Aufenthalt in Traumgestalt
An einer Schule ist immer ein Kommen und Gehen! Und wo Altes geht, kann überraschendes Neues kommen. Nach dem Leerstand der ehemaligen Hausmeisterwohnung hat es durchaus lange gedauert, aber am 26. April 2024 konnte dort ein neuer und wirklich überraschend schöner Aufenthaltsbereich eingeweiht werden. „Das ist das einzige Gymnasium in Schwaben, an dem Ganztagsräume von einem Raumdesigner gestaltet sind!” Mit diesem Satz fasst Eva Riegger, Koordination der Ganztagsschulangebote an Schwabens Gymnasien, schon einmal Wesentliches zusammen.
Die Reihe der Gäste zeigte sinnbildlich, was sich in diesem Umbau- und Neunutzungskonzept vernetzt hat. Martina Wild, dritte Bürgermeisterin und Bildungsreferentin der Stadt Augsburg, fasste den – unzweifelhaft auch holperigen – Weg in ihrer Ansprache nochmals zusammen. Die Entscheidung, aus der ehemaligen und ungenutzten Hausmeisterwohnung einen Aufenthaltsbereich zu gestalten, war schon lange gefallen. Erst mit Hilfe von Altstephaner Elias Puhle vom Baugeschäft Gleich Bau in Göggingen kam die nötige Dynamik in den Prozess: Die Zusage, die Raumschale – mit Abbruch‑, Installations- und Putzarbeiten – zu sanieren, versetzte die Stadt Augsburg in die Lage, mit ins Boot zu kommen. Als allerdings im Putz Asbest gefunden wurde, drohte Stillstand. Aber mit einem Schadstoff-Sanierungsprogramm kam die völlige Entkernung der Räume zustande. Elias Puhle und Gleich Bau mussten allerdings mit einer Art „Neuaufbau” ans Werk gehen.
Martina Wild bezifferte die Summen: Die Stadt Augsburg hat rund 120.000,– € investiert, Gleich Bau rund 80.000,– €. Entstanden sind zwei schöne, lichtdurchflutete Aufenhaltsräume mit Küchenzeile, Computerbereich und Spiel- und Arbeitsflächen, dazu ein Büro für den Offenen Ganztag und ein neues Hausmeisterbüro.
Die „Krönung” setzte Innenausstatter Francesco Bergamo, ebenfalls Altstephaner und auch international tätiger Hotel- und Raumdesigner, den Räumen auf: Sein Ausstattungskonzept setzt auf Vintage und Upcycling. Mit alten Jeanshosen aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler gestaltete er Sitzbänke und Kissen, ein Riesenregal aus den Kunsträumen wurde als Blickfang in den Hauptraum eingepasst und ausgemusterte Land- und Lernkarten zieren die Wände. Dazu kommen hippe Stapelmöbel, bewegliche Tische, eine Chill-Area mit indischen Stoffen und eine Pinnwand aus Mausefallen. Ergänzt wird dieses Farb- und Materialkonzept mit einer Küche, die ebenfalls ein Altstephaner als Spende beigesteuert hat.
Bildungsreferentin Martina Wild betonte Geduld und Beharrlichkeit, die zum Ziel geführt hätten. Gemeinsam, im Schulterschluss zwischen Stadt und Schule, sei nun geglückt, was manchmal nahezu unmöglich schien. Das Raumkonzept sei aber nicht nur „chic”, es greife auch St. Stephans Bemühungen auf, als „Prima-Klima-Schule” und „Plastikfreie Schule” Räume und Ausstattung neu zu denken.
Schulleiter Alexander Wolf hob in seiner Rede ebenfalls das Zusammenwirken der vielen Beteiligten hervor, ergänzte dabei aber auch noch die Rolle des Fördervereins, des Elternbeirates und der Elterngruppe der „Gesunden Pause”, durch die der Innenausbau erst finanzierbar geworden sei. Den Räumen, die von den Kindern der Offenen Ganztagsschule jeweils nachmittags genutzt werden, sagt er eine multifunktionale Zukunft voraus: Auch ein Aufenthaltsangebot für die Oberstufe werde hier möglich, ebenso ein ansprechendes Ambiente für Projekte und Präsentationen.
Gestaltet wurde die familiäre Feier, zu der auch Mitglieder des Bildungsausschusses und Schulleiter benachbarter Gymnasien gekommen waren, von einer Jazzcombo, die mit loungiger Musik die Einweihung rahmte. Und drei Mädchen aus den Reihen der Ganztagskinder brachten auf feinfühlig-witzige Weise ihren Dank zum Ausdruck: „OGS-tv” interviewte eine – fiktive – Schulleiterin und die Pipsi, die Schulmaus, die sich vor allem vor den Mausefallen fürchtete. Schließlich luden die Mädchen noch alle Gäste ein, ein gemeinsames Lied zu singen, was die Festrunde freudig-lustvoll mitmachte: „Hier macht’s Spaß, sich aufzuhalten, | frohe Zeiten zu gestalten! | Ist um vier die Schule aus, | geh’n wir gar nicht schnell nach Haus!”
Den kirchlichen Segen erteilten in ökumenischer Verbundenheit Abt Theodor Hausmann und Pfarrer Bernhard Sokol aus dem Lehrerkollegium von St. Stephan. Mit dem Psalm 121 in der Übertragung von Arnold Stadler erbaten sie den „Geleitschutz” Gottes für die neuen Räume und ihre Nutzer und brachten den für eine Schule so spezifischen Gedanken zu Gehör: „Er behüte dich beim Kommen und Gehen, heute und immer!”