12 Stunden „Rainkultur“ mit dem Lechhansl
Wessobrunn: Ja, kennt man!(?) Vilgertshofen: Vielleicht auch noch. Aber Stadl? Issing? Pflugdorf? Oder auch Thaining? Wo man schon fast eine Wanderkarte braucht, um die Orte zu finden?
Sicherlich kann man auch leben, ohne von den Werken Johann Baptist Baaders gehört oder gar gesehen zu haben – der Lechhansl, wie er oft despektierlich (oder auch liebevoll) genannt wurde. Wer aber dabei war beim diesjährigen Tagesausflug des Fördervereins, der sieht den östlichen Lechrain südlich von Landsberg mit sehenderen Augen und mit Bewunderung für die Kulturleistung dieser doch oft recht kleinen Ortschaften. Geadelt durch das Wirken ihres großen einheimischen Meisters der Fresken- und Tafelmalerei, der bis Schlehdorf und vor allem auch Polling tätig war. 2017 wurde Johann Baptist Baaders Wiederentdeckung zu Recht anlässlich seines 300. Geburtstages gefeiert.
Und wenn diese Werke – wenn auch nur in kleiner Auswahl – durch so kompetente und begeisterte Kenner wie „unseren“ Professor Franz Bernhard Weißhaar und seine Gattin, die Kreisheimatpflegerin Dr. Heide Weißhaar-Kiem erklärt werden, wird er nicht nur wiederentdeckt, sondern wieder lebendig, und man meint neben ihm bei der Arbeit zu stehen. Und man riecht förmlich die Schlachthausgerüche in der Malerwerkstatt Johann Bergmüllers von 1735 im Obergeschoss der Augsburger Stadtmetzg, wo Johann Baptist Baader seine gediegene Ausbildung genoss; oder man schweift mit ihm Neues erheischend durch Italien, wo er für „sein“ Rokoko begeistert wurde.
Uns führte der Ausflug vom Geburtsort Lechmühl über Stadl und Pflugdorf nach Issing und Wessobrunn. Daneben wird uns allen auch Thaining mit seinem Rochlhaus und insbesondere mit seinem reich und bis ins Detail liebevoll ausgestatteten Barockjuwel St. Wolfgang unvergesslich in Erinnerung bleiben, das uns in unglaublicher Lebendigkeit die Kirchenführerin Frau Franziska Ostner in originaler Mundart wie ihr persönliches Schatzkästlein präsentierte und zum Leuchten brachte.
Ein ganz herzlicher Dank gilt deshalb unserem Organisatoren-Trio Dr. Ferdinand Reithmeyr und Ehepaar Weißhaar, das uns auch dieses Jahr wieder zielsicher so manche weiße Flecken in der persönlichen Kulturlandkarte in herrlich bunte Farbtupfer zu verwandeln vermochte, heuer in ein echtes Lechrain-Ornament (wie am Rochlhaus in Thaining), und das gemütliche Beisammensein und das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen ließ.