Studienfahrt als Prämie – St. Gallen begrüßt die Preisträger
Die Stiftsbibliothek in St. Gallen war das erste Ziel einer zweitägigen Studienfahrt unserer Modellschüler aus Jahrgangsstufe 6. Die Fahrt war ein Preisgeschenk der Bibliothek, das Collin Albrecht bei einem Wettbewerb im vergangenen Herbst für seine Mitschüler gewinnen konnte. Gesucht war für eine Phantasiefigur aus der Feder eines mittelalterlichen Mönches ein treffender Name: Collins Vorschlag „Pergalami“ (Lama pergamenti Galli) traf ins Schwarze. Das Pergalami gibt es mittlerweile als T‑Shirt-Figur im Museumsshop der Bibliothek zu kaufen – und alle Stephanerkinder bekamen das T‑Shirt geschenkt, das sie mit Stolz bei der Bibliotheksführen trugen.
Der Gallener Bibliotheksleiter Cornel Dora nahm sich eine gute Stunde Zeit, die Augsburger Gruppe zu führen, die in ihren bodenschonenden Filzschlappen das Weltkulturerbe der einzigartigen Klosterbibliothek erkundete. Schon die Türinschrift auf Griechisch („psyches iatreion – Seelenapotheke“) machte klar, dass Collins Preis wirklich etwas für Kulturmenschen war. Das Umrunden der Galerie, der Blick in einige über 1000 Jahre alte Handschriften und die detaillierte Beschäftigung mit dem Gallener Klosterplan, der ältesten Architekturzeichnung Europas, die die Grundrisszeichnung einer idealen Klosterstadt liefert, waren echte Erlebnisse.
In der Basilika schloss sich eine wundervolle Orgelführung mit dem Domkapellmeister Hans Eberhard an, der Bau, Klang und Funktion der Chor-Doppelorgel sehr altersgerecht und anschaulich (eben auch „anhörlich“) erklärte. Ein gemeinsam einstudiertes Lied der Kinder rundete die Kirchenerkundung ab. Der Tag klang am Rheinfall in Schaffhausen unter einem Regenbogen in von oben wie von unten feuchter Luft aus und krönte den kulturreichen Tag mit einem unvergesslichen Naturschauspiel.
Nach der Übernachtung in der Schaffhauser Jugendherberge gehörte der zweite Tag der Exkursion einem gänzlich anderen Thema: Dem Campus Galli im oberschwäbischen Meßkirch. Auf rund 30 Hektar Land wird hier seit Kurzem der Gallener Klosterplan nachgebaut – und zwar mit den technischen und handwerklichen Mitteln des 10. Jahrhunderts. Diese experimentalarchäologische Bau- und Schaustelle zog alle rasch in ihren Bann. Bei regnerischem Wetter begrüßten uns der Drechsler und der Ofenbauer des 40-köpfigen Handwerkerteams. 40 Jahre lang soll das Projekt laufen, Schmiede, Weidenflechter, Schindelmacher, Steinmetze, Maurer, Köhler und etliche andere Berufe arbeiten sich in ihre Gewerke ein und lassen die bisher nirgendwo verwirklichte Idealklosterstadt erstehen. Nach einem Rundgang legte die Gruppe von St. Stephan selbst Hand an: Beim Bau einer Lesesteinmauer aus Findlingen und beim Holzsägen. Der Lohn für die freudvolle Mühe war ein Flammkuchenessen an den mittelalterlichen Lehmbacköfen.
Das tolle Programm und die anregenden Erlebnisse dieser beiden Tage ließen jeden Regen vergessen: Anschaulich hatte jede und jeder aus der Gruppe erlebt, woher wir Mitteleuropäer stammen – aus Fleiß, Mut, Lebensfreude und Gelehrsamkeit.
Einen kleinen Reisebericht aus der Feder zweier Mitreisender können Sie hier noch nachlesen.