Ordentliches Chaos mit Rentner-Gang

  • Das Unterstufentheater spielt – und beginnt mit einer hochstrukturierten, durchgeordneten Szene, aus der aber schon Fragen und Verstörungen ertönen: Ordnung allein macht noch nicht glücklich.
  • Das Gegenteil, das kurz darauf eintritt, ist wohl auch keine Lösung: Ende aller Lebendigkeit.
  • Gegensätze dürfen ruhig aufeinanderprallen: Das Rentner-Trio (mit Krückstöcken) mischt sich in die Jugend-Clique (mit Billardstöcken) hinein. Ob das gut geht?
  • Ja, es geht gut, wenn man einander zuhört und zu verstehen sucht.
  • Am Schluss tanzen alle gemeinsam: In Musik und Fest, Bewegung und Fröhlichkeit können wir Menschen zusammenkommen.
  • Für alle Mitwirkenden an diesem herrlichen und zugleich ernsthaften Chaotik”-Abend gab’s Blumen, überreicht von Spielletierin Juliana Bernecker (rechts).

Am Ende eines reichen Theaterjahres hat auch die Unterstufentheatergruppe der 6. Klassen – seit Frühjahr geleitet von Theaterpädagogin und Spielclub-Leiterin Juliana Bernecker – in einer heiteren Abendveranstaltung gezeigt, was der Theaternachwuchs an St. Stephan drauf hat: Chaotik: Von Tomat:innen und Rentner*innen” war mehr als ein vielsagender Titel für das pfiffige und anregende Stück, das die elfköpfige Truppe selbst zusammengestellt hat.

Da gibt es Sprechen im Chor und in Kaskaden, Laufszenen und Momente der Stille, aber eben auch Rollenspiele, Dialoge und Alltagsszenen. Und aus der bunten Vielfalt an Eindrücken ragen Individuen heraus – eine tomatenrote Figur neben allen anderen in Schwarz, eine hüftgeschädigter Opa mit Stock, eine Nachrichtensprecherin …

Es ist ein Zusammenprall der Kulturen und Generationen, der hier stattfindet: Im letzten deutschen Fernsehen” läuft eine Talk-Show über das Gendern – und wie in unserer Gegenwartsgesellschaft sind sofort alle misstönenden Meinungsverschiedenheiten auf einem Haufen beisammen. Es geht um Bürger:innen-Meister_innen-Kandidat*innen”, um Kommas oder Kommata” und um die Meinung des Normalbürgers auf der Straße, die sich mit dem Stichwort Verstimmung und Verstummung” fassen lässt. Das Rentner-Trio, das sich hier herauskristallisiert, stößt schließlich auf eine Jugend-Clique, die im Billard-Café mit ihren Billardqueues loslegen wollen. Ehe es zu Konflikten kommt, löst sich aber alles in ein Miteinander auf, wenn alle zusammen fröhlich tanzen und locker werden.

Eindrucksvoll waren die Spielfreude und die Lebendigkeit, die schöne Mischung aus Auftritten im Solo und im Ensemble und die begeisternde Kreativität. Das zahlreich erschienene Publikum tanzte im Finale mit und dankte mit großem Applaus für die Darbietung: Juliana Bernecker überreichte jedem ihrer Theaterkinder eine Blume und erhielt auch selbst eine Sonnenblume als Dankeschön für die fabelhafte Arbeit.

Schließlich stand da eine berührende Botschaft im Raum: Das Gegenteil von Chaos” ist nicht sture, pure, normierte Ordnung, sondern die Anerkennung von Verschiedenartigkeit und Vielfalt”. Ein berührender Aufruf, es wie in der Theatergruppe zu machen: Miteinander!