Stell dir vor, … dass deine Vorstellungen übertroffen werden

  • So schaut’s vordergründig aus, wenn eine Workshop-Gruppe beim Elitenetzwerktreffen” zusammentritt …
  • … die Themen, Bildungsangebote und gemeinschaftlichen Erfahrungen gehen in die Tiefe – und manchmal auch unter die Haut.
  • Holzhausen am Ammersee bietet eine herrliche Atmosphäre für das jährliche Wochenendseminar: Hier lässt’s sich lernen und leben!

Als der Bus am Freitag Richtung Ammersee aufbricht, wissen wir noch nicht genau, was uns erwartet. Wir werden das Wochenende auf einem Softskill-Seminar in Holzhausen verbringen. Was wir wissen, ist, dass wir verschiedene Workshops besuchen dürfen, doch wirklich etwas vorstellen können sich die wenigsten darunter.

Mein Workshop heißt Professionell auftreten“ und ich stelle mir vor, dass ich Tricks und Tipps zu den Themen Körpersprache, Struktur eines guten Vortrags, Gestik und noch einiges mehr erhalten könnte. Doch sollten diese Vorstellungen auch erfüllt werden?

Nach einer Stunde Fahrzeit kommen wir am BVS-Bildungszentrum in Holzhausen an und es folgen die üblichen organisatorischen Sachen wie beispielsweise die Zimmerverteilung. Zu Beginn des Wochenendes steht zunächst ein frisch zubereitetes Mittagessen an, das wir im großen Speisesaal zu uns nehmen. Außer uns sind noch drei weitere Schulen, aus München, Gauting und Deggendorf, auf dem Seminar. Nach einer allgemeinen Begrüßung geht es auch schon in den verschiedenen Seminaren los.

Neben Professionell auftreten“ werden auch die Workshops Interkulturelles Miteinander“, Wirksamkeit 4.0“, Prüfungsglück statt ‑sorgen“ und Sustainable Projects“ angeboten. Allesamt verfolgen sie das Ziel, die Softskills der Schüler und Schülerinnen in den jeweiligen Bereichen zu verbessern.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde unter den Workshopteilnehmerinnen und ‑teilnehmern werden wir auch sofort ins kalte Wasser geworfen und sollen uns selbst zwei Minuten lang der gesamten Gruppe vorstellen. So weit so gut, das hat fast jede und jeder schon einmal gemacht. Der entscheidende Unterschied ist nur, dass die Leiterin des Seminars, Hochschuldidaktiktrainerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LMU München, Barbara Beege, uns dabei filmt. Direkt im Anschluss an die Vorstellungen werden die Videos an die Leinwand gespielt und die Gruppe, bestehend aus 15 Schülerinnen und Schülern aus allen vier Schulen, versucht gemeinsam, den Vortrag zu analysieren und Feedback zu geben.

Ich persönlich bin überrascht, was man während des Vortrags gar nicht bemerkt, obwohl es bei der nachträglichen Betrachtung so offensichtlich aussieht. Seien es die Arme, die unbewusst am Pulli herumspielen oder die sogenannten Weichmacher”, Wörter wie einigermaßen“ oder relativ“, die man ganz unbemerkt verwendet und so seine eigene Position schwächt. Auf der anderen Seite finde ich es sehr interessant, die Gestik, die Struktur des Vortrags und generell die Art und Weise der Selbstpräsentation der anderen zu beobachten. Ab diesem Moment wird mir auch klar, was ich mir von den bevorstehenden zwei Tagen erwarten kann. Das Prinzip des Workshops sieht folgendermaßen aus: Eine Person stellt ein Thema entweder in der Kleingruppe oder vor allen vor und anschließend wird gemeinsam analysiert und Rückmeldung gegeben. Das mag sich beim Lesen gar nicht so spannend anhören, doch ich bin absolut begeistert und überzeugt von dem Konzept. Denn nur durch die Beobachtungen und das Zusammenarbeiten vieler kann das Beste herausgeholt werden.

Der erste Tag geht schneller vorbei als gedacht und nach dem gemeinsamen Abendessen im Speisesaal werden verschiedene Spieleangebote vorgestellt, bei denen wir uns amüsieren und mit den Schülern und Schülerinnen der anderen Schulen austauschen können. Durch die Weitläufigkeit des Geländes, auf dem sich sowohl ein Tennis- und Volleyballplatz als auch eine Fußballwiese befinden, ist für jeden die passende Beschäftigung in den Pausen gegeben. Mein absolutes Highlight sind allerdings die privaten Bootshäuser, die extra für die Gäste des Bildungszentrums zur Verfügung stehen und von denen aus man eine herrliche Sicht über den Ammersee hat.

Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück wieder in den einzelnen Workshops weiter. Von meinen Freunden habe ich gehört, dass auch sie in ihren Seminaren sehr zufrieden sind und schon viele neue Dinge gelernt haben. Nach zwei weiteren Trainingsblocks am Vormittag, in denen ich viele weitere nützliche Dinge zu den Themen Rhetorik, Körpersprache und souveränes Auftreten gelernt habe, geht es nach dem Mittagessen in eine längere Pause. Auf dem Plan stehen verschiedene sportliche Aktivitäten unter Aufsicht der mitgereisten Lehrer, aber auch genügend Freizeit. Also verbringe ich einige Zeit vor dem Bootshaus und genieße die Ruhe mit dem Ammerseepanorama im Hintergrund. Auch der Sport darf natürlich nicht zu kurz kommen und ich bin bei allen Aktivitäten einmal dabei.

Dann folgt noch der letzte Workshop des Abends, der sich um das Thema Elevator Pitch“ dreht. Dabei geht es darum, sich in möglichst kurzer Zeit eine Strategie zurechtzulegen, um beispielsweise seinen Chef von sich oder von einer eigenen Idee zu überzeugen. Als Szenario geht man dabei von einem Gespräch in einem Fahrstuhl aus (engl. elevator = Fahrstuhl). Außerdem erklärt uns Barbara, worauf man bei Videopräsentationen zu achten hat, was wir gleich im Anschluss in die Praxis umsetzen. Dadurch gestaltet sie den Workshop lebendig und ich habe bisher zu keinem Moment den Eindruck gehabt, mir sei langweilig oder ich würde das Gelernte eh nie wieder verwenden.

Am Abend steht ein bisher neuer Punkt auf dem Programm. Wir sollen uns alle im Speisesaal einfinden, da einige Stipendiatinnen und Stipendiaten des Max-Weber-Programms extra für uns angereist sind, um uns von dem Programm zu erzählen. Doch von vorne: Nachdem uns das Programm und das Stipendium grob vorgestellt worden ist, haben wir die Möglichkeit, mit den Studentinnen und Studenten in einen Austausch zu kommen. Am interessantesten finde ich die Unterschiedlichkeit der jungen Leute. Aufgrund der sehr hohen Ansprüche, die man entweder während seiner Schullaufbahn oder während des Studiums erfüllen muss, bin ich davon ausgegangen, dass wir klassische Nerds“ antreffen werden. Umso erstaunter bin ich nun, dass diese Menschen wie du und ich sind. Auch kommen sie alle aus unterschiedlichsten Studiengängen und ‑richtungen. Sei es Public Health, Anglistik oder Soziale Arbeit. Dieser Abend zeigt mir vor allem, dass es für jeden möglich ist, seine Ziele zu erreichen, auch wenn es einem zunächst sehr unrealistisch oder gar unmöglich erscheint.

Als ich am Sonntagmorgen aufwache, bin ich sogar etwas traurig, dass schon der letzte Tag dieses spannenden Wochenendes vor mir liegt. Diese Traurigkeit verfliegt allerdings recht schnell, als wir am Vormittag unseren letzten Trainingsblock beginnen. Das Thema heute: Analyse der Videopräsentationen und Umgang mit schwierigen und provokativen Fragen. Besonders dieses letzte Thema finde ich interessant, weil ich mich schon oft gefragt habe, wie ich am Besten mit so etwas umgehe. Dank Barbara und der anderen Workshopteilnehmerinnen und ‑teilnehmer bin ich jetzt für zukünftige Fragen aller Art bereit. Einen besseren Abschluss des Seminars hätte ich mir nicht vorstellen können. Als ich mich von Barbara verabschiede, bedanke ich mich für ihre Offenheit, ihr Feedback, ihre Vorbereitung und ihre Motivation, uns etwas beizubringen. Ich habe keine Verbesserungsvorschläge und hoffe, dass sie noch vielen weiteren jungen Menschen dabei helfen wird, in Zukunft professionell aufzutreten.

Das Wochenende endet mit einem letzten gemeinsamen Mittagessen und einer Verabschiedung durch die verschiedenen Seminarleiterinnen und ‑leiter. Als wir wieder im Bus sitzen und gen Heimat fahren, denke ich darüber nach, was geblieben ist von dem Wochenende, von dem keiner so recht wusste, was er oder sie zu erwarten hat. Was bleibt, sind schöné Momente, viel Lachen und auch einige neue Freunde für den einen oder anderen. Ich werde in Zukunft auf jeden Fall bei meinen Referaten darauf achten, nicht meine Hände hinter dem Rücken zu verschränken, wie ich es anfangs des Seminars noch getan habe. Freilich werde ich auch meine Mitmenschen bei ihren Vorträgen beobachten und ihnen Feedback geben, damit ich mein neu erlerntes Wissen weitervermitteln kann.

Ohne richtige Erwartungen bin ich aufgebrochen und mit Selbstbewusstsein und der Souveränität und Freude am Vortragen bin ich wieder heimgekehrt! Es bleibt nur, sich bei allen Beteiligten für dieses Wochenende zu bedanken. Danke!