„Auf ein Neues!“ – Die Altstephaner musizieren
Nach zwei langen Jahren der Pandemie, die nicht nur an St. Stephan Aufführungen und Aktivitäten von Chor, Orchester und Co. unmöglich machte, ist es eine große Freude, den musikalischen Frühling mit einem ganz besonderen Ereignis einzuläuten: Seit vielen Jahren kommen die Söhne und Töchter unserer Schule erneut zusammen, um ihr musikalisches Können gemeinsam unter Beweis zu stellen. Nachdem die liebgewonnene Tradition des Altstephaner-Konzertes nun zweimal ausfallen musste, waren Freude und Motivation dieses Jahr größer denn je.
Mit Haydns meisterhafter „Missa in tempore belli”, bekannt als „Paukenmesse”, Schuberts Symphonie Nr. 3 und vielen weiteren Stücken boten der Gottesdienst in der Abteikirche St. Stephan und das Konzert im Kleinen Goldenen Saal eine eindrucksvolle Auswahl musikalischer Schmankerl. Dieses Mammutprojekt wäre allerdings kaum stemmbar gewesen ohne Pater Anselm, das musikalische Urgestein St. Stephans par excellence, das mit einem endlosen Aufgebot an Engagement, Kontenance und ubiquitärer Passion für das Projekt aufwartete. Chor- und Orchesterleiter Dr. Ulrich Graba, für diese Zeit von seinem Dirigenten-Posten erlöst, gesellte sich indessen als erste Geige zum Orchester.
Bereits die Proben waren dabei von einer Atmosphäre familiärer Zusammenkunft geprägt – selbst für Neulinge des Jahrgangs 2021, die sich unter Pater Anselms weiser Leitung schnell in die freundliche Gemeinschaft von Chor und Orchester einfanden. Jede Nervosität verflog schnell, wenn Pater Anselm einen schelmischen Kommentar à la „I hob dir scho vor fuffzig Johr gsagt, du sollsch dei Cello verbrennen“ losließ oder er in Nostalgie über den Sieg in einem internationalen Chorwettbewerb schwelgte, den St. Stephan unter seiner Leitung 1975 in Spanien errang.
Über zwei Tage voller Proben hinweg erwies sich die Zusammenarbeit erst völlig fremder Musikanten als ausgezeichnet. Wie bei allen großen musikalischen Projekten setzten nach kurzer Zeit nicht nur großartige künstlerischer Kooperation, sondern auch jene tief familiäre Atmosphäre ein, die nur aus der Bewältigung eines gemeinschaftlichen Unterfangens erwachsen kann. Selbstverständlich besteht bereits eine Bindung: Der Besuch einer gemeinsamen Schule, zu der so mancher noch siebzig Jahre später zurückkehrt, um mit anderen musikbegeisterten Absolventen aller Altersklassen zu konzertieren.
Schließlich läuteten die Kirchenglocken den Gottesdienst und somit die erste Aufführung ein. Pater Emmanuel wies am Anfang des von ihm gehaltenen Gottesdienstes darauf hin, dass die begleitende „Messe in Zeiten des Krieges“ nun unglücklicherweise im Kontext allzu naher Konflikte ertönen muss und schloss die Opfer des Ukraine-Konfliktes in die Fürbitten der Andacht ein, die neben Chor und Kammerorchester auch von einem Organisten begleitet wurde, der die gespielten Kirchenlieder mit frappierenden Jazzimprovisationen zu verfeinern mochte, sehr zum Amüsement aller Beteiligten.
Nicht weniger prall gefüllt als die Kirche war am Sonntagnachmittag der Kleine Goldene Saal, in dem der Chor mit dem „Agnus Dei” aus der Paukenmesse die Einleitung für die großartigen folgenden Aufführungen schuf: Darunter Klarinettenkonzerte, Arien, Stücke des Gitarrenensembles und vieles mehr.
Unter dem Impuls „Ergo Bibamus” fand schließlich ein geschäftiger Tag seinen Abschluss in der Maxklause, dem Stammlokal stephanischer Post-Concert-Rekreation.