Musik ist immer Leidenschaft
Viel musikalische Leidenschaft und leidenschaftliche Musikhörer prägten das Abiturientenkonzert 2017. Sieben Instrumentalisten und eine Sängerin traten solistisch auf, ehe das Orchester, das seine erfahrensten Mitglieder in ihren Soloauftritten tatkräftig begleitet hatte, den Abend mit Alexander Borodins „Polowetzer Tänzen” abrundete.
In einer sich steigernden Dramaturgie begannen Theresa Sauro (Geige), Mirjam Haschner (Cello) und Clara Godlinski (Oboe) mit einem Satz aus Antonio Salieris Tripelkonzert in D‑Dur frohgemut und mit schönem Zusammenspiel. Jacqueline Aktas an der Viola trat mit zwei Sätzen aus Telemanns Violinkonzert in G‑Dur auf und gefiel durch dynamisches Können, vor allem im Presto. Aus Beethovens Klavierkonzert c‑Moll bot Elena Strobl das Allegro und konnte dem berühmten Stück eine klare rhythmische Kontur verleihen. Mirdin Gleißner, der zweite Bratschist des Abends, brachte Johann Nepomuk Hummels Fantasie zu Gehör, spielte auswendig und sehr frei mit Verve und Feuer und überzeugte durch zupackendes, fülliges Spiel. Den ersten Teil des Abends beschloss Felix Otto: Mozarts Klavierkonzert Es-Dur war bei ihm in guten Händen mit feinem Gespür für das Perlende in seinem Allegro-Satz.
Die ansagende Moderation hatte Ferdinand Brenner aus der Q12 übernommen, der mit kurzen, bisweilen auch pointierten Gedanken die Stücke ankündigte und insbesondere die Solisten vorstellte: Das Leitmotiv der kommenden Studien- und Berufswünsche schaffte es, das Publikum hinter manche Kulissen der jungen Leute sehen zu lassen, die von Musik bis Jura allerlei Verschiedenes vorhaben.
Der zweite Teil wurde von Karoline Gärtig eröffnet. Auf ihrer Flöte namens „Gloria” (so liebevoll im Kosenamen von ihr bezeichnet) bot sie ein Allegro Vivace aus Villém František Blodeks Flötenkonzert D‑Dur, das sie sehr tänzerisch und mitreißend präsentierte. Veronika Bechthold bot Puccinis „O mio babbino caro” aus der Oper „Gianni Schicchi” leicht und lebendig in bewegender Fröhlichkeit. Schließlich trat Konzertmeisterin Amelie Wallner mit Beethovens Violinkonzert D‑Dur vor das Publikum und erntete hochverdienten Applaus für das Rondo, das sie mit bekannter Meisterschaft, Leidenschaft und Hingabe darbot. Die doppelgriffgesättigte Kadenz etwa zeigte neben ihrem hohen technischen Können vor allem auch ein mitreißendes Verständnis für Beethovens Affekte und Dramaturgien.
Der neu geschaffene und mit 200 Euro dotierte Preis für herausragendes Wirken in der Musik, der von Rudolf Reisch initiiert und erstmals vergeben wurde, fand beinahe selbstverständlich seinen Weg zu Amelie Wallner, die das Orchester des Gymnasiums in den vergangenen Jahren entscheidend mitgeprägt hat. Schulleiter Bernhard Stegmann verlieh seiner Hoffnung pointiert Ausdruck, dass sich der Preis in den kommenden Jahren weiterführen lässt, wenigstens bis zu seiner Pensionierung (mit der nicht allzu bald zu rechnen ist).
Den Schlusspunkt des Abends setzte das Orchester, das in den „Polowetzer Tänzen” gut vorbereitet und hervorragend aufgestellt war: Diese Partien aus Borodins Oper „Fürst Igor” waren slawisch-tänzerisch ebenso wie schlagwerksatt und dramatisch, zugleich durchsetzt mit lyrischen und träumerischen Passagen. Ein echter Genuss unter der Führung des Orchesterleiters Ulrich Graba. Für ihn und seinen Kollegen Josef Kellermann gab’s zum Abschluss noch Dankesgaben der Abiturienten.
Ein reichhaltiger und vielgestaltiger Abend mit zahlreichen Erscheinungsformen der Musik, aber alle durchdrungen vom Wesentlichen, von Leidenschaft.