La dolce vita & wir in Rom
Nachdem auch der letzte Nachzügler in der Augsburger Bahnhofshalle die Rom-Gruppe gefunden hatte, konnte die Reise endlich starten. Erst einmal musste jedoch der eineinhalbstündige Boxenstopp München Hauptbahnhof überwunden werden. Obwohl wir von Gleis 11 und nicht von Gleis 9 ¾ starteten, konnte das der Reise ihre Magie nicht rauben. Nachdem wir unser nächtliches Territorium des ÖBB Night-Jets erkundet hatten, brachte jedes Abteil erst einmal etwas Ordnung in den doch sehr kuschelig kleinen Raum. Durch den exponentiellen Anstieg der Vorfreude konnten wir unsere anfänglichen Vorurteile gegenüber den spartanisch ausgestatteten Liegewagen Stück für Stück beiseitelegen. Interessant zu beobachten war, dass der Haufen Jugendliche sich schon jetzt kunterbunt durchmischte. Nach einer schaukeligen Reise ins Traumland (die erstaunlicherweise mehrere Stunden umfasste) weckte uns ein sanftes Hämmern an unserer Abteiltüre: das Frühstück stand bereit und konnte nun mit der aufgehenden Sonne und Blick auf die gottverlassene Gegend der Toskana genossen werden. Trotz der Inschrift „Roma Termini“ konnte es noch keiner so richtig glauben, dass wir es tatsächlich geschafft hatten.
Erste Eindrücke von der Ewigen Stadt
Die ars vivendi erlebten wir gleich zu Beginn bei der ersten Fahrt mit der Metro zum Hotel: Horoskope auf den Anzeigetafeln der U‑Bahn oder auch Gitarrenspieler oder Sänger, die einem die Fahrt versüßen, waren hier keine Seltenheit. Prioritäten hatten dann aber doch Dusche und Essen. Die erste Erkundungstour folgte am Nachmittag: Denkmal Vittorio Emanuele, Kapitol, Blick auf Forum Romanum, Pantheon und Il Gesú. Geplättet von dem ersten Eindruck der Stadt freuten wir uns auf ein typisch italienisches Essen.
Plottwist: Zu früh gefreut – die hungrige Schar von 29 Schülerinnen und Schülern trottete mehr oder weniger geduldig hinter den Lehrkräften her, die ihr Bestes gaben, für diese große Gruppe spontan noch ein Restaurant zu finden. Das Warten zahlte sich letztendlich doch aus: Uns erwartete ein Menü, bestehend aus Bruschette, Pizze, Pasta und Nachspeisen – ein wahrer Traum!
Steine, antike Stätten und Kirchen — ein intensives Besichtigungsprogramm
In den folgenden Tagen umfasste unser Programm die aus den Lateinbüchern (nur noch manchen) bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Colosseum, dem Forum Romanum, dem Palatin. Aber auch zahlreiche Kirchen wurden besichtigt und hinreichend gewürdigt. Sei es San Clemente nebst Mithräum, Santo Stefano Rotondo oder Santo Paolo fuori le mura, um nur ganz wenige zu nennen. Unser unverzichtbarer Begleiter: der von Pater Emmanuel selbst erstellte und sehr kenntnisreiche Reiseführer, den viele bald als PDF-Datei auf ihrem Handy mit sich führten.
Eines unserer Highlights war allerdings der Besuch des Kollegs Sant´Anselmo. Pater Mauritius faszinierte uns mit seiner ausgeglichenen, bedachten und in sich ruhenden Ausstrahlung, indem er uns einen umfassenden Einblick in das Leben der Benediktinermönche in Rom verschaffte. Durchaus beeindruckt waren wir auch von der Vielzahl an unterschiedlichen Steinen. Diese Faszination führte zu der Idee, einen losen Stein aus dem Colosseum mitgehen zu lassen. Wir verwarfen diesen Plan jedoch wieder, als die Sicherheitskontrollen uns einen Blick, der mehr als 1000 Worte sprach, zuwarfen.
Die Fashion Week fand zwar zu dieser Zeit in Mailand statt, als jedoch 200 Bischöfe in der Peterskirche wie über den Catwalk auf direktem Weg zum Seitenschiff steuerten, halluzinierten manche von uns vermutlich für einen Moment aufgrund der frühen Stunde und des Schlafmangels – wahrlich neben dem Besuch der Kuppel ein echtes Highlight.
Strand, Sonnenuntergänge und römische Lebensart genießen
Mitte der Woche stand endlich Entspannung auf dem Programm: ein Strandbesuch am Ostia Lido. Damit nun bloß kein falscher Eindruck entsteht: Wir verbrachten zwei Stunden am Meer, die sich letztlich aber wie ein ganzer Tag anfühlten. Besonders unsere Füße freuten sich über die kühle Erfrischung und die kurze Erholung von den täglichen Strapazen – wir zählten doch immerhin 30.000 Schritte. Wir genossen die sanften Strahlen der Abendsonne und machten uns auf den Heimweg. Zurück im Hotel teilten sich die Wege: Wie jeden Abend hatten wir viel freie Zeit zur Verfügung und machten uns mit dem italienischen Nachtleben vertraut. Falls man nun auf falsche Gedanken kommen könnte, die meisten hatten nur Pizza, Pasta und Gelato (natürlich meistens bei Giolitti) im Sinn. Die einzige Bitte unserer begleitenden Lehrkräfte: „Seid zur verabredeten Zeit wieder unversehrt im Hotel!“ – Und daran hielten wir uns auch! Die Sehenswürdigkeiten bei Nacht zu bestaunen, ließ diese nochmal in einem besonderen Glanz erstrahlen, der Rom von seiner schönsten Seite zeigte.
Unseren letzten Abend verbrachten wir gemeinsam in Frascati, einem kleinen Weinort außerhalb von Rom, zu dem schon seit Jahrhunderten die nobilitas Roms sowie die Päpste regelmäßig reisten. Verzaubert von dem malerischen Örtchen, freuten wir uns auf die cena in einer traditionellen Cantina.
In die Memoiren ging auch ein:
- Die Lehrer trauten ihren Augen kaum, als sie feststellten, dass sie mit der Absolvia 2024 auf Reisen gegangen waren: Zu ihrer Enttäuschung wies die Schülergruppe riesengroße Lücken in Bezug auf die deutschen, lateinischen sowie geschichtlichen Grundkenntnisse auf. Der Ausruf „Lauter bitte!“ während einer der zahlreichen Studiereinheiten zu einem der antiken Monumente war ein geläufiger Ruf, da wir uns aufgrund der lebhaften römischen Geräuschkulisse teilweise nicht verstehen konnten.
- Vor allem bei dem Thema Verkehr hatten wir uns schnell akklimatisiert und am Ende der Woche waren wir praktisch echte Römer, die gekonnt an jeder Straße eine Möglichkeit sahen, diese zu überqueren, auch wenn es ein sehr befahrener Kreisverkehr war. Ebenso zeigten wir Expertise, rote Ampeln, Kreuzungen oder Zebrastreifen zu ignorieren, ohne Schaden zu nehmen. Hoffentlich gelingt es jedem, sich wieder im deutschen Verkehrssystem einzufügen!
- Auch die Sprachbarriere wussten wir gekonnt zu umgehen: Als wir schnell feststellten, dass unsere Englischkenntnisse uns hier nicht weit bringen würden, mussten wir kreativ werden. Der Weg zum Ziel: Pantomime!
Nachdem wir nun schweren Herzens wieder zurückgekehrt sind, können wir mit Vollgas in unser letztes Schuljahr starten!
Zum Schluss möchten wir uns von ganzem Herzen bei unseren Lehrkräften Karin Bäumler, Andrea Weiland und Pater Emmanuel für diese unvergessliche Zeit bedanken! Wir werden diese Reise nie vergessen und uns immer wieder gerne daran zurückerinnern. Schon jetzt blicken wir melancholisch auf die italienische Leichtigkeit und das wunderbare Wetter zurück. Unsere Studienfahrt wird immer einen besonderen Platz in unserem Herzen tragen!
Vielen Dank für alles!