Ein spannender, gehaltvoller Puppenkistenbesuch
Puppenkiste ist doch nur etwas für Kinder? Wer so denkt, liegt weit daneben! Am 10. Oktober 2022 besuchte das Projekt-Seminar „Antike Mythen im Figurentheater“ die Augsburger Puppenkiste, um sich auf die geplante Arbeit an einem eigenen Puppenspiel vorzubereiten. Zum einen wäre da schon einmal die Entscheidung, welche Puppenart denn z.B. verwendet werden soll, aber auch allgemein der Szenen- und Puppenbau. Auch Grundlagen und Möglichkeiten, wie man so ein Stück spielt und ausführt, waren bedeutungsvoll.
Nachdem sich um etwa 14.00 Uhr alle Mitglieder des Seminars sowie Seminarleiter Matthias Ferber vor dem großen grünen Tor der Puppenkiste eingefunden hatten, durften sie nun zum ersten Mal in echt Florian Moch kennenlernen – ein Allround-Talent an der Puppenkiste, der sowohl Stücke schreibt und inszeniert, als auch Puppen baut und ihre Köpfe schnitzt und sogar selber – im wahrsten Sinne des Wortes – an den Marionettenfäden spielt.
Er führte den Kurs nun hinein und erzählte ein wenig von der Geschichte dieses Figurentheaters. So befand sich früher nämlich das Auditorium auf der gegenüberliegenden Seite und das Foyer bestand nur aus einem engen Gang. Im Anschluss ging es weiter in den Publikumsraum. Alle waren schon aufgeregt, zurückgerissen in Kindheitserinnerungen, grade als sie die berühmten Klappen der „Kiste“, der Bühne, mit dem roten Vorhand dahinter sahen.
Spannend wurde es nun, als Florian Moch neben der Bühne die Tür öffnete und der Weg zum „Backstagebereich“, hinter die Bühne, offen wurde. Es gab viel zu sehen, zu bestaunen und auch zu erfahren, alle waren begeistert und neugierig. Denn er zeigte und beschrieb die unzähligen Elemente, die es hier gibt: drei Bühnenwägen, die auf Schienen hin und her geschoben werden können, um Szenerien schnell zu tauschen – auf den ersten Blick kryptische Markierungen und Zeichen auf dem Boden – oder natürlich die dort hängenden unterschiedlichsten Puppen, prächtig, gruselig oder auch wohl vertraut. Gespielt wird von zwei gegenüberliegenden Spielbrücken aus, von wo aus die Puppenspieler ihre Puppen gebeugt steuern. Florian Moch erklärte, wie die klassische Marionette mit ihren verschiedenen Fäden funktioniert und bedient wird und auch wie Stücke aufgebaut sind, woher die Musik kommt und vieles mehr. Auch die körperliche Belastung beim Spielen, etwa durch die gebeugte Haltung, wurde erwähnt.
Im Anschluss ging es noch weiter hinter die Bühne, in eine Halle, wieder reich gefüllt. Regale, Puppen und Szenerien befinden sich dort und hier werden z.B. Puppen eingefädelt. Eine Treppe hinauf gelangt der Kurs dann sogar in ein Lager. Puppen, teilweise ziemlich alt, sind dort – zum Schutz in Plastik eingewickelt – gelagert. Die Originalfigur des Kasperle beispielsweise zählt schon um die 70 Jahre. Auch die unterschiedlichsten Kulissen und Requisiten befinden sich dort.
Dann dürfen die Schüler noch über den Nebeneingang der Puppenkiste, über einen Innenhof und ein wenig Wegstrecke, zur Werkstatt. Dort können sie auch einer eifrige Bastlerin begegnen, wie sie gerade arbeitet. Die Fülle an Gegenständen, Holz, Farbe, Werkzeug erstaunt. Man kann z.B. eine – noch unfertige – Kulisse für das Stück „Rapunzel“ bewundern.
Wieder heraus aus dem Backstagebereich präsentierte Florian Moch den Schülern anhand von Beispielen verschiedene mögliche Figurentypen: Von der einfachen Stabfigur, aus einem Holzstab und bemaltem Papier, über die Klappmaulpuppe, hin zum Goldstandard, der Marionette; hier ein eindrucksvoller römischer Legionär mit täuschend echtem Kettenhemd.
Da war dieser spannende Besuch leider schon wieder vorbei. Die Erfahrung war dennoch wahrhaftig großartig und eindrucksvoll und für das Seminar konnte unglaublich viel Wissen, Inspiration und Motivation mitgenommen werden. Ein besonderer Dank gilt natürlich Florian Moch für seine Zeit und Mühe!