Oratorium „Benedikt” – Rückschau
Aus dem Kreis der über 170 Mitwirkenden, die vom 20. bis 23. März das Oratorium „Benedikt” von Meinrad Schmitt zur Uraufführung brachten und eine Kette von fünf aufeinander folgenden Aufführungen in Augsburg, Füssen und Ottobeuren darboten, blicken hier nochmals fünf zurück: Sehr individuelle Blickwinkel auf ein außergewöhnliches Schulprojekt ergeben sich hier!
Dr. Heinrich Röbe: Sprecher des Papstes „Gregor”
Was hat Torquato Tasso mit Papst Gregor zu tun?
„Ist dir’s erlaubt, die Augen aufzuschlagen? Wagst du’s umherzusehn?“ So begann Torquato Tassos jugendbewegter, tief emotionaler Monolog, den ich zur Abiturfeier im Kleinen Goldenen Saal vortragen durfte. Das war im Jahre 1965.
53 (!) Jahre später – wieder Kleiner Goldener Saal – diesmal Papst Gregor:
„Wie sollt ich nicht bedrückt sein, wenn ich fühle, wie mich angesichts der Wirren dieser Zeit immer mehr profane Pflichten belasten“. Die Rolle, wie der Sprecher, sichtlich gealtert, abgeklärt, der Ratio zugetan.
Der Sprecher fühlte sich darüber hinaus nach seiner Zusage, an dem Oratorium mitzuwirken, unsicher, zweifelnd, was da wohl auf ihn zukäme – und war dann ungeheuer überrascht: Er traf auf einen Text, eine Musik, auf Meinrad Schmitt, dessen künstlerische Qualität ihn tief beeindruckte. Er traf auf junge Sänger und Instrumentalisten, die ihn freundlich und locker in die Gruppe aufnahmen, auf Lehrer, die so viel Begeisterung wie ihre Schülerinnen und Schüler ausstrahlten, auf drei „Mitsprecher“, die mit ihm den Text lebendig und fantasievoll umsetzten, und auf einen Dirigenten, der die Proben und Aufführungen mit zugewandter Präsenz zu einem für mich unvergesslichen musikalischen Erlebnis machte. Er traf auch auf einen Kritiker, der das ganze Werk auf der Schulwebseite wertschätzend und anerkennend zu würdigen wusste.
Also, Torquato Tasso, jetzt darf ich umhersehen und die Augen aufschlagen. – Einfach schön war’s!
Ingo Weighardt: Organisationshelfer
Als jemand, der leider kein Instrument spielt, freue ich mich, dass ich beim Benediktsoratorium mithelfen konnte, wenn auch „nur” im organisatorischen Bereich und beim Suchen nach Sponsoren. Nach jedem Schulkonzert bin ich immer neidisch auf die musikalischen Fähigkeiten unserer Schüler und unserer Musiklehrer. Aber nicht nur das, sondern auch auf das gute Zusammenarbeiten in Bereich Aufbau, Abbau und sonstige Arbeitsschritte, die man als Zuschauer gar nicht so richtig sehen kann. Liebe Schüler und alle Helfer in egal welcher Position: Ihr habt das toll gemacht.
Chris Bender: Bass, Chauffeur des Kleinlasters
Die Aktion „Benedikt” war nicht ohne herausfordernde Komponenten.
Die Proben im Vorfeld als mitsingender Lehrer mussten in einen vollen Terminkalender eingebettet werden, ab der vorletzten Schulwoche drehte sich dann alles nur noch um Benedikt – die letzte Woche vor den Ferien musste so frei von Aufgaben sein wie nur möglich. Fr, Sa, So, Mo, Di Proben – neben einem vollen Unterrichtsdeputat!
Dienstag dann noch schnell zwischendurch den Kleinlaster für die Großinstrumente holen, am Abend zwei Aufführungen für das Heimspiel-Publikum, verbunden mit Rückenschmerzen, Schülern und einer Kollegin, die abbrechen mussten. Nicht genug Sauerstoff, Hitze, Schwitzen, Durchhalten. Am Ende luden wir noch den Kleinlaster, den ich am nächsten Tag nach Füssen fuhr. Für das dortige Konzert Anfahrt, Ausladen und Aufbau. Nach dem Konzert: Kleinlaster wieder laden, nach Augsburg bringen, heimradeln, um dann die Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag zu komplettieren und am nächsten Tag um 8 pünktlich vor der Klasse zu stehen. Mit der letzten Aufführung am Freitag war der Kleinlaster erneut zu laden, damit alle Instrumente, Verstärker, die Technik wieder nach St. Stephan zurückkamen. Um 14.00 gab ich den Kleinlaster zurück, heim, Ende „Benedikt”, Ferien!
Was macht so ein Projekt die viele Arbeit, die Mühen wert? Es ist die Zusammenarbeit mit den Schülern, mit den Kollegen, die auch dabei sind. Wir begegnen uns anders, die Rollen Lehrer/Schüler verschwimmen, wir sind ein Team. Wir achten auf uns gegenseitig, wir helfen, ermutigen uns, wir meckern mal über Dritte, lachen aber viel, wir nehmen uns in vielen anderen Facetten wahr, als es der Unterrichtsalltag erlaubt. Das ist auch Schule, und hier lernen wir manchmal mehr, als in der ein oder anderen Unterrichtsstunde.
Claudia Ehrenwirth: Klassleiterin einer 6. Klasse
Die abschließende schulinterne Schüleraufführung am Freitag, dem letzten Schultag vor den Osterferien, war ein schönes, fast anrührendes Erlebnis. Auch unsere unruhigeren Kinder zeigten sich beeindruckt und ließen sich von der Musik und der Atmosphäre im Kleinen Goldenen Saal einfangen. Auf dem Rückweg hörte man, wie versucht wurde, das „In manu dei est” aus dem Schlusschor des Oratoriums nachzusingen. So wurde die mit dem Text wohl intendierte Zielgruppe junger Hörer wirklich erreicht.
Margarete Kreuzer: Kunstlehrerin
Die Gestaltung des Plakates zum Benedikt-Oratorium im März 2018 beschäftigte die Klassen der 8. Jahrgangsstufe in unbekannter Intensität. Zuvorderst musste eine zentrale Frage geklärt werden: Wie kann ich das existenziell bestimmende Gotteserlebnis des heiligen Benedikt in eine zeitgemäße Form bringen und daraus ein Plakat gestalten, das ins Auge springt? Als ersten Schritt wurden mit freiem Pinselgestus leuchtende Pigmentfarben mit Kleister vermalt und auf Papier gebracht. Das entstandene Material inspirierte zu weiterer Bearbeitung in abstrakter Aussage und so entstanden in Collagetechnik verdichtete farbexpressive Plakatentwürfe, die das Feuer des Glaubens wiedergeben, das Benedikt erfasst hat.
Mit den 6. Klassen wurden einzelne Szenen zum Leben und Wirken des heiligen Benedikt illustriert. Nach eingehender Sichtung von vorliegenden Kupferstichen, Fresken und Buchillustrationen gestalteten die Schüler mit Tusche und Feder phantasievoll und geduldig Szene für Szene.
P. Emmanuel: Sprecher des „Benedikt”
Oratorium: Rollentausch
Meine Rolle im schulischen Gefüge mit einer tauschen, die Benedikt und auch Ensemble heißt.
Oratorium: Perspektivenwechsel
In der ersten Reihe sitzen, aber auf der anderen Seite und den Blick aufs Publikum richten.
Oratorium: Alltagskontrafaktur
Den mir wohlbekannten Text neu artikuliert, montiert und komponiert erleben, ihn mir neu aneignen.
Oratorium: Wandlungsräume
Scheinbar Gleiches anders erleben: von Raum und Zeit beflügelt, von Kälte und Hitze bedroht.
Wir berichteten über das Oratorium „Benedikt” unmittelbar nach der Uraufführung am 20. März 2018 im Beitrag Bewegende Uraufführung und zum Abschluss der Konzertreihe in der fotoreichen Rückschau Eine Bilderreise.