„Empfänger unbekannt“ – Die Message kam an

  • Max Eisenstein (links), amerikanischer Jude, und Martin Schulze (rechts), ein Deutscher, waren Freunde und Geschäftspartner in San Francicso. Das Stück zeigt die Jahre 1932 – 34: Martin geht nach Deutschland zurück.
  • Eisenstein, gespielt von Olaf Ude, und Schulze, gespielt von Matthias Klösel, sind ganz nah dran an ihrem Schülerpublikum: Atemlos können die Heranwachsenden mitverfolgen …
  • … wie zunächst Briefe zwischen den ehemaligen Freunden hin- und hergehen, dann aber Schulze sich durch seine Annäherung an die Nationalsozialisten verändert und ins Schweigen rutscht.
  • Sichtbar wird in Kathrine Kressmann Taylors Stück von 1938, wie in Amerika schon vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die verstörenden Wirkungen des NS-Regimes zum Greifen waren.
  • Mit stehenden Ovationen bedanken sich die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse für die Darbietung der Theaterwerkstatt Augsburg”.

Zum wiederholten Mal traten die Schauspieler der Augsburger Theaterwerkstatt” am vergangenen Donnerstag, dem 26. Januar 2023, bei uns am Gymnasium vor ein junges Publikum. Dieses Jahr präsentierten sie das Stück Empfänger unbekanntvon Kressmann Taylor, das in der Kleinen Aula des Schulhauses große Wirkung entfaltete. Zwei Männer in den besten Jahren, wahre Freunde – Amerika, Deutschland – Jude, Nazi. Wie geht das zusammen? Gar nicht!

Empfänger unbekannt ist die Geschichte einer tiefen Freundschaft, die an den ideologischen Lügen der Nationalsozialisten zerschellt. Es ist eine Geschichte über echte Gefühle und tiefe Zerrissenheit. Sie zeigt in Worten, was nicht sein darf. Was nicht sein kann?

Die amerikanische Autorin Kathrine Kressmann Taylor verfasste 1938 den fiktiven Briefwechsel zwischen dem Deutschen Martin Schulze und dem amerikanischen Juden Max Eisenstein. Beide betreiben in tiefer Freundschaft eine Kunstgalerie in San Francisco, bis Schulze 1932 nach Deutschland zurückkehrt. Während Max vom fernen Amerika aus mit zunehmender Sorge die politische Deformation im Deutschen Reich verfolgt, durchläuft auch Martin selbst eine tiefgreifende Veränderung: Er ist in die NSDAP eingetreten und verbittet sich jeden weiteren Kontakt mit seinem einstigen jüdischen Freund. Max verzweifelt, er kann diesen Wandel nicht verstehen. Aus Freundschaft wird Feindschaft, Rache und Verrat übernehmen das Regiment.

In beeindruckender Weise offenbart sich den Schülerinnen und Schülern das Dilemma, an dem die Figuren zu Grunde gehen. Beschämend intim realisiert der Zuschauer, wie völkische Manipulation zu menschenverachtendem Denken und grausamem Handeln führt – wie sie entmenschlicht.

Ein Stück der Trennung, das ergreift und nachdenklich macht. Ein Stück, dessen Thematik gerade heute passt. Die Frage aufwirft: Was verbindet uns und was trennt uns? Was macht uns als Menschen aus?

Die Thematik holte die Schülerinnen und Schüler ab: Die Message kam an. Sie zeigt, wer wir sind! Standing ovations für Matthias Klösel und Olaf Ude.