Griechenlandaustausch mit Prädikat: Unvergesslich
Es ist schwer, einen knappen Artikel über einen Austausch zu schreiben, wenn dieser zu bunt und erlebnisreich gewesen ist, als dass man ihn auf einen Text eindampfen könnte, der nicht die Länge eines Romans übersteigt. Deshalb werden hier die verschiedensten Impressionen als kurze Streiflichter geschildert.
Die Reisegruppe
bestand aus elf Schülern der neunten Jahrgangsstufe, Frau Reichelt und Frau Spielberger. Das klingt erst einmal nach nichts Außergewöhnlichem, ist aber genau die richtige Personenkombination, um kurzweilige Gespräche entstehen zu lassen, egal ob über weltpolitische Themen oder Banalitäten des alltäglichen Lebens.
Das Ziel
war die Stadt Ioannina im Norden Griechenlands, in der Nähe der Grenze zu Albanien. 120.000 Seelen umfasst die Hauptstadt der Region Epirus, aber trotzdem ist sie recht gemütlich. Viele Distanzen ließen sich zu Fuß zurücklegen, da die meisten Austauschschüler mit ihren Gastfamilien sehr zentral wohnten. Ioanninas Aufbau ist vielen Städten der Mittelmeerländer ähnlich: Enge, holprige Straßen mit vielen Läden, die vor allem Essen und Bekleidung verkaufen, die größeren Straßen sind dagegen meist Alleen mit den typischen Straßenkiosken.
Die Hinfahrt
dauerte in ihrer vollen Länge zehn Stunden. Zuerst ging es mit dem Flieger von München nach Thessaloniki, von dort noch einmal mittels Bus vier Stunden nach Ioannina. In mit Vorfreude durchsetzter Müdigkeit ließ sich die Zeit auch dank Quizspielen und Gesprächen leicht ertragen. Viele klinkten sich aber bald aus und hörten Musik, auf der finalen Fahrt nach Ioannina waren sogar Schnarcher aus dem hinteren Teil des Kleinbusses zu vernehmen, der uns an unser Ziel bringen sollte.
Die Austauschpartner
und ihre Familien sind allesamt von einer atemberaubenden Herzlichkeit und immer besorgt, dass einem vielleicht etwas fehlen könne. Sie sind allesamt Schüler des experimentellen Modellgymnasium Sosimäas, auf der auch Deutsch auf dem Stundenplan steht. Trotzdem fanden die meisten Gespräche auf Englisch statt, weil es für alle am bequemsten war. Einige der Griechen erwiesen sich aber als sehr gelehrig, was deutsche Wörter angeht und können jetzt das Wort „Rindfleischettikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“ (das nebenbei tatsächlich von 2000 bis 2013 in Mecklenburg-Vorpommern unter einem noch längerem Namen galt) aufsagen.
Das Wetter
war eher durchwachsen. Es gab zwar einige sonnige Phasen, die aber in regelmäßigen Abständen von kurzen Schauern unterbrochen wurden, weshalb der Regenschirm auch immer mitgenommen werden musste. Dieses Wetter ist für die Region aber nicht untypisch, die heiß brennende Sonne zeigt sich eher bei Ausflügen ans ionische Meer bzw. weiter südlich.
Die Ausflüge
ergaben immer genügend Möglichkeiten für Fotografien. Frau Spielberger war sehr engagiert dabei, uns für Gruppenbilder zu versammeln und schoss deshalb auch genügend davon. Bilder, auf denen wirklich alle vorteilhaft dreinblicken, sind leider nicht überliefert. Abgesehen vom Fotografieren wurden die Ausflüge, die uns u. a. zur riesigen Vikos-Schlucht im Zagori-Gebirge, der byzantinischen Zitadelle Ioanninas mit Namen „Its Kalé“ und auf die Insel Nisi im nahegelegen Pamvotis-See führten, für allerlei Gespräche und Blödeleien genutzt – auch beziehungsweise vor allem zwischen den Sprachgruppen.
Die besuchten Museen
waren thematisch breit gefächert: von der Silberschmiedekunst über Archäologie bis zum naturkundlichen Museum des Pamvotis-Sees. Das letztere gab unter dem diesjährigen Motto „Wasser“ Einblicke in die Tradition des Fischfangs, in Flora und Fauna des Sees sowie die bestehenden Umweltprobleme.
Die deutsch-griechische Geschichte
ist auf Grund der Kriegsverbrechen zur Zeit der deutschen Besatzung Griechenlands durch die Wehrmacht ab 1941 schwer belastet. Wie jede Gruppe des Austauschprogramms besuchten wir das Denkmal, das im Dorf Lingiades daran erinnert, dass dieser Ort 1943 als Racheakt von der 1. Gebirgs-Division der deutschen Wehrmacht beinahe komplett ausgelöscht worden ist. Mehr als 80 Dorfbewohner wurden dabei ermordet. Wir rezitierten in Gedenken an Tote und Überlebende ein griechisches Gedicht und legten dort Rosen ab.
Andere Aktivitäten
führten uns unter anderem auch in die Höhle von Perama, eine Tropfsteinhöhle, wo wir die verschiedensten Steinformationen beobachteten, die zum Teil wie einer fremden Gedankenwelt entsprungen wirkten. Die in Teilen nicht einmal mannshohen Decke hinterließ beim Autor dieser Zeilen ebenfalls bleibende Eindrücke – in Form einer Beule. Weil das Motto des Austausches dieses Jahres „Wasser“ war, führte uns unser Weg auch in die dort ansässige Mineralwasser-Abfüllanlage des Brunnenunternehmens „Vikos“, einer der größten Trinkwasserabfüller Europas, wo wir einerseits unter ohrenbetäubendem Lärm die Entwicklung unverarbeiteten Plastiks zu PET-Flaschen sowie die Abfüllung des natürlichen Quellwassers zum fertig verpackten Wassserflaschen-6er-Pack miterleben konnten.
Musik und Tanz
standen am letzten vollen Tag an. Unsere Kenntnisse aus dieser Tanzstunde durften wir am Abend beim Abschiedsessen unter Beweis stellen und dabei stellten wir uns gar nicht so schlecht an, wie man zuerst hätte meinen können.
Die Heimfahrt
begann nicht ohne Tränen. Die deutschen Austausch-Damen – wie auch die griechischen – wurden bei der Verabschiedung nämlich recht emotional und stiegen erst in den Bus, als alle mehrmals umarmt und die Augen schon gerötet waren. Nachdem alle Tränen getrocknet waren, begannen wir mit den Lehrkräften die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen und erwarten nun voller Vorfreude das baldige Wiedersehen unserer griechischen Freunde in Augsburg.