Passion als Schulkonzert
Bachs Matthäuspassion – ein hochmodernes Rollenspiel
Seit vielen Jahrzehnten ist es Tradition an unserer Schule, im Zugehen auf die großen kirchlichen Hochfeste mit den Werken von Johann Sebastian Bach einen musikalisch-spirituellen Akzent zu setzen. Für alle Beteiligten ist dies eine eindrückliche und prägende Begegnung mit großen Werken der Musikliteratur ebenso wie eine in dieser Intensität kaum je im schulischen Kontext mögliche Auseinandersetzung mit den Texten und damit den Inhalten dieser Oratorien. Dazu sind dann auch die Zuhörer eingeladen, die heuer wiederum zahlreich den Weg in die Abteikirche St. Stephan fanden, um Arien, Chören und Chorälen aus Bachs Matthäuspassion zu lauschen. Die für diese ‚Passionsstunde‘ ausgewählten Teile der Bachschen Komposition verband dabei der Text des Matthäusevangeliums, zu dem sie ja einen Kommentar darstellen, der in einem vielgestaltigen und facettenreichen Rollenspiel Identifikation ermöglicht und zugleich beinahe erzwingt – eine hochmoderne Form und Lesart großer Texte unserer kollektiven Erzähltradition, zu der die Passionen jenseits ihrer religiös-konfessionellen Bedeutung zweifelsfrei zählen.
Einfühlungsvermögen und Begeisterung
Der etwa eineinhalbstündige Abend wurde dabei zu einem echten „Schulkonzert“, wie Schulleiter Bernhard Stegmann in seiner Einführung betonte, weil nicht nur die Sänger in den beiden Chören und die Instrumentalisten aus den eigenen Reihen stammten, sondern auch die gesamte Riege der Solistinnen und Solisten. Neben den Ehemaligen, Sabrina Steinbichler (abs. 2013) und Daniel Thomas (abs. 2011), übernahmen aus der aktuellen Schülerschaft Kristian Karg (Sopran), Clemens Schwalber (Tenor) sowie Tobias Fuchs und Thassilo Weiss (Bass) die allesamt mit großem Einfühlungsvermögen und sicht- und hörbarer Begeisterung vorgetragenen Arien. Die Altpartie war in besten Händen bei Dr. Cordula Safferling, die Schülern und Eltern sonst als Lehrerin für Alte Sprachen und Deutsch bekannt ist. Sie alle haben sich unter der engagierten und sehr intensiven Betreuung unserer Gesangslehrerin Dobrochna Payer auf ihren für sie nicht ganz alltäglichen Einsatz vorbereitet. Die Chöre ihrerseits konnten die Früchte arbeitsreicher Probentage in Blaubeuren ernten; gemeinsam mit dem Orchester wurden sie von Dr. Ulrich Graba ebenso sanft wie entschieden durch das ambitionierte und herausfordernde Unternehmen „Bach als Schulkonzert“ geführt.