Absolvia 2018: Die Grenzgänger
An einer Grenze stehen die 103 Schülerinnen und Schüler, die sich in diesem Jahr erfolgreich den Abiturprüfungen gestellt haben und am 29.6. im Rahmen einer fröhlichen Feier ihr Abiturzeugnis erhielten. Sie stehen nun an der Grenze zwischen dem Leben als Schüler und dem, was danach kommt: „Grenzgänger“ eben.
Über Grenzen und Grenzerfahrungen sprach Schulleiter Bernhard Stegmann und forderte auf, über diesen Begriff gemeinsam nachzudenken. So rekapitulierte er persönliche Erfahrungen beim Überqueren von Ländergrenzen, die es noch vor 20 Jahren auf einer Reise nach Italien zu passieren galt, wo man sich in lange Staus vor dem Schlagbaum einreihen und dem Grenzer seinen Pass vorzeigen musste, immer mit leicht mulmigem Gefühl. Doch er betonte auch, dass Grenzen uns Sicherheit bieten können und unsere Freiheit erst erfahrbar machen. Zusammengefasst – das Ausloten und Definieren der eigenen Grenzen ist für jeden immer wieder neu zu bewerkstelligen und damit eine lebenslange Aufgabe.
In ähnlicher Weise appellierte Stadtrat Max Weinkamm, der für die Goldene Absolvia sprach, an die Schülerinnen und Schüler. Den Bogen ins Jahr 2018 schlug er nach einem kurzen Streifzug durch die „wilden 68er“, die damals mit Studentenprotesten in Deutschland, dem Ende der Rassentrennung in den USA und der für ihn prägenden Erfahrung des neuen Fachs Sozialkunde im Unterricht Grenzen sprengten. Um Grenzen zu überwinden, sei es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen, Argumente auszutauschen und so im ständigen Diskurs Lösungen zu finden, Lösungen für „gigantische“ Probleme, die es in der heutigen Welt zu bewältigen gilt: Terror, Klimaschutz, den Erhalt und Ausbau der Europäischen Union sowie das Flüchtlingsproblem, das derzeit das Land spaltet.
„Die Kamele gehen, die Scheichs bleiben.“
Unter dieses Motto – dem Abi-Shirt dieses Jahres abgelauscht – stand die Ansprache des Fördervereins, die Dr. Matthias Kober hielt, Dekan der juristischen Fakultät an der Universität Augsburg, in der er darauf hinwies, dass der Sachaufwandsträger dem Gymnasium des Öfteren seine finanziellen Grenzen aufzeigt. So luden Kober (Abs. 1987) und Johannes Hösle (Abs. 2013) die künftigen Altstephanerinnen und Altstephaner dazu ein, dem „Club der Scheichs“, einer Metapher für den Förderverein, beizutreten und so die Grenzen des Alltags für die Schülerinnen und Schüler durch die finanzielle Unterstützung verschiedener Projekte auszudehnen.
Erstmalig sprach Oberstufenkoordinator Peter Raffler für das Kollegium und legte den Abiturientinnen und Abiturienten nahe, sich im Leben einzubringen, herauszutreten aus der Menge, denn nur so könne man sie in ihren Stärken und Besonderheiten kennenlernen.
Grenzenlose Freude, grandioser Humor und viel Dankbarkeit
Eine persönliche, schulische und vor allem humorvolle Rückschau hielten Joshua Wölfel und Serge Mateso, die für die diesjährige Absolvia sprachen. Da hatte sich ein kluges Gespann zusammengefunden, der Älteste und der Jüngste des Jahrgangs, die nun dankbar auf Erlebtes und Erreichtes zurückblickten, wobei auch Schwierigkeiten und Tiefpunkte aufgegriffen wurden. Doch ihre grandios-humoristische Version des Gymnasiums bei St. Stephan in 20 Jahren begeisterte die Zuhörer und ließ spüren, wie sehr sie sich mit der Schule und den Lehrern verbunden fühlen. Da begegnen sie am Tag der Offenen Tür dem Schulleiter im Apple-Suit, Herrn Ferber, der immer noch den Keller aufräumt, oder Herrn Großhauser, der nur noch seinen Roboter im Star-Wars-T-Shirt zum Unterricht schickt und selbst auf den Malediven weilt.
Neugewonnene Freiheit für Eltern
Für die Eltern sprach Jürgen Schulze-Ferebee, der vor allem einen Gedanken in den Mittelpunkt stellte: „Wir sind frei.“ Damit meinte er frei vom nervenaufreibenden Mitfiebern bei Prüfungen, Motivationstiefs und Sprechstundenterminen, die auch Eltern währen der Schulzeit ihrer Kinder immer wieder an ihre Grenzen bringen konnten.
Das Fest endete mit einem Stehempfang im Neubau der Schule, wo es kulinarische Köstlichkeiten von den Müttern der Gesunden Pause gab und reichlich Raum für Begegnungen und Gespräche über die Grenzen hinweg zwischen Schülern, Lehrern und Eltern.