Das Land der Griechen mit der Seele suchend …
Die Anfahrt – eine vergnügliche Odyssee
Wir treffen uns am Donnerstag, den 15. September, zu nachtschlafender Zeit vor der Schule und fahren durch eine Vollmondnacht nach Ancona. Obwohl nur manche die Kunst verstehen, in einem Bus friedlich zu schlafen, erkunden wir am nächsten Tag wohlgemut die Stadt und genießen italienisches Flair, bevor wir am Nachmittag die Fähre besteigen, die für 24 Stunden unser neues Zuhause wird. Das weite Meer, Sonne, Inseln, Gespräche, dann Wind, schwarze Nacht, Karaōke und die Disco an Bord. Nach einer heiteren Überfahrt werden wir von Manos, dem Organisator der Rundreise und unserem Busfahrer, in Patras freundlich empfangen und fahren nach Kaiafa bei Olympia. Ein gemeinsames Essen und das lange Plantschen im Swimmingpool erfrischen die Kräfte. Nun sind wir bereit, am Sonntagmorgen mit Olympia das erste große Ziel unserer Studienfahrt zu besichtigen.
Impressionen der Rundreise – alte Steine erwachen zum Leben
In den folgenden Tagen begegnen wir auf Schritt und Tritt Mythen und Persönlichkeiten der Antike, ohne die Gegenwart aus den Augen zu verlieren. Wir stehen in der Werkstatt, in der Phidias die berühmte Zeus-Statue schuf, und bestaunen im Museum sein kleines Tässchen. In Nauplia begegnen wir König Otto – zumindest seiner Statue. Mykene und Tiryns bieten Anlass, den Trojanischen Krieg und den großen Stoff der Orestie vor dem geistigen Auge aufleben zu lassen. „Hier haben Kleobis und Biton den Wagen ihrer Mutter zum Hera-Tempel gezogen“ und „Bitte überseht ihre Statuen im Museum von Delphi nicht!“ Interessiert und gespannt lauschen wir den Ausführungen des jeweiligen Referenten, im Bus wird jedoch schon einmal ein Heilschlaf gehalten, wie er in Epidaurus üblich war, wo den Patienten im Traum von Asklepios verkündet worden war, wie sie von ihren Gebrechen geheilt werden können.
Immer wieder finden sich Gelegenheiten, ausgelassen ins Meer zu springen oder bei einem griechischen Kaffee die Seele baumeln zu lassen. In Kap Sounion suchen wir die Stelle am Poseidon-Tempel, auf der sich Lord Byron verewigt hat, bevor wir nur noch Augen für die Umgebung und den Auftritt der untergehenden Sonne haben. Dann Athen, der lebendige und liebenswerte Moloch: die Akropolis, der Streit zwischen Athene und Poseidon um die aufblühende Stadt, schließlich Menschentrauben, vor denen wir ins beeindruckende Akropolis-Museum flüchten. Nach einer Pause stellen wir uns vor, wie Sokrates über die Agora spaziert und über den Sinn des Lebens philosophiert. Ein letzter Höhepunkt der Fahrt ist Delphi. Staunend stehen wir vor dem Stein, auf dem die Pythia, umnebelt von berauschenden Dämpfen, gesessen haben soll, führen uns berühmte Orakelsprüche vor Augen und schauen berückt in die unglaublich faszinierende Landschaft, bis uns selbst das für uns nun passende Orakel einfällt:
„Die Fähre fährt – nicht – im Hafen steht sie.“
Aufgrund eines Streiks der Hafenarbeiter reisen wir nämlich erst einen Tag später nach einem weiteren unverhofften Bad im Meer und einem gemeinsamen Abendessen voller schöner Eindrücke nach Hause. Am Sonntagabend, den 25. September, kommen wir gegen 19.00 Uhr wohlbehalten bei St. Stephan an.