Softe Skills für harte Leute
Vom 23.11 bis zum 25.11 wurden die Schüler der Q12, welche den ehemaligen Modellklassen angehörten, im Rahmen des Max-Weber-Programms zu einem Softskillseminar, ausgerichtet vom Elitenetzwerk Bayern, in Holzhausen am Ammersee eingeladen. Elia Babick, Schüler von St. Stephan, berichtet hier in ernstem wie launigem Ton aus der Innensicht eines Teilnehmers:
Insgesamt zwölf Schüler fanden sich also vormittags zur Abreise zusammen, um den nicht all zu langen Weg nach Holzhausen mit dem Bus zu bestreiten. Das Kartenspiel während der Busfahrt war bereits eine emotionale Herausforderung für die Stephaner, da unser Mitschüler Timo Hoffmann in viel zu vielen Partien Schafkopf mal wieder nur Trümpfe auf der Hand hatte!
Nach unserer Ankunft im BVS Bildungszentrum Holzhausen und der Begrüßung durch Alexander Wolf vom Bayerischen Kultusministerium fanden wir uns in unseren jeweiligen Seminaren ein. „Wirksam durch Feedback“ hieß das erste Seminar, bei welchem objektives Feedback und konstruktive Kritik vertieft und veranschaulicht wurden. Durch das Seminar „Fair und souverän diskutieren“ konnten die Schüler Diskussionstechniken von den einfachsten Gesprächsregeln bis zu psychologischen Tricks im Gespräch lernen. Des Weiteren bot das Seminar „Kreativ handeln, Kreativtechniken einsetzen“, wie schon der Name sagt, Wege und Methoden für eine erhöhte Kreativität an. „Persönliche Ressourcen sammeln“ befasste sich mit individuellen Informationen und deren Verwertung in Bezug auf die Charakterbildung. Das Seminar „Gelassener Umgang mit Stress“ versuchte, den Teilnehmern für Stresssituationen Zugang zu Informationen und Entspannungstechniken zu verschaffen, die einen gelasseneren Alltag ermöglichen.
Die Seminare bestanden aus eineinhalbstündigen Blöcken, die über den Verlauf des Wochenendes insgesamt viermal abgehalten wurden. Dabei versuchten die Kursleiter stets ihre Sitzungen möglichst abwechslungsreich und „untrocken“ zu gestalten. Durchaus bemerkenswert war im Kurs „Wirksam durch Feedback“, dass das Geben und Annehmen von Feedback auch innerhalb des Kurses nicht immer anwendungsorientiert wirkte. Trotzdem bereicherte das Seminar, etwa mit dem Wissen, dass hinter jeder Kritik eine persönliche Interpretation von Wahrnehmungen steckt.
Nach den ersten Seminarblöcken begannen die sogenannten „Netzwerkspiele”. Im Rahmen dieses freiwilligen Abendprogramms stellten die jeweiligen Kursleiter verschiedene Gesellschaftsspiele auf, die von Activity bis zur kuriosen Phrasendreschmaschine reichten. Der eindrucksvolle Name, unter welchem diese Spiele stattfanden, gab uns das Gefühl, wie werthaltig doch ein altbekannter „Spieleabend” sein kann. Mit zahlreichen Eindrücken von diesem ersten Tag konnten sich die Schüler schließlich in den verschiedenen Häusern der Hotelanlage entspannen, sich auf ihre Zimmer zurückziehen und ein wenig den Urlauber heraushängen lassen.
Anderntags in aller Herrgottsfrühe beschlossen ein paar mutige (oder auch verrückte) Läufer aus St. Stephan, die Strecke um den Ammersee zu erkunden und die ländliche Atmosphäre in sich aufzusaugen. Mit erschöpften Beinen, aber hellwachen Köpfen konnten wir Schüler so auch den zweiten Tag nutzen, um mit den Kursleitern die zahlreichen Softskills zu erforschen. Inzwischen hatten sich unter mehreren Mitgliedern aus verschiedenen Schulen starke Sympathien gebildet. Da entstanden Bekanntschaften, sogar Freundschaften, und die Kursleiter selbst stellten sich teilweise als echte Stimmungskanonen heraus.
Der Sportblock am Nachmittag des zweiten Tages stellte im Prinzip mehrere Stunden an frei nutzbarer Zeit dar, die dennoch von vielen als belebtes Tischtennis-Training genutzt wurden. Auch unser aufsteigendes Billard-Talent Sebastian Berz wird uns stets als der Mann in Erinnerung bleiben, der seine Kugeln auf eindrucksvolle Weise versenkte und sich so gegen einzelne Spieler wie gegen ganze Teams siegreich behauptete.
Als der letzte Tag in Holzhausen anbrach, bekamen die Schüler die Möglichkeit, sich mit Stipendiaten des Max-Weber-Programms auszutauschen. Schließlich verfolgt das Elitenetzwerk Bayern mit seinen zahlreichen Seminaren unter anderem das Ziel, die kommenden Abiturienten auf ein solches Stipendium hinzuleiten. Während der Gesprächsrunden, bei denen man zwischen allen Stipendiaten wechseln konnte, sammelten die Schüler Informationen über die Möglichkeiten, aber auch über die Hürden des Max-Weber-Programms. Dabei war die Vielfalt an Fächern, die von den Stipendiaten repräsentiert wurden, leider etwas eingeschränkt. Trotzdem war es hilfreich, sich mit fortgeschritteneren Studenten auszutauschen, sich eine klarere Vorstellung über einen zukünftigen Studiengang zu bilden und so eine attraktive Art der Berufsorientierung zu erhalten. Es folgte eine letzte Versammlung aller Schüler, die ein wirklich positives Meinungsbild vermittelte und den Schülern eine letzte Möglichkeit gab, ihre Gedanken und Wünsche zu dem Projekt zu äußern. Bei aller Kritik, etwa zur Zeitstruktur oder zu einzelnen Seminaraspekten, hatten doch alle Diskutanten mit ihren neu erlernten Softskills einen Schub gemacht: Ein stets positiver Ton war spürbar!
Als das Essen verzehrt, die Koffer gepackt und die neu gefundenen Freunde verabschiedet waren, machten sich die Stephaner auf den Heimweg und schwelgten für ein paar Augenblicke in der Überzeugung, einen wahren Fortschritt in ihrem Schülerdasein gemacht zu haben … – bis sie beim Schafkopf wieder von Timos Wahnsinns-Blatt inklusive allen Obern in die harte Realität zurückgeworfen wurden. Sicherlich hätten sich auch Nicht-Modellschüler an dem außerplanmäßigen Programm erfreut, doch hat das „Softskill”-Projekt bei uns, denen die Teilnahme ermöglicht wurde, für große Begeisterung gesorgt.
Wir möchten uns zuletzt für die Möglichkeit zur Teilnahme an diesen Seminaren herzlich bedanken! Die Tage, in denen wir uns inhaltlich wie zwischenmenschlich bereichern konnten, sind bei uns in bleibender Erinnerung. An Holzhausen denken wir nur zu gerne zurück!