Klassenzimmer möblieren und Material veredeln
Am vergangenen Wochenende konnten wir in St. Stephan einen lange gehegten Wunsch, lange als Lücke empfundenen Bedarf und von langer Hand vorbereiteten Prozess zu einem guten Abschluss bringen: Die Zahl unsere Klassenzimmerregale – das Klassenzimmermöbel aus der Konzeption eines früheren Schülervaters hört auf den schönen Namen „Phönix” – konnten wir von 18 Stück im Haus auf 28 Stück vervollständigen. Damit sind nun alle Klassen von der Jahrgangsstufe 5 bis 11 komplett ausgestattet und wir sind auch für die Zukunft des neunjährigen Gymnasiums gerüstet für eine komplette Vierzügigkeit in den sieben Jahren von Klasse 5 bis 11.
Am Entstehungsprozess dieser zehn Möbelstücke waren viele beteiligt:
- Der Förderverein hat nochmal eine große Summe freigegeben, um Material und Zuschnitt dieses einmaligen, ganz auf St. Stephan zukonzipierten und sicherheitstechnisch geprüften Möbelstücks zu ermöglichen.
- Die Schreinerei „Naturburschen” in Mering hat (ein drittes Mal nach der Möblierungsinitiative 2017 und der Möbelbauaktion 2018) nochmals zehn Exemplare zugeschnitten, vorgebohrt und alle nötigen Zusatzmaterialien wie Scharniere, Verbindungselemente und Werkzeuge aller Art beschafft und bereitgestellt. Das überaus hochwertige Material, keilverzinktes Buchenholz, war über mehrere Monate nicht verfügbar, geschweige denn zu einem finanzierbaren Preis – die Baustoffkrise ließ hier grüßen.
- Eine größere Zahl von Schülereltern fand sich bereit, in drei Schichten – manchmal auch ohne „Schichtwechsel” – mit Arbeitskraft und Können die „Veredelung” des Rohholzes durchzuführen.
Am Wochenende hat nun ein knappes Dutzend hochengagierter Eltern zusammen mit einem Fachschreiner und mir die Verarbeitung und Zusammenfügung durchgeführt. Angeleitet wurden wir von unserem „Schreinervater” Antonio Baroch, ohne dessen Sachverstand, Ruhe und Klarheit dieses Wochenende nicht möglich gewesen wäre. Aber auch die Freiwilligen aus der Elternschaft haben überaus zupackend und engagiert Hand angelegt, ihre Heimkehr nach hinten verschoben und großes Gemeinschaftsgefühl gezeigt.
Am Freitagnachmittag und ‑abend (es ist wirklich sehr spät geworden) haben wir nach der Anlieferung der Zuschnitte die Vollholzkanten gerundet und anschließend das gesamte Material, jeweils zwölf Bauteile pro Regal, mit lösungsmittelfreiem Hartwachsöl eingelassen.
Am Samstag wurden alle Teile poliert, mit Hartholzverbindern verleimt, zusammengefügt und verspannt – ein sehr anspruchsvoller Prozess, der viel Sachverstand und Kraft erfordert. Um die Antrocken- und Ruhezeiten einhalten zu können und trotzdem einen kontinuierlichen Arbeitsprozess hinzukriegen, hatten wir im Klassenzimmer einer 5. Klasse eine Werkstatt mit mehreren Arbeitsstationen eingerichtet. Der 5b danken wir, dass wir diese Umnutzung auf Zeit vornehmen durften.
Das Verbringen der Möbel am Samstagnachmittag in die bisher noch nicht mit diesem Möbel ausgestatteten Klassenzimmer des Neubaus war nochmal ein immenser Kraftakt, den die letzte „Schicht” des Elternteams unverdrossen meisterte. Am Ende, beim Zusammenschrauben von Bodentruhe und Regalelement, ließen uns zuletzt mehrere Maschinen im Stich, so dass wir tatsächlich nochmals in die heimischen Hobbykeller zurückkehren und hinabsteigen mussten, um ans Ziel zu kommen.
Den Prozess zur endgültigen Vervollkommnung unseres Klassenzimmermöbel-Bestandes hatten wir bereits im Herbst gestartet und mussten jetzt doch ein gutes halbes Jahr Geduld wahren, bis alle Schritte geklärt und finanziert waren und gegangen werden konnten. Jedes einzelne Möbelstück hat einen reinen Materialwert von rund 800,- EUR, die Verarbeitung mit Kanten- und Oberflächenbehandlung, Zusammenbau und Einbau des Truhendeckels dürfte diesen Wert locker verdoppeln. Ein solches Möbel komplett herstellen zu lassen, wäre schlicht unfinanzierbar. Dass wir mit den „Naturburschen“ in Mering eine Schreinerei an der Hand haben, die solche Wege mitgeht, Gerätschaften kostenfrei ausleiht und Knowhow weitergibt, ist ein ausgesprochener Glücksfall. Und auch das tolle Engagement der beteiligten Eltern lässt sich materiell gar nicht umrechnen, ganz abgesehen davon, dass es allen großen Spaß machte, in netter Gesellschaft zusammenzuwirken und für St. Stephan, unsere Schülerinnen und Schüler anzupacken.
Ein wertschätzender Umgang mit den Möbeln in den Klassen und eine freudige Nutzung sind dem Team vom vergangenen Wochenende viel wert. Einige Eltern, die ihre Kinder in der Unterstufe haben, meinten auch, dass die Kinder ja dann im Laufe ihrer Schullaufbahn in den Genuss der nun erreichten Klassenzimmerausstattung kommen werden. Ich selber bin aus der Schulleitungsperspektive heraus dankbar, dass wir nun einen über acht Jahre in drei Wellen laufenden Prozess erfolgreich abschließen konnten: „Schreinervater” Antonio Baroch war von Anfang an dabei und hat das Gefühl des Stolzes am Ende eines langen und erfolgreich abgeschlossenen Weges am Samstagabend im ersten Mondenschein zufrieden lächelnd formuliert.