Indien: Der extreme Kulturenaustausch beginnt!
Unter Kulturaustausch kann man vieles verstehen, aber besonders bei diesem treffen sehr unterschiedliche Lebenswelten aufeinander. Wer kommt schon in Deutschland auf die Idee ein Austauschprogramm mit Indien zu machen? Das ist dann doch eines der ungewöhnlichsten Ziele, an die man denkt. Und zu meiner Überraschung stellt es sich bis jetzt in vielen Dingen als sehr lustig oder auch wirklich interessant heraus.
Unterschiede der Kulturen: Vom Wetter bis zum Lauftempo
Zum Beispiel hat mir mein Austauschpartner gleich am ersten Tag auf der Fahrt nach Hause erzählt, dass er es „ganz komisch“ findet, dass unser Verkehr rechts verläuft, überall fahren wir auf der rechten Seite oder steigen rechts aus, doch das ist ganz anders in Indien. Dort ist es anscheinend das komplette Gegenteil: Nämlich Linksverkehr wie in Großbritannien. Sehr interessant meiner Meinung nach.
Außerdem haben die Inder das Wetter hier in Deutschland komplett unterschätzt, denn viele tragen bei bewölkten Himmel nur eine leichte Jacke oder im extremsten Fall: Ein T‑Shirt. Das erste, was die indischen Gäste uns fragten, ist, wie man hier nur bei diesem kalten Wetter überleben kann. Das hört sich für uns sehr lustig an, aber für sie ist das eine ernst gemeinte Frage.
Aber es gibt noch mehr Unterschiede. Vielleicht liegt es an der indischen Mentalität, aber die Inder laufen sehr langsam, besonders wenn sie in einer Gruppe von A nach B unterwegs sind. Das ist für uns wie „schlendern“ und vielleicht für den manch anderen auch „kriechen“, „Schneckentempo“, „schleichen“. Aber wenn man sich den Verkehr in einer Großstadt wie Bangalore und das laute, hektische Leben dort vor Augen führt, kann man diese „Langsamkeit“ ein bisschen besser verstehen.
Auch ihr Schulalltag sieht völlig anders aus, als wir ihn kennen, da die indischen Gäste ein Internat besuchen. Alles dort ist sehr strukturiert und hat seinen exakten Ablauf. Beispielsweise müssen sie morgens um 5:45 Uhr aufstehen, 45 Minuten joggen gehen (keine freiwillige Sache, nein), noch eine Stunde lernen und erst dann gibt es Frühstück. Unglaublich, sich das vorzustellen.
Traditionelle Snacks als Gastgeschenke
So wie ich mich umgehört habe, war ich nicht die Einzige, bei der der Austauschpartner traditionelle indische Süßigkeiten und Snacks als Gastgeschenk mitgebracht hat und ich muss sagen, diese „Leckereien“ sind zwar anders und bieten eine ganz neues, überraschendes Geschmacksspektrum, sind aber sehr lecker und reichhaltig (fast eine komplette Mahlzeit!). Leider konnte mir mein Austauschpartner nicht die Namen dieser Spezialitäten nennen, da sie für uns sehr schwer auszusprechen sind. Zum Beispiel hat er mir zweierlei Art Bällchen mit unterschiedlichem Geschmack mitgebracht. Bei dem einen ist der Teig aus Reis mit Rosinen und schmeckt leicht nach Curry. Bei dem anderen ist die Farbe braun bis schwarz und der Teig besteht hauptsächlich aus schwarzem und weißem Sesam. Dann hat er mir noch eine Art frittierte Zwiebelchips mitgebracht, die auch wirklich so schmecken, wie es sich anhört. Und eine Art weicher dunkler Krabbenchip, der je nachdem wie man es gewohnt ist, sehr scharf oder würzig ist.
Ein reichhaltiges Programm: Mobilität und Kultur
Das war nur ein kleines Update von den ersten fünf Tagen. Es warten noch acht weitere auf uns, die sehr viel Programm beinhalten. Das Projektthema, unter dem der Austausch in diesem Jahr steht, ist Mobilität und natürlich fährt man dazu in die BMW-Welt nach München, besucht das Diesel Museum in Augsburg sowie das Zentrum Schmidt Logistik oder sieht sich im Stadtplanungsamt um. Aber auch die typische Sightseeing- Tour wird es geben, da wir bereits im Allgäu zum Schloss Neuschwanstein besichtigten, uns im Brauhaus Riegele in die Kunst des Bierbrauens einweihen ließen oder die Uni Augsburg besuchen werden.
Ich kann bis jetzt sagen, dass zwar ein „krasser“ Unterschied zwischen den Kulturen existiert, den man auch jeden Tag spürt, aber es für uns und unsere Familien eine sehr interessante Erfahrung ist, die Welt einmal durch indische Augen zu sehen und sich Gedanken über Dinge zu machen, die für uns normal und alltäglich sind.
Wer sich nun ganz genau über die einzelnen Tage informiren möchte, kann dies im Anschluss in unserem „Diary“ tun.
Samstag, 9. April
An dem Samstag ging es zum Markenzeichen der Bayern: zum Schloss Neuschwanstein und zum Tegelberg. In der Früh um 8:30 Uhr startete der Bus ins Allgäu. Alle Austauschschüler staunten schon von weitem, wie märchenhaft das Schloss aussah und wie schön es innen war. Sie kennen ja so etwas gar nicht. Leider dauerte die Führung nur 15 Minuten und alle fanden es schade, dass man nur vier von 20 Räumen, die damals fertig gestellt wurden, gesehen hat. Danach war geplant, dass wir auf den Tegelberg hinauffahren, doch der Lift hatte komischerweise geschlossen. Aber die Inder sind mit Herrn Bender und Frau Tizek als Alternative ein bisschen den Berg hinaufgegangen, um wenigstens etwas Schnee zusehen. Und die, die nicht mitlaufen wollten, sind zum nächstgelegenen Café gegangen und haben dort etwas zum Aufwärmen getrunken. Danach ging es dann schon zurück nach Hause. Man hatte den Eindruck, dass es allen Austauschschülern sehr gefallen hat und sie waren sehr gestaunt haben, wie Schnee aussieht.
Montag, 11. April
An dem ersten Montag nach dem großen Allgäubesuch ging es in den ersten beiden Schulstunden erstmal in den Englischunterricht, in dem die Gäste ein bisschen von Indien und ihrem Schulsystem erzählten. Die deutschen Schüler staunten ganz schön, wie diszipliniert es in diesem College zugeht. Danach besuchten die Inder und ein paar deutsche Partner das Brauhaus Riegele. Sie probierten Bier und Spezi und anschließend gab es noch Mittagessen, was den meisten Indern – zumindest denen, die ich gefragt habe – nicht so besonders geschmeckt hat. Es war eben typisch bayrisch: Brezeln und Würstchen. Leider war die Führung laut allen Beteiligten nicht so gut, da der Rundgangführer kaum Englisch konnte.
Um 14:00 Uhr ging es dann weiter mit dem Programm und zwar mit der Schmidt Logistik-Führung in Gersthofen. Die Meinung über die Führung war relativ zwei geteilt, auf der einen Seite fanden es die Gastschüler interessant, wie die ganzen Pakete transportiert und gelagert werden, aber auf der anderen Seite war es anscheinend sehr langweilig.
Dienstag, 12. April
Wie auch am Montag besuchten die Inder in den ersten zwei Stunden wieder den Unterricht und bekamen so Eindrücke vom Schulalltagsunterricht. Danach war der offizielle Empfang im Rathaus bei Herrn Koller. Schick und in Anzug begrüßte Herr Koller im Namen der Stadt Augsburg uns und die indischen Gäste. Herr Bender übersetze ein wenig zur Unterstützung. Anschließend durften wir uns im Goldenen Saal etwas umschauen und natürlich haben wir traditionell indisch ein Gruppenfoto gemacht. Die indischen Schüler hatten bis 14:00 Uhr Freizeit und die Deutschen gingen noch einmal in den Unterricht. Um 14:00 Uhr trafen wir uns dann alle vor dem Rathaus, um zum Stadtplanungsamt zu gehen, um dort mehr über die aktuellen Pläne in Augsburg zu erfahren und auch Manches ganz praktisch zu sehen, beispielsweise wurde in der Maxstraße die ganze Fußgängerzone für Blinde oder Rollstuhlfahrer optimiert. Danach war der offizielle Teil vorbei und wir konnten nach Hause gehen.
Mittwoch, 13. April
Nach den ersten zwei Stunden im Unterricht gab es eine Führung der Mobilitätsdrehscheibe am Hauptbahnhof. Dort hat man uns gezeigt, was schon gebaut wurde, was gerade gebaut wird und was noch in Zukunft ansteht. Außerdem hat uns die Tourführerin erklärt, wie man den Bahnhof konstruiert. So wie ich das empfunden habe, hat es den Indern sehr gut gefallen, da es sehr anschaulich und gut vermittelt wurde. Am Nachmittag gab es noch eine Führung durch die Uni, wobei man gesehen hat, welche Fakultäten es gibt und wo sich die Bibliotheken befinden.
Donnerstag, 14. April
Nicht wie die Tage zuvor ging es an diesem Tag schon um 8:00 zur Hessing Klinik los. Dort zeigte man den Schülern, welche Möglichkeiten es in der Prothetik jetzt schon gibt und wie es vielleicht in Zukunft aussehen könnte. Alle durften auch selber Prothesen ausprobieren. Am Nachmittag fand dann der Ausflug zum Stellwerk des Hauptbahnhofs. Außerdem konnte man dann den Bahnhof aus einer ganz anderen Perspektive betrachten, da alle, die am Mittwoch bei der Mobilitätsdrehscheibe dabei waren, den Bahnhof nur von der Baustelle aus gesehen haben.
Freitag, 15. April
An diesem Tag machten wir am Vormittag einen Ausflug nach München zur BMW-Welt. Natürlich fanden die Jungs es besonders toll, die vielen Autos und Motorräder auf einem Fleck zu sehen. Am Nachmittag durften wir machen, was wir wollten, deswegen gingen wir alle erstmal etwas essen. Viele Inder nutzten natürlich die Gelegenheit und besorgten in München Geschenke für Freunde und Familie. Am Wochenende war nichts Großes geplant. Wir unternahmen alle etwas zusammen, zum Beispiel Badminton spielen oder Lasertag.
Montag, 18. April
An diesem Montag gingen ein paar deutsche Schüler und alle Inder zum Sinnesgarten in Steppach. Dort durften wir erfahren, was es heißt blind oder gehörlos zu sein, denn man konnte sich die Augen verbinden lassen oder spezielle Kopfhörer aufsetzen. Außerdem konnte man seinen Gleichgewichtssinn trainieren, da es dort spezielle Stationen mit verschiedenen Aufgaben gab. Allen hat es sehr viel Spaß bereitet die einzelnen Stationen zu meistern.
Am Nachmittag gingen dann alle als letzte „Augsburg-Aktion“ ins MAN-Museum. Dort hat man uns erklärt, wie alles anfing mit dem Diesel Motor, wie die früheren Maschinen aussahen und wie sie jetzt aussehen. Besonders die Truckerhalle hat jedem gefallen, da man in den Fan-Bus des FC-Bayern oder in einen alten Traktor aus dem letzten Jahrhundert einsteigen konnte.