Feingefühl auf allen Saiten
Die filigrane Atmosphäre des Kleinen Goldenen Saales war der ideale Rahmen für das feinfühlig-vielschichtige Konzert, das die Gitarristinnen und Gitarristen von St. Stephan sowie einige Gästen als Sonntags-Matinée gestalteten: Vom Solo bis zum vielköpfigen Ensemble, von jung bis alt, von Bach bis Piazzolla wurden die Zuhörer durch ein gewinnendes, packendes und spannendes Programm der Gitarrenmusik geführt.
Hermann Weilguni, Leiter der Gitarrenklasse, hatte ein ansprechendes Konzert gestaltet: Gerahmt von den starken Ensembles am Beginn – mit den jüngeren – und am Ende – mit den routinierten Saitenkünstlern –, ergab sich ein feiner und gut durchmischter Bogen vom 16. Jahrhundert bis zur unmittelbaren Gegenwart. Da war ein feingliedriges Telemann-Konzert und eine kraftvolle Bach-Fuge für mehrere Instrumente ebenso zu finden wie tolle Solo- und Gruppenstücke von dem kühn-erregenden Kubaner Leo Brouwer („Fuga“, „Micropiezas“), dem pfiffigen Hamburger Ralph Paulsen-Bahnsen („Rush hour“) oder dem unvergleichlichen und so melancholisch wie packenden Astor Piazzolla („Invierno porteno“). Und auch Peter Horton durfte nicht fehlen mit einem faszinierenden Duo unter dem Titel „Toccata for a wild old Lady“.
Ein tolles, beruhigendes wie packendes Konzert mit überraschend vielschichtigen Gitarrensounds: Heiteres und Schwermütiges, flirrende Läufe, satte Klänge, eingestreute Sprechpartien, mehrteilige Beats auf dem Gitarrenkorpus, dazu die unglaublich breite Dynamik dieses Instrumentes und in allen Phasen und bei allen auf dem Podium große Sicherheit, überzeugendes Können und viel Gefühl, beseelte Interaktion und ansteckende Begeisterung. Wir freuen uns auf weitere tolle Konzerte.