Die Eskalation des Nahost-Konflikts
Jochen Zellner, der stellvertretende Direktor der Europäischen Akademie Bayern, gab am 5. Dezember – knapp zwei Monate nach dem Überfall der Hamas aus Israel – Schülerinnen und Schülern der Q12 einen Einblick in das komplizierte Beziehungsgeflecht der Staaten des Nahen und Mittleren Ostens.
Für alle Zuhörenden war es interessant zu erfahren, wie eng der Iran mit der Hisbollah im Libanon verknüpft ist, wie stark Hamas von Katar unterstützt wird und wie immens der Zustrom von Waffen für Hamas etwa aus dem Iran ist.
Zellner ging zunächst auf die aktuelle Lage nach dem Massaker der Hamas ein, wie sie sich in Israel und im Gaza-Streifen darstellt. Mit vielen Karten und Graphiken angereichert, erwies sich gerade dieser Teil des Vortrags als ungemein erhellend, denn wer weiß schon, dass man in Israel unbedingt eine Raketenwarnapp auf seinem Handy installiert haben muss, die innerhalb von Sekunden über Abschüsse aus dem Gaza-Streifen informiert? Zellner beschränkte sich aber nicht nur auf die derzeitige – verzweifelte – Lage, sondern gab ebenso einen fachkundigen Einblick in die Geschichte des Nahost-Konflikts seit dem Ersten Weltkrieg sowie einen ungemein detailreichen Überblick über die innenpolitische Lage in Israel und ihre Auswirkungen auf die Beziehungen zu den Palästinensern.
Die Rolle der israelischen ultraorthodoxen Siedler und ihrer politischen Parteien wurde ebenso thematisiert wie die der arabischen Israelis, die eine nicht zu unterschätzende Minderheit in Israel darstellen. Dass die Politik von Ministerpräsident Netanjahu auch in der Vergangenheit keinesfalls zu einer Deeskalation des Konflikts geführt hat, verschwieg Zellner dabei nicht.
Der Vortrag blieb dabei immer objektiv und sachlich, ohne vorschnelle Urteile und Schuldzuweisungen. Der einzige Wermutstropfen in diesen ungemein informativen 90 Minuten war, dass nur wenig Gelegenheit zur Diskussion blieb, die viele Zuhörende sehr gern noch geführt hätten. Der Applaus nach Jochen Zellners Vortrag bewies jedoch die Notwendigkeit solcher erhellender Angebote und machte deutlich, wie groß das Bedürfnis nach fachlich exzellenter Information zu politischen Themen ist.