Musik, Kunst und Tanz – kreative Vielfalt

  • St. Stephans Schulleiter Alexander Wolf tauscht sich mit Stephanie Schmitt-Bosslet (rechts) vom Bildungsbündnis Augsburg und Esther-Maria Merchel, Choreographin und Tanzvermittlerin, über Kulturprojekte aus.
  • Das Kompetenzzentrum für Begabtenförderung am Gymnasium bei St. Stephan richtete mit dem Bildungsbündnis Augsburg den Begabungstag aus: Hier gibt Moritz Kamm den Besuchern einen Überblick über die Workshopangebote am Nachmittag.
  • Für Verpflegung war reichlich gesorgt: In der Sonnenküche” in St. Stephans Mensa gab es vegane Sandwiches und eine Mädchengruppe vom Holbein-Gymnasium lud engagiert zu Kaffee und Kuchen ein.
  • Konzentriertes Arbeiten zweier Teilnehmenden beim Workshop Porträtzeichnen von Katharina Linsel

Ganz im Zeichen der Kreativität und der damit verbundenen Gestaltkraft stand der 11. Augsburger Begabungstag, den das Kompetenzzentrum für Begabtenförderung am Gymnasium bei St. Stephan in Kooperation mit dem Bildungsbündnis Augsburg am 21. November veranstaltet hat: Kunst, Tanz und Musik“ war das Motto. Welche Bedeutung kulturelle Bildung für den Kulturort Schule, ja die ganze Stadt Augsburg hat und künftig haben sollte, dies wurde in einführenden Vorträgen herausgestellt, bevor nach einer Mittagspause praktische Workshops einzelne Möglichkeiten der Umsetzung zeigten und teilweise selbst erlebbar machten.

In seiner Begrüßungsrede im Kleinen Goldenen Saal fasste Oberstudiendirektor Alexander Wolf zusammen, welchen Stellenwert kulturelle Bildung für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte hat, u. a. unter Bezugnahme auf den französischen Maler Henri Matisse: Kreativität erfordere Mut.

Denn wer malt, musiziert oder tanzt, zeigt nicht nur Talent oder Können, sondern auch immer ein Stück von sich selbst, seine Persönlichkeit. Kreativität heißt, etwas zu wagen, das man nicht kontrollieren kann – eine Linie zu ziehen, ohne zu wissen, wohin sie führt, einen Ton anzustimmen, ohne zu wissen, ob er trägt.“ Das bedeute, sich für neue Ideen und Perspektiven zu öffnen – Fähigkeiten, die besonders den Menschen auszeichneten und dies vor allem in Zeiten der Künstlichen Intelligenz. Deshalb sollten Kunst und Kultur das Herzstück von Bildung an jeder Schule sein.“

  • Kunst, Musik und Tanz”: Eine Bewegungsstudie von Sophia Paula diente beim 11. Augsburger Begabungstag als eindrucksvolle Inspiration für die Teilnehmenden.

Bereits am Vorabend hatte in ihrem Impulsvortrag Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss, seit 2012 Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, online die Bedeutung kultureller Bildung betont: Sehr viele Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern würden mittels dieser auf emotionaler, sinnlicher, physischer und leiblicher Ebene gestärkt. Die jungen Menschen haben große Potentiale“ in Zeiten, in denen ein hoher gesellschaftlicher Erwartungsdruck auf Schulen“ laste und gerade ästhetische Fächer eine Marginalisierung erführen. Da transformative Zeiten jedoch gerade Kompetenzen verlangten wie Verantwortung zu übernehmen, sich ausdrücken und mit anderen agieren zu können, sei kulturelle Bildung, die dies fördere, besonders wichtig – gerade auch im Hinblick auf demokratische Prozesse.“ Der schulische Ganztag böte hier eine Chance, eine solche Lernkultur zu schaffen, die mittels kultureller Teilhabe auch zum Ausgleich von Bildungsungerechtigkeit beitragen könne.

Esther-Maria Merchel ließ als erfahrene Expertin für Tanz und kulturelle Bildung die Zuhörenden des Begabungstags teilhaben an ihren verschiedenen Tanzprojekten, die zeigten, welche wahren Talente in jungen Menschen schlummern. Sie beleuchtete, dass Tanz viel mehr als nur Schrittfolgen bedeute. Es ist ein kraftvolles Werkzeug, das entscheidende Kompetenzen wie Kreativität, Teamwork und Selbstvertrauen nicht nur weckt, sondern auch nachhaltig formt. Und sie wies darauf hin, dass Schulen und Einrichtungen einen sog. Kompetenznachweis Kultur” erwerben könnten, indem die Lehrenden durch gezieltes Coaching in wertschätzenden Gesprächen bei Kindern und Jugendlichen durch kulturelle Bildung erworbene Fähigkeiten sichtbar und nachweisbar machen. Beeindruckt zeigte sie sich von der Bewegungsstudie der Schülerin Sophia Paula, die auf einer Staffelei ausgestellt einen ansprechenden Rahmen für die Vorträge bot.

Anne Buter präsentierte zum Abschluss der Vorträge in eindrucksvollen Bild- und Videoberichten den engagierten Einsatz durch sie und ihr Team bei Musicians for better life”. Sie berichtete zum Beispiel von Geigenklassen in Tansania, die von jungen Studierenden und professionellen Musikern ehrenamtlich und durch die Organisation unterstützt, geführt werden. Mit Blick auf die fragenden Gesichter der Zuhörerschaft erläuterte sie, dass in Afrika Menschen, die etwas besonders können, besonders geschätzt würden. Und für benachteiligte Kinder wäre die Fähigkeit Geige zu spielen quasi eine Lebensversicherung. Weitere Projektberichte aus Brasilien und Rumänien beeindruckten sehr, indem sie deutlich machten, wie existenziell und beglückend es für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Regionen, auch in Deutschland, sein kann, wenn sie über Kunst, Musik und Tanz ihre Talente und Begabungen entwickeln können.

In den zwei Workshoprunden am Nachmittag konnten Teilnehmende mehr über das Projekt von Anne Buter erfahren. Daneben konnte man in einem Workshop für Synästhesie Erfahrungen zu Duft, Farbe und Wahrnehmung machen, wobei sich die Teilnehmenden gewünscht hätten, dass der Workshop von Christine Söffing noch viel länger gedauert hätte. Aber es gab ja auch noch die Möglichkeit des Porträtzeichnens mit Monographie (Katharina Linsel) oder zusammen mit Anna Vahl und Julian Beiner vom Jugendamt der Stadt Augsburg mit Kunst und KI zu experimentieren. Experimentieren konnte man auch mit Lego-Robotern bei Gregor Walter von kidslab oder bei der Formulierung von Postkartenkrimis mit Karin Bäumler. Mit Leo Blumenschein konnte man der Frage nachgehen, wie viel Ästhetik im Chaos steckte. Zum Tanzen forderten Bastian Walcher auf sowie Sonja Paffrath von der Tanzallee Augsburg, die allen Interessierten nahebrachte, dass Tanzen wirklich was für jede und jeden ist. Mit Unterstützung des kulturkiesel Augsburg konnte auch der Workshop von Tom Simonetti ermöglicht werden, der mit den Teilnehmenden spannende Klangexperimente zum Grundgesetz entwickelte und am Ende vorführte.

So kamen am Ende noch einmal alle Teilnehmenden zu einem lockeren Abschlussgespräch zusammen: Alle waren begeistert, dass ein so tolles Angebot ermöglicht werden konnte. Einzelne berichteten erfüllt von ihren Erlebnissen und Impulsen in den Workshops, die noch nachwirkten und von dem sie viel in ihren Alltag und in ihre Arbeitswelt mitnehmen konnten.

Ein rundum gelungener Tag, der wieder einmal die verschiedenen Formen von Begabungen und Menschen, die mit ganzer Kraft dafür leben, sichtbar machen konnte!