Mitgliederversammlung der LEV: Das Gymnasium 9.0
In diesem Jahr machten sich neun Schwaben auf den Weg nach Niederbayern, um sich als Delegierte in Deggendorf zwei Tage lang bei der Mitgliederversammlung der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern intensiv mit gymnasialer Bildung zu beschäftigen. Unsere Elternbeiratsvorsitzende Christine Sommer und ihre Stellvertreterin Birgit Bretthauer nahmen gemeinsam mit Wolfgang Beck (Gymnasium Donauwörth), Anja Berchtold (Albertus-Gymnasium, Lauingen), Jürgen Finger (Maria-Theresia-Gymnasium, Augsburg), Claudia Günther (Gymnasium bei St. Anna, Augsburg), Cordelia Zürner-Markus (Stetten-Institut, Augsburg), Regina Leinfelder (Gymnasium Donauwörth) und Angelika Scheich (Paul-Klee-Gymnasium, Gersthofen) an der wieder sehr informativen und spannenden Veranstaltung teil. Überschrieben war die Mitgliederversammlung mit dem Thema „Gymnasium 9.0“, womit die Leitthemen gesetzt waren – das neunjährige Gymnasium mit seinen Schwerpunkten „Digitale Schule“ und „Politische Bildung“. Den Delegierten war es jedoch ein besonderes Anliegen, dass bei allem Nachdenken über die Gestaltung des neunjährigen Gymnasiums die aktuellen G8-Jahrgänge nicht vergessen werden.
Der heterogene Anspruch an gymnasiale Bildung
„Das neunjährige Gymnasium ist da, und das ist gut so!“, so begann Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle seine Rede vor den ca. 150 Delegierten aus ganz Bayern und zahlreichen Ehrengästen. Spaenle betonte den heterogenen Anspruch der gymnasialen Bildung in Bayern: hohe Anforderungen an den Allgemeinbildungscharakter, Herausbildung der Persönlichkeit der jungen Leute und Befähigung zur Bewältigung eines akademischen Studiums. Wichtig sei es bei der „Ausprofilierung des neunjährigen Gymnasiums“, Lehren aus den Erfahrungen mit dem achtjährigen Gymnasium zu ziehen. „Mehr Lernzeit muss künftig bedeuten, Themen vertieft zu durchdringen und die nötige Zeit für Persönlichkeitsentwicklung zu gewähren.“
Wenig Neues berichtete der Minister zu den Details des künftig neunjährigen Gymnasiums. Neben der bereits bekannten Stundentafel konnte er noch keine konkreten Aussagen zur Ausgestaltung der Oberstufe und der Überholspur treffen. „Die Oberstufe wird in einer bundesweiten Arbeitsgruppe diskutiert. Da eine hohe Verlässlichkeit und Vereinbarkeit angestrebt wird, setzt die Kultusministerkonferenz der Länder den Rahmen für die Entwicklung der Oberstufe.“
Die Entwicklung von pädagogischen Nutzungskonzepten
Gymnasium 9.0 schließt für Spaenle jedoch auch das Thema Digitalisierung ein. Schule als Lernort müsse dies unterstützend wahrnehmen. Für den Sprung zum digitalen Klassenzimmer müsse eine Form der Bezuschussung gefunden werden, die gerecht ist. „Es darf nicht das Windhund-Prinzip gelten.“ Lehrpläne müssten angeschaut, zusätzliche Stunden und Lehrerstellen geschaffen sowie pädagogische Nutzungskonzepte entwickelt werden.
In der anschließenden Aussprache musste der Minister Stellung beziehen zu brisanten Themen wie fehlende Sozialpädagogen, Bereitstellung von ausgebildeten Systemadministratoren am Gymnasium und Unterstützung der Sachaufwandsträger zur Gewährung der Chancengerechtigkeit im Flächenstaat Bayern.
Die Digitalisierung an den Schulen im Fokus
In den Workshops am Samstagnachmittag standen interessante Themen auf dem Programm wie z. B. „Möglichkeiten der politischen Bildung am Gymnasium“ mit Dr. phil. Christian Boeser-Schnebel von der Uni Augsburg, „Schulentwicklung – Zusammenarbeit in der Schulgemeinschaft“, „LehrplanPlus“ sowie die „Einführung in die LEV-ARGE Arbeit“ mit Claudia Günther, unserem Augsburger LEV-Vorstandsmitglied. Zusammen mit Jürgen Finger leitet sie die ARGE Augsburg und Umgebung engagiert und erfolgreich. So dient die ARGE Augsburg und Umgebung immer wieder mit ihrer ausgezeichneten Elternarbeit als positives Beispiel.
Schwerpunkt der öffentlichen Podiumsdiskussion mit den Bildungsexperten Otto Lederer (CSU), Martin Güll (SPD), Thomas Gehring (Bündnis 90/Die Grünen) und Prof. Dr. Michael Piazolo (Freie Wähler) war die „Digitalisierung an den Schulen“. Die geladenen Bildungsexperten der Landtagsfraktionen waren sich in vielen Punkten einig, allerdings schieden sich die Geister von Regierung und Opposition spätestens da, wo Kosten zur Sprache kamen.
Der Antrag des Elternbeirats von St. Stephan
Am Sonntag begann dann die eigentliche Arbeitsphase für die Delegierten. Neben dem Kassenbericht, der Entlastung des Gesamtvorstandes sowie der Beratung der Anträge der LEV-Mitglieder lag der Schwerpunkt auf dem umfangreichen Rechenschaftsbericht der LEV-Vorsitzenden Frau Susanne Arndt, in dem sie die erfolgreiche Arbeit der LEV deutlich herausarbeiten konnte: Die Durchsetzung des neuen neunjährigen Gymnasiums in Bayern, die Verlängerung des Pilotprojekts „Mittelstufe Plus“ sowie die Einbringung vieler weiterer LEV-Forderungen beim neuen LehrplanPlus, bei der Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe, bei diversen Gesetzesänderungen sowie die Stärkung der Elternmitwirkung sind Erfolge des stärksten Elternverbandes in Bayern.
Über die ARGE Augsburg und Umgebung hatte auch unser Elternbeirat einen Antrag in die Mitgliederversammlung eingebracht. In diesem Antrag wird gefordert, dass der Bayerische Staat für einen Ausgleich des finanziellen Gefälles unter den Sachaufwandsträgern sorgt, um Chancengleichheit für Schulen und SchülerInnen in den einzelnen bayerischen Regionen zu schaffen. Denn die materiellen Ressourcen und damit die Ausstattung und der bauliche Zustand von Schulen darf aus unserer Sicht nicht von den finanziellen Mitteln des jeweiligen Sachaufwandsträger abhängen. Das häufig großes Gefälle zwischen kreisfreien Städten und den Landkreisen bzw. innerhalb einzelner Regionen muss ausgeglichen werden. Und so war es erfreulich für die Delegierten von St. Stephan, dass dieser Antrag in den Leitantrag aufgenommen und einstimmig verabschiedet wurde.