Evangelische Religionslehre
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr (und Frau) über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Martin Luther (1459 bis 1530), theologischer Urheber der Reformation
„Freiheit – Wissen – Bildung“, das sind die Themen, die den evangelischen Religionsunterricht rahmen und prägen (5. Klasse bis Abiturklasse Q 12). Von der „Schöpfung“ bis zu Dietrich Bonhoeffer reichen die biblischen und theologischen Themen, die im Lehrplan dieses Faches aufgeführt sind. Im Unterricht der evangelischen Fachlehrkräfte wird dabei ebenso auf ökumenischen Dialog und Wissen um die andere Konfession gesetzt, wie auch Grundthemen der Ethik und Philosophie/Geschichte berücksichtigt.
Wenn auch in der schulischen Bildung der Schwerpunkt auf wissenschaftlicher Beschäftigung mit der Religion liegt, so kommen die lebenspraktischen und glaubensdienlichen Aspekte stets im Unterricht mit vor. Luther formuliert die Verbindung von Glauben, Wissen und Handeln in christlicher Nächstenliebe in der Freiheitsschrift folgendermaßen: „Aus allem folgt der Schluss, dass ein Christenmensch nicht in sich selbst lebt, sondern in Christus und in seinem Nächsten; in Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe. Sieh, das ist die rechte, geistliche, christliche Freiheit.“
Die „Freiheit im Glauben“ und die „Freiheit des Glaubens“ ist das große Thema der Reformation vor 500 Jahren gewesen und ist es nach wie vor. Die moderne Glaubens- und Gewissenfreiheit hat viel reformatorische „Luft geatmet“ und ist heute für alle Menschen unseres Landes ein zentrales Menschen- und Grundrecht unserer demokratischen Verfassung. Zugleich betont die Reformation, dass die guten Werke eines Christenmenschen aus dem Glauben fließen sollen. Sie sind Folge des neuen Daseins, das durch Christus bewirkt und im Glauben an ihn empfangen wird.
Das Christenleben, so betont es Luther, lebt aus dem Vertrauen auf Christus allein („solus Christus“), er ist „Weg, Wahrheit und Leben“ (Joh 14,6). Gott handelt aus Liebe und Gnade („sola gratia“; vgl. auch Joh 3,16), indem er selbst in Christus Mensch geworden, in die Welt gekommen ist (Joh 1). Der Mensch setzt sein Vertrauen auf den Sohn Gottes („sola fide“). Deshalb hat die Schrift, die Bibel von Anfang an der Reformation solch einen zentralen Stellenwert, denn in ihr allein erfahren wir von dem Weg Gottes in die Welt durch Christus („sola scriptura“). Nicht dass die Lektüre anderer Sprachen und Schriften unnötig wären, im Gegenteil! Bildung und Wissen sollen einen Christen besonders auszeichnen. So war es von Anfang an Luthers wichtigstes Anliegen, die Texte der Bibel in der eingängigen Sprache seiner Zeit zu übersetzen, ein Anliegen, dem auch alle „Lutherbibeln“ bis heute folgen.
An unserer Schule gibt es vielfältige religiöse Angebote der Schulpastoral für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler. Die katholische und evangelische Fachschaft arbeiten dabei in ständigem Kontakt und Austausch. Gemeinsame Gottesdienste, Tage der Orientierung und weitere unterrichtsbegleitende Veranstaltungen werden im Team geplant und kooperativ vollzogen. Ein respektvoller Kontakt mit der Fachschaft Ethik ist dabei ebenso selbstverständlich: Das religiös-wertorientierte Angebot im unterrichtlichen Rahmen ist nicht nur christlich-ökumenisch, sondern auch interreligiös und enthält mit seinen Säulen „Glauben feiern” und „Orientierung finden” vieles, was der Klassen- und Schulgemeinschaft dient und sich an jede und jeden einladend richtet.