Plastikfreie Schule – kein Sprint, sondern ein Marathon!
„Plastikfreie Schule” heißt das Zertifikat, das St. Stephan seit wenigen Tagen tragen darf. Was man sich darunter vorstellen kann, wurde bei der Auszeichnungsfeier im Augsburger Umweltbildungszentrum (UBZ) klar: Schulen können nicht plötzlich zu 100 % plastikfrei sein. Aber wir können an entscheidenden Stellen jetzt bewusst umsteuern und das Plastik-Zeitalter hinter uns lassen.
Eva Kampmann vom „Forum Plastikfrei” – einem Baustein der „Lokalen Agenda” Augsburg –, die durch die Veranstaltung führte, brachte es auf eine einleuchtende Formel: „Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon!” Dafür gilt es jetzt Fleiß, Kreativität und Engagement einzusetzen, um mit vielen kleinen Projekten und Maßnahmen dauerhafte Veränderungen im Denken und Verhalten anzustoßen. Aus den vielen Impulsen an vielen Schulen und Kindergärten, die bei der Zertifizierungsfeier sichtbar wurden, kann etwas Großes entstehen.
Einige Schulen und Kitas durfte „Leuchtturm”-Projekte vorstellen: Da ging es um ein Mülltrennungsspiel für Kindergartenkinder, um Flohmärkte für Second-Hand-Ware, um den Einkauf von unverpackten Lebensmitteln, um Ressourcenschonung durch Mehrfachnutzung von Plastik oder auch um bewusstseinsbildende Maßnahmen in zielgruppengerechter Form.
Die Bewerbung St. Stephans als „Plastikfreie Schule” in der Zertifizierungsrunde 2022/23 hatte noch Biologie-Chemie-Lehrerin Ann-Kathrin Lippold mit der AG Umwelt im vergangenen Schuljahr angestoßen. Sie arbeitet mittlerweile bei der „Stiftung Bildungspakt Bayern” in München als Projektkoordinatorin der „Wirkstatt Nachhaltigkeit“ im Bereich der „Bildung für nachhaltige Entwicklung”. Sie war zur Verleihung gekommen und traf sich mit ihrem „Nachfolger” Paul Spörlein, der die AG Umwelt und Schulgarten seit diesem Herbst übernommen hat. Mit einer Gruppe aktiver Schülerinnen stellte er vor, wie und wo am Gymnasium bei St. Stephan schon Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit zielgerichtet umgesetzt werden.
- „Gesunde Pause” des Elternbeirates und der Pausenmütter: vegane Freitagspause, hergestellt in reiner Handarbeit, kurze Produktwege und Verkauf direkt vom „Küchentisch”
- Verkauf von Umweltschutzheften ohne Plastikumschlag
- Umstellung des Mülltrennsystems in der Schule mit klarer Dreigliedrigkeit (Papier/Pappe – Wertstoffe – Restmüll) mit einheitlichem Farbsystem
- Einführung der Aufgabe eines „Umweltbeauftragten” in jeder Klasse, verknüpft mit einem nun anlaufenden Schulungskonzept für diese Tätigkeit
- Umsetzung eines „müllfreien” Schulfestes im Sommer 2023 im Bereich des Caterings: Umstellung auf Teller aus Fasermaterial (Zuckerrohr-Bagasse) und Holzbesteck mit entsprechender Mülltrennung
St. Stephan konnte anschließend aus den Händen von Bildungsreferentin und Schirmherrin Martina Wild die Urkunde und das Naturholz-Zertifikat entgegennehmen. Zusammen mit der Augsburger Bildungspolitikerin zeichnete auch Landrat Klaus Metzger aus Aichach-Friedberg die prämierten Schulen aus. Zur Veranstaltung waren auch Vertreter der Abfallwirtschaft, von nachhaltig wirtschaftenden Firmen wie Unverpacktläden oder der Rollenden Gemüsekiste gekommen sowie Vertreter vom „Umweltcluster Bayern”.
Eindrucksvoll war es auch, das neue Augsburger Umweltbildungszentrum (UBZ) zu erleben: Das Gebäude ist aus Naturmaterialien erbaut wie Holz und Lehm. Und es bietet für Augsburger Schulen eine Fülle von Workshop- und Lern-Angeboten im Themenfeld „Umwelt” an, die es künftig bewusst zu nutzen und einzusetzen gilt.
Als Projekt wurde auch der „Augsburger Becher” vorgestellt, der aus Biokunststoff mit regionalen Rohstoffen hergestellt ist, bis zu 200 Mal wiederverwendet werden – und für Schulfeste und Großveranstaltungen in hoher Stückzahl ausgeliehen werden kann. Bei der Kanu-WM und dem Modular-Festival hat er seine Feuertaufe schon bestanden.
Mit der Zertifizierung 2022/23 für St. Stephan hat Ann-Kathrin Lippold ein großes Ziel erreicht und zugleich einen anspruchsvollen Auftrag hinterlassen: Wir wollen bei der nächsten Zertifizierungsrunde wieder dabei sein. Das heißt ab sofort: Anpacken für eine ressourcenschonende Zukunft ohne Plastik, ganz konkret vor Ort bei uns an St. Stephan.