Schülerakademie im autarken Klosterdorf
Von der Exkursion ins Klosterdorf St. Ottilien können wir zwei Berichte anbieten: Sarah Engel aus der 10. Klasse und Moritz Blank aus der 11. Klasse haben ihre Eindrücke und Beobachtungen zusammengefasst.
Schülerakademie St. Ottiien (Sarah Engel)
Von eigener Feuerwehr über Biogasanlage bis hin zur Schnapsbrennerei – das Kloster St. Ottilien wirkt wie eine kleine, eigene Welt. Diese Vielfalt vereint an einem Ort war sicher auch ein Grund, im Rahmen einer Exkursion der Schülerakademie dieses Klosterdorf zu erkunden.
Diese Gelegenheit bot sich den Schülerinnen und Schülern der Modellklassen der 10. und 11. Jahrgangsstufe sowie einigen weiteren Eingeladenen am Montag, den 4. Juli: Begleitet von Schulleiter Alexander Wolf und Oberstufenkoordinatorin Martina Wiegner fuhren wir mit dem Zug zu dem Benediktinerkloster, um einen Einblick in die unterschiedlichen Fassetten des Klosters zu erhalten.
Der erste dieser Eindrücke stellte das Energiekonzept dar, das uns Bruder Markus erklärte: Während einer Führung durch die Biogasanlage, das Heizsystem und auch den Kuhstall erklärte er uns die Idee hinter diesem innovativen Konzept: Durch diese Einrichtungen ist es dem Kloster möglich, seinen gesamten Energiebedarf ausschließlich durch nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Gras zu denken. Dabei steht die Wahrung der Schöpfung Gottes und eine tiefe Verbundenheit mit der Natur im Vordergrund.
Im Anschluss erhielten wir Einsicht in die religiöse Seite des Klosters: Bruder Antonius erzählte uns vom Tagesablauf der Mönche, den verschiedenen Schritten auf dem Weg zur Aufnahme in eine Klostergemeinschaft, sowie von seiner eigenen Lebensgeschichte: Trotz seiner christlichen Erziehung in Kindheit und Jugend führte ihn sein Weg zum Hinduismus, mit dem er sich intensiv befasste und aus dessen Schriften er noch heute ein Tattoo am Handgelenk trägt. Dennoch kehrte er zum christlichen Glauben zurück und befindet sich seit nunmehr eineinhalb Jahren in seiner zeitlichen Profess.
Besonders eindrucksvoll war auch die Begegnung mit der Geschichte des Klosters: Die im Jahre 1884 von Andreas Amrhein gegründete Ordensgemeinschaft spezialisierte sich von Beginn an auf die Missionstätigkeit und schickte schon nach kurzer Zeit die erste Missionsgruppe nach Afrika aus. Daher liegt auch noch heute ein großer Fokus auf der Hilfe beim Aufbau von Kirchen und Klöstern in anderen Ländern.
Um den religiösen Alltag im Kloster selbst miterleben zu können, besuchten wir anschließend das Mittagsgebet der Mönche in der neugotischen Klosterkirche, die allein aufgrund der stilvollen Glasfenster und des prunkvollen Ziboriums sehenswert ist. Nach einer kurzen Mittagspause, in der wir das Klostergelände selbständig erkunden oder das Klostercafé besuchen durften, ging es mit dem Zug wieder zurück nach Augsburg.
Unser herzlicher Dank gilt Herrn Wolf und Frau Wiegner für die Organisation und Begleitung dieser durchaus informativen und eindrücklichen Exkursion sowie Bruder Antonius und Bruder Markus für die Einblicke in dieses besondere Klosterdorf.
St. Ottilien – Das autarke Kloster Emmingens (von Moritz Blank)
Montag, den 03.07.23 – Als dritte Veranstaltung der diesjährigen Schülerakademie ging es diesmal mit dem Zug nach St. Ottilien. Kaum waren die etwa 40 „Schülerakademiker“ am kleinen Bahnhof angekommen, wurden sie direkt von zwei Mönchen, Bruder Markus und dem Novizen Bruder Antonius, begrüßt. Man lief dann in die Siedlung hinein, in Richtung der Energiezentrale.
Dort angekommen erzählte Bruder Markus über den Ort, der ursprünglich Emmingen hieß – und das für manche Bereiche auch immer noch tut –, bevor es mit dem Kloster zu St. Ottilien wurde.
Besonders interessant waren aber die Ausführungen über die Energieversorgung des Ortes. Der ist nämlich mit seinen etwa 50 Gebäuden, 80 Mönchen und teilweise 15.000 Arbeitenden komplett autark. Nachdem ein Blick in das tief in den Boden gehende Hackschnitzellager geworfen worden war, konnte man im „Heizungsgebäude“, das mit farbig gestreiften Wänden und einer Art „fraktalischem” Kronleuchter künstlerisch ausgestaltet ist, die sehr feine Anordnung von Öfen, Wassertanks, Rohren und Leitungen bestaunen.
Noch beeindruckender war jedoch die Biogasanlage: Drei große, kreisförmig angeordnete, dunkelgrüne Tanks – verschiedene Phasen der Fermentierung und Gärung – die Kontrollanlage in der Mitte im Boden – und die, natürlich sehr lauten, MAN-Motoren. Bruder Markus erklärte den Schülern auch die Notwendigkeit der Gasfackel, die ebenfalls vorhanden war. Und wenn auch sowohl der Wirkungsgrad als auch der Materialverbrauch einer Biogasanlage nicht optimal sind, so ist es im Prinzip doch CO2-neutral, da aus nachwachsenden Rohstoffen. Außerdem speist deren Energieversorgung anscheinend regelmäßig überschüssigen Strom ins Netz ein.
Danach ging es an Kuhstall, verschiedenen Graffitis, Putenstall, Hofladen und anderem vorbei zu einem idyllischen kleinen See, voll im Grünen, mit einer wundervollen Aussicht auf den Kirchturm und die gesamte Klosteranlage sowie auf eine großartige umgebende Landschaft. Dort, an diesen Weiher, setzte man sich und Bruder Antonius erzählte, teils zusammen mit Bruder Markus, ganz viel über das Kloster, dessen Strukturen, die Geschichte des Ortes und auch sein eigenes Leben.
So war er beispielsweise in Indien und hatte allgemein viel mit dem Hinduismus zu tun. Deswegen hat er auch ein hinduistisches Tattoo. Dennoch habe ihn der Hinduismus nur im Christentum bestärkt. St. Ottilien sei er nun vor zwei Jahren beigetreten. In der „Klosterlaufbahn“ quasi beginne man erst mit dem Noviziat, darauf folge bei Zustimmung die zeitliche und schließlich bei erneuter Zustimmung der Klostergemeinschaft mit einer großen Feier die feierliche bzw. ewige Profess.
Interessiert lauschten die Schüler auch weiteren Ausführung, dass man beispielsweise um 05.40 Uhr schon aufstehen muss, dass es in St. Ottilien ursprünglich auch Nonnen gab, das die Kirche erst ihr 120-jähriges Jubiläum gefeiert hat oder dass im Jahr ca. 6000 Liter Apfelsaft und 3500 Liter Most und auch Kräuterschnaps produziert werden. Auch über die dortige Schule, die einst auch ein Internat war, wurde geredet. Im Anschluss durften die Schüler noch in der neogotischen Kirche dem Mittagsgebet beiwohnen und mitsingen.
Schließlich, nun vor dem Kuhstall, auf dessen Front ein riesiges Graffiti mit einem Skelett im Sarg und der Aufschrift „Memento Money“ – Gedenke des Geldes – abgebildet ist, erzählte Schulleiter Alexander Wolf, der seinerzeit in St. Ottilien zur Schule gegangen war, noch ein wenig über die Graffitikultur im Ort.
An sich eine entspannte und entspannende Exkursion, die aber auch lehrreich war. Viel über das klösterliche Leben und die monastischen Pflichten konnte man erfahren, aber auch über Energieautarkie. Ich persönlich war aufs Neue davon beeindruckt, wie bescheiden, wie nachhaltig doch der klösterliche Lebensstil ist!