Adventsgedanken vom 17. Dezember
Der Anstoß einer Predigt
In der Sonntagsmesse predigte unser alter Pfarrer wie jede Woche. Aber diesmal sorgte seine Predigt für großes Aufsehen. Es ging um die Erhaltung unserer Traditionen. Zunächst hielt ich das Thema für banal, aber auf irgend eine Weise packten mich seine Worte besonders.
Pater H., unser Priester, kommt aus Altbayern und spricht einen sehr harten Dialekt. Er fing mit der Eröffnung unseres örtlichen Christkindlmarktes an: Der sollte, wie man so hört, jetzt nicht mehr Christkindlmarkt oder Weihnachtsmarkt heißen, sondern eben bloß noch „Wintermarkt”.
Dann, schon spürbar in Rage gesprochen, meinte er zürnend, dass mittlerweile auch am Beginn des sommerlichen Volksfestes mit dem Blaskapellenumzug „herumgebessert” werde, da all das angeblich völlig veraltet sei. Dass unsere Traditionen, die wir von Geburt an pflegen, verschwinden, regte ihn furchtbar auf.
Mir fehlte der Gedanke, dass wir Menschen heute doch auch andere Lebensumstände als zur Zeit unserer Großeltern haben und dass da nicht nur alles verschwindet, sondern auch ganz neue Traditionen und Sitten entstehen.
Jetzt stellt sich mir die Frage, die gut zum Advent – der Zeit der „Ankunft” – passt: Ist es wirklich beängstigend, wenn alte Traditionen abgelöst werden durch neue?
Entstanden in der Schreibwerkstatt „Adventsgedanken” der Jahrgangsstufe 10