Beglückende Begegnungen
Nach einer langen Anreise mit Sammeltaxi, Flugzeug und Kleinbus kamen wir am Mittwochabend ein wenig erschöpft, aber vor allem neugierig vor dem Protypo Peiramatiko Gymnasio Sosimaias Scholes in Ioannina an. Liebevoll und herzlich wurden wir von Lehrkräften, Eltern und natürlich den griechischen Schülerinnen und Schülern empfangen, die ihre Gäste mit weißen Rosen und einer freundschaftlichen Umarmung begrüßten. Schnell spürte man, wie jedes Eis schmolz und sich die Jugendlichen, die schon seit geraumer Zeit über moderne Kommunikationswege miteinander in Verbindung standen, rasch verstanden und Sprachbarrieren bald überwunden waren. In den nächsten Tagen sollten wir das Leben in den Familien, die Schule, die lebendige und kulturell vielseitige Stadt und ihre atemberaubende Umgebung kennenlernen.
Vielseitiges Programm in Ioannia
Durch mediale Präsentationen erhielten die Jugendlichen einen guten Eindruck vom Schulleben in den beiden Gymnasien und wir gewannen im Laufe der Tage interessante Einblicke darin, wie in Griechenland das Altgriechische auch durch den intensiven Einsatz von Medien vermittelt wird. Wir probten in Begleitung einer Musikgruppe ein epirotisches Volkslied und lernten in der Sporthalle in großer Runde den dafür typischen Tanzschritt, was für große Heiterkeit und viel Freude sorgte.
Völkerverständigung und Zeit zum Gedenken
Wir beschäftigten uns aber auch mit einem sehr traurigen Thema, dem Massaker, das eine deutsche Militäreinheit in dem Dorf Lingiades, das malerisch an einem Berghang oberhalb von Ioannina liegt, verübt hat. Nachdem wir durch eine Präsentation über das Geschehen informiert worden waren, besuchten wir die Gedenkstätte und pflanzten dort einen Olivenbaum als Zeichen der Völkerverständigung. Einen weiteren Baum setzten wir in eine kleine Grünfläche im Schulhof unserer Partnerschule und auch eine Wand im Schulgebäude ziert nun ein artifizieller Baum, dessen Kontur sowohl die individuellen Wünsche für eine gute Zukunft als auch die Hände der einzelnen Personen bilden. Mit der gesamten Schule verbrachten wir einen wunderschönen Exkursionstag auf Korfu, die Austauschschüler besuchten die uralte Orakelstätte von Dodona und das Museum für zeitgenössische Kunst „Theodoros Papagiannis“, in dessen landschaftlich spektakulärer Umgebung ebenso Großplastiken des Künstlers unter freiem Himmel zu bestaunen sind. Am Abschiedsabend speisten wir mit den Eltern und einem Großteil des Lehrerkollegiums in einer stilvollen Taverne und konnten zu den Klängen einer Liveband unsere neu gelernten Tanzschritte im fröhlichen Kreis erproben. Nach einem ergreifenden Abschied traten wir am Morgen des folgenden Tages den Heimweg an, auf dem wir noch die makedonischen Königsgräber in Vergina besichtigten.
Herzliches Willkommen der griechischen Gäste
Voller Vorfreude und mit kleinen griechischen Fähnchen ausgestattet, durften wir unsere griechischen Gäste gut zwei Wochen später am Samstagabend vom Flughafen München abholen und in die Arme schließen. Natürlich war es nun unser großes Anliegen, auch unseren griechischen Freunden eine unvergessliche Woche zu bereiten und ihnen die Schönheiten Augsburgs und Bayerns und das Leben in einer deutschen Familie vorzustellen. Bereits am folgenden Tag besuchten wir den Park und das Königsschloss in Linderhof und aßen gemeinsam in einer bayerischen Gaststätte in Ettal. Am Abend erwartete unsere Gäste eine nicht alltägliche Überraschung, da die meisten Gastschüler(innen) ihre Partner zum Abschlussball einer Tanzschule begleiten durften. Am Montag wurden „unsere“ Griechen von der Schulleitung herzlich willkommen geheißen und durchliefen im Laufe der Woche ein facettenreiches Schulprogramm, das unter anderem Geschichts‑, Deutsch- und Geographiestunden, eine Analyse des Filmes „Alexis Sorbas“, ein kleines Theaterprojekt um den Nonsenstext „Das große Lalula“ und einen Besuch im schuleigenen Planetarium umfasste. Als Sinnbild der Völkerverständigung bastelten die Jugendlichen in einem Kunstprojekt kleine Lampions, indem sie mit Gedichten bedruckte Papiere in den griechischen bzw. bayerischen Landesfarben falteten. Auf einer Tagesexkursion besichtigten die Austauschschüler wichtige Sehenswürdigkeiten Münchens, die auch im Deutschlehrgang, den sie im Unterricht verwenden, hervorgehoben sind. Ein tief berührendes Erlebnis stellte für unsere griechischen Gäste der Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau dar, der vor Augen führt, wie glücklich man sein darf, wenn sich Menschen verschiedener Kulturen freundschaftlich und friedlich begegnen.
Augsburger Kulturgut: Fußball, Plärrer und Brauerei
Zu dieser Verständigung trugen auch ein kräftezehrendes Fußballspiel im Regen und der gemeinsame Besuch des Plärrers und einer Brauerei bei, in der auch das Abschiedsessen im großen Kreis der Jugendlichen und Gastfamilien stattfinden sollte. In aller Frühe verabschiedeten wir am Freitagmorgen unsere Gäste vor der Schule. Dem innigen, mitunter auch sehr tränenreichen Abschied war anzusehen, wie nahe sich die Jugendlichen, aber auch die beteiligten Lehrkräfte in den beiden Wochen gekommen sind. Wir hoffen und wünschen uns, dass sowohl die bereits bestehenden Kontakte weiter gepflegt als auch dass im nächsten Jahr wieder neue Freundschaften zwischen bayerischen und griechischen Jugendlichen geschlossen werden.