Kunst am Bau: Maler Dörschug mit 89 Jahren verstorben
Der Augsburger Maler Fons Dörschug ist wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag verstorben. Stephanerinnen und Stephaner begegnen ihm täglich, denn seine „Kunst am Bau“ gibt dem Neubau von 1983 ein klares Gepräge.
Fons – kurz für Alfons – Dörschug besuchte St. Stephan bis 1940, bis er (nach gerade einmal vier Gymnasialjahren) zur Wehrmacht eingezogen wurde. Umso mehr zeigen seine Arbeiten für St. Stephan, wie sehr ihn die Kulturbegegnung hier mitgeformt hat.
„Kunst und Wissenschaft“ heißt das Generalthema dieser baugestaltenden Kunst. Daneben zieht sich die Geometrie als Leitlinie durch das Bildkonzept.
- Im Dachgeschoß (Grundform Dreieck, Stichwort Geisteswissenschaften) wird die Entwicklung der Schrift gezeigt, von der Keilschrift im Zweistromland über die ägyptische Bilderschrift bis hin zum phönizischen Alphabet, in dem das griechische seinen Ursprung hat.
- Den 2. Stock (Grundform Viereck, Stichwort Technik) prägt ein dreidimensionales Werk namens „Fremde Schatten”. Die Arbeit entstand am Tag nach der ersten Mondlandung vom 21.7.1969. „Die Farben schwarz und gold auf grauem Grund stellen die Licht- und Schattenseite des Mondes dar, auf den nun die fremden Schatte der amerikanischen Mondlandefähre gefallen sind” (Quelle: Schülerzeitung Stachelbeere Nr. 14, 1983, S. 17).
- Im 1. Stock (Grundform Kreis, Stichwort Naturwissenschaften) wird der Mensch als „Maß aller Dinge“ in einer berühmten Darstellung Leonardo da Vincis gezeigt.
- Für das Erdgeschoß (Grundformen vielfältig, Stichworte Literatur, Architektur, Musik und Theater) wählte Dörschug an der Kleinen Aula einen sitzenden Kitharaspieler (auch als „Homer“ zu deuten) und einen tanzenden Faun mit der Doppelmaske der griechischen Tragödie aus. Die Nordwand ist dem Griechentum gewidmet mit Säule, Eule und bewaffnetem Hopliten.
Die Außenwand nach Norden zeigte in der Fassadenbemalung früher eine Fortführung der Architektur der Stephansgassenseite und deren verebbende Auflösung. Diese Arbeit ist heute verloren durch den Direktanbau des Antoniushauses.
Die Todesanzeige für Fons Dörschug trägt als Spruch das berühmte Horazzitat „Non omnis moriar.“ – „Nicht ganz werde ich sterben.“ Wenn wir im Alltag Fons Dörschugs Bilder und ihre gestufte Einbindung in die Farbflächen der Flure und Ebenen bewusst erleben als Zeichen der Menschwerdung in der Kulturaneignung, dann wird dieser wunderbare Gedanke des Horaz immer wieder aufs Neue wahr.