Ein durch und durch archäologisches Wochenende
Es gibt viele Personen, die sich für antike Ausgrabungen und Schätze wie aus Tutanchamuns Grab interessieren. Dennoch kennen wenige die Realität hinter der alltäglichen Forschungspraxis, denn anstatt großer Schätze werden auf Grabungen vielerlei alltägliche Dinge – vom Tierknochen bis zur Tonscherbe – gefunden. Diese müssen aufgelistet und katalogisiert werden. Vielleicht hört sich das jetzt langweilig an, aber es ist dennoch richtig spannend. Dazu konnten zehn Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangstufen 9 bis 11 in Begleitung von Frau Grabmaier und Herrn Ferber informative Vorträge am Archäologischen Wochenende Mitte Januar miterleben und ihr Wissen erweitern.
Das Seminar begann am Freitag um 14 Uhr mit Frau Michaela Hermann aus der Stadtarchäologie Augsburg, die tiefe Einblicke in die jetzige Lage der Augsburger Funde im Depot gewährte. Dieses Thema ist besonders interessant, da zur Zeit kein Römisches Museum in Augsburg existiert und die Stücke erst in das noch neue Depot gebracht worden sind und nun geordnet und katalogisiert werden müssen. Das bedeutet sehr viel Arbeit. Nach kurzweiligen zwei Stunden endete der erste Tag des Seminars.
Am nächsten Tag ging es schon um 10 Uhr weiter mit einem Vortrag über die Monumentalarchitektur in Augsburg von Herrn Klaus Müller, einem Architekten und Bauforscher. Dieser erzählte von den antiken Steinfunden, die im Lapidarium der Stadtarchäologie aufbewahrt werden, und wie man von diesen auf den Bau und die Größe eines Tempels schließt. Analog dazu wurden die Körpermaße der Teilnehmer ermittelt und Rückschlüsse auf die Proportionalität ihrer Körper gezogen. Im Weiteren erfuhr die Gruppe, wie Augsburg in römischer Zeit ausgesehen haben muss und welche Gebäude die Stadt ausmachten.
Nach einem guten Mittagessen mit einigen Pannen ging es in die Dauerausstellung „Römerlager“ ins Zeughaus am Moritzplatz. Dort stellte die Archäologin Frau Yvonne Reichel die Ausstellung vor. Sie erzählte von dem anfänglichen Leben in Augsburg, als es Heerlager war und später Provinzhauptstadt wurde. Alle Berichte wurden anhand von Funden erklärt. Ein Highlight während des Vortrags waren einige Kursteilnehmer, die es sich nicht nehmen ließen, einen römischen Helm mit windschiefem Helmbusch aufzusetzen und mit Schwert und Schild für Fotos zu posieren. Die Nachbildung eines römischen Anlegers für Schiffe, an welchem die Hebemethode mittels des „Wolfslochs” für Marmorblöcke von den Teilnehmern ausprobiert werden konnte, fand auch großen Anklang. Natürlich wurden auch die in St. Stephan gefundenen Münzen begutachtet. Abgerundet wurde der Besuch durch die Sonderausstellung „Schein und Sein. Schmuck im römischen Augsburg“, welche die Bedeutung des Schmuckes in römischer Zeit erklärt.
Danach neigte sich das Archäologische Wochenende leider schon dem Ende zu. Alle haben viel über Augsburg gelernt und werden sich noch lange gerne an das Wochenende erinnern.
Der Dank für alles geht an Frau Grabmaier, Herrn Ferber und die vielen netten Referenten, die sich die Zeit genommen haben. Valete!
Buchtipp: Klaus Müller/Johannes Lipps: Römische Monumentalarchitektur in Augsburg. Augsburger Beiträge zur Archäologie Band 7, Wißner-Verlag Augsburg 2016