Ein „Sturm“ fegt über die Theaterbühne
Von William Shakespeare 1611 fertiggestellt und von den berühmten King’s Men in London uraufgeführt wurde die romantische Geschichte um den Herzog Prospero und seine schöne Tochter Miranda. Auch fast 400 Jahre später umgibt dieses Stück immer noch einen großen Zauber. Machtgier, Hinterlist, Magie, Verwirrungen, Liebe und natürlich das Zurechtrücken der legitimen Machtverhältnisse am Ende – all das ist der Stoff, aus dem echte Klassiker gemacht sind. Das fand auch die Truppe des Unterstufentheaters unter der Leitung von Theaterpädagogin Sarah Hieber und hauchte diesem klassischen Stück neues Leben ein.
So gerät während der Heimfahrt über das Mittelmeer das Schiff des Königs von Neapel, Alonso (gespielt von Etienne Dame mit Thron und Hermelin), in einen heftigen Sturm und strandet auf einer Insel. Was die Schiffbrüchigen jedoch nicht wissen: Der Sturm wurde von Prospero, dem rechtmäßigen Herzog von Mailand (gespielt von Felician Türk) initiiert. Er hatte sich einst zu viel mit Magie beschäftigt und seine Pflichten als Herrscher vernachlässigt, sodass er von seinem machtgierigen Bruder Antonio (schön fies und „businessmäßig“ gespielt von Florian Prumbs) entthront und vertrieben wurde. Doch nun will Prospero Rache! Wunderbar witzig hext und zaubert der Magier auf der Bühne drauflos, manipuliert die Schiffbrüchigen und verzückt damit das Publikum.
Diese irren über die Insel und dabei trifft – wie sollte es auch anders sein – der Bruder Alonsos, Ferdinand (gespielt von Nikola Maslac), auf die hübsche Miranda, die einzige Tochter Prosperos (wunderbar einfühlsam gespielt von Edda Leguin). Diese hat noch nicht viele Menschen in ihrem Leben getroffen und verfällt sogleich dem Charme Ferdinands. Natürlich hat Prospero auch hier seine Finger im Spiel. Nach reichlich vielen Verwirrungen und Irrungen, in die auch der Luftgeist Ariel, die Hexe Harpyie sowie Caliban, ihr Sohn (der Publikumsliebling gespielt von Alan Amen), involviert sind, ordnen sich die Handlungsstränge und es kommt zu einer Aussprache zwischen Prospero und seinem Bruder. Auch die Geister entlässt Prospero wieder in die Freiheit und vergibt seinem Bruder. Auf ruhiger See kehren die Gestrandeten schließlich nach Hause zurück.
Dynamische Szenen, stimmungsvolle Musik und tolles Licht
Eine solch große Gruppe von Schülerinnen und Schülern in ein Theaterstück einzubauen ist nicht einfach. Doch einmal mehr ist es Sarah Hieber geglückt – viele dynamische Gruppenszenen mit feiner Choreographie und Bewegung (z.B. die Auftritte der Geister) wechselten mit ganz stillen, privaten Szenen, wenn z.B. Miranda mit ihrem Vater spricht oder zum ersten Mal Ferdinand begegnet.
Viel zu dieser abwechslungsreichen Inszenierung trugen auch die großartig ausgewählten Musikstücke bei, wodurch Tempo verschärft oder gebremst, verschiedenen Stimmungen erzeugt und das Publikum geschickt gelenkt wurde. Auch die Bühnentechnik, fest in der Hand von Schülern und betreut von Marcel-Dennis Zapf, sorgte mit einer großen Bandbreite an Licht- und Toneinstellungen für das Gelingen der Aufführung und entführte das junge (und ältere) Publikum in ein zauberhaftes, traumhaftes Reich. So sagt es Prospero selbst zu Beginn des 4. Aktes: „Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind.“