Bad am Stadtrand beschlossen werden.
Am nächsten Morgen startete unsere Tour nahe Agamemnons Städtchen Argos im Hera-Heiligtum. Hier erinnerte man sich an die Geschichte von Kleobis und Biton und konnte sich eine Vorstellung machen, was es bedeutet haben muss, mit menschlicher Muskelkraft einen altertümlichen Bauernwagen aus schwerem Holz viele Kilometer weit von der Stadt bis hinauf zum Tempelbezirk zu ziehen. Wahrlich eine respektable Leistung!
Von Argos war es dann nicht weit bis Mykene. Hier wurden Homerkenntnisse aufgefrischt und archäologische Fachbegriffe wie „Tholosgrab“ und „Gräberrund“ erläutert sowie die Baukunst der mykenischen Hochkultur bestaunt, die tonnenschwere Steinquader zu stabilen „Kyklopen-Mauern“ aufzutürmen wusste. Auch die Mittagspause war mit Kultur angereichert: wir besuchten den Künstler Stelios, der neben Vasenrepliken aussagekräftige Skulpturen und wunderbare Möbel aus Schrott fertigt und nebenbei eine kleine Kantine betreibt. Als letzte Station des zweiten Tages schlossen sich das Asklepieion und das Theater von Epidauros an.
Auch der folgende Reisetag von Nauplio nach Athen war reich mit Besichtigungsstopps gespickt. Zunächst begaben wir uns in die Gegend, wo Herakles den Löwen besiegt haben soll und machten zunächst einen Rundgang im Zeusheiligtum von Nemea. Im dortigen Stadion, wo heute wieder regelmäßig Spiele ausgetragen werden, fand auch ein Wettrennen statt. Anschließend wurden wir in der nahegelegenen Weinkellerei Bairaktaris durch die Produktionsräume geführt und erfuhren Interessantes über die Herstellung von Qualitätsweinen. Nun ging es weiter nach Korinth. Dort genossen wir ein feudales Mittagessen mit Aussicht auf die Ausgrabungen, das zu verdauen wir auf der Weiterfahrt nach Kap Sunion Zeit hatten. Hier war wieder Gelegenheit zum Schwimmen und Ausruhen, bis wir uns pünktlich zum Sonnenuntergang beim Poseidontempel einzufinden hatten. Zu später Stunde erreichten wir schließlich die griechische Hauptstadt, was Manos als leidgeplagter Athener mit dem Ausruf „Welcome to the Jungle!“ kommentierte.
In Athen bestiegen wir am folgenden Vormittag zunächst schweißgebadet die Akropolis und drängelten uns tapfer durch die Touristenmassen, was es einem etwas erschwert, eine dem geschichtsträchtigen Ort angemessen andächtige Stimmung aufkommen zu lassen. Dies fiel der Reisegesellschaft jedoch im hochmodernen und kühlen Akropolismuseum deutlich leichter. Die großartigen Skulpturen der archaischen und klassischen Epoche greifbar nah vor sich zu sehen, war ein bewegendes Erlebnis. Später hörten wir am Areopag die Rede des Paulus an die Athener und erklommen dann den Hügel, um dort einem Referat über die Agora zu lauschen, die wir anschließend im Bewusstsein, auf Sokrates‘ Fußspuren zu wandeln, durchquerten. Nun stand einem Spaziergang durch das Marktviertel Monastiraki und einer Kaffeepause mit leckeren Kuchenspezialitäten in einem traditionsreichen Studentencafé nichts mehr im Wege. Den Abend verbrachte die Gruppe in der Plaka, dem Vergnügungsviertel am Fuß des Akropolishügels, wo es mit gemütlchen Restaurants, bunten Bars und Andenkenlädchen viel zu sehen gab.
Vor unserer Weiterfahrt nach Delphi besichtigten wir am folgenden Morgen ausgiebig das Nationalmuseum, das neben der ständigen Ausstellung von hochberühmten Kunstwerken aus allen antiken Epochen auch eine Sonderausstellung zur Odyssee bereit hielt. Danach krabbelten wir wieder in unseren klimatisierten Bus und machten uns auf den Weg nach Theben, um dem wunderbaren dortigen Museum einen Besuch abzustatten, in dem es u.a. viel über die Silbenschrift „Linear B“ zu erfahren gibt. Auch in Dystomo, einem der vielen Märtyrerdörfer Griechenlands aus der NS-Zeit, hielten wir an und gedachten der Opfer der grauenhaften Exzesse der Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs an der griechischen Zivilbevölkerung.
Nach einem ausgiebigen Besuch in den Ausgrabungsstätten und im Museum von Delphi brachte uns Manos am folgenden Tag zu unserem Hotel in Kaiaphas nahe Olympia. Dort überraschten Florian Ehrenwirth (Gesang) und Johannes Bettac (Klavier) die Gruppe mit einem extra einstudierten musikalischen Programm, das aus Couplets der Zwanzigerjahre bestehend die Zuhörer aufs Köstlichste unterhielt und belustigte.
Den letzten Tag unserer Rundfahrt verbrachten wir vormittags in Olympia. Auch hier ließen sich etliche Athleten auf einen Wettlauf ein, an dessen Ende ein Doppelsieg zu beklatschen war: Joachim Eberhardt bekam als siegreicher Läufer von Nemea und Olympia einen doppelt gewundenen Olivenkranz aufs Haupt gesetzt. Nach unserer Weiterfahrt nach Kalamata genossen wir am Ende noch einige Stunden Sonne, Meer und griechische Küche, bevor am nächsten Morgen der Rückflug anstand.
Nach dieser rundum gelungenen Reise in einer harmonischen Gruppe mochte niemand so recht nach Hause in den Alltag zurückkehren, aber zumindest nehmen wir großartige Eindrücke, die Wärme der griechischen Sonne und immer freundliche und fröhliche Menschen, denen wir begegnen durften, im Herzen mit.