Talente ans Licht
Zwar stand die Abendveranstaltung, in der die diesjährigen P‑Seminare des Gymnasiums bei St. Stephan die Ergebnisse ihrer monatelangen Arbeit präsentierten, unter dem Motto: „Projekte ans Licht“, doch wurde eines sehr schnell deutlich: Die Schüler der Q12 brachten in der 15-monatigen Projektphase insbesondere ihre Talente ans Licht.
Der breit gespannte Bogen an Talenten
Und unterschiedlicher konnten die Begabungen, die sich rund zweihundert Besuchern – Eltern, Mitschülern und externen Partnern – in der Kleinen Aula sowie den Seminarräumen des Gymnasiums bei St. Stephan präsentierten, nicht sein: Die Projekte reichten von der Digitalisierung altgriechischer, lateinischer und neulateinischer Drucke über die Analyse der Möglichkeiten zur Nutzung der E‑Mobilität im Raum Augsburg, der Gestaltung eines Kochbuches nach regionaler Kräuterküche, der Erkundung der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze mit dem Fahrrad, der Teilnahme am „crossmedia”-Wettbewerb des Bayerischen Kultusministeriums, der Planung und Durchführung einer Benefizveranstaltung bis zum gemeinsamen Gestalten eines englisch-sprachigen Buches nach Methoden des „creative writing”.
Auf die Vielfalt der Themen und Darstellungen des Abiturjahrganges 2016/18 verwies auch Oberstudiendirektor Bernhard Stegmann, der in seiner Eröffnungsrede noch einmal betonte, wieviel Mühen, Arbeit – auch bis zur letzten Minute – und Engagement die Schüler und Leiter der P‑Seminare bei der Planung, Organisation und Durchführung der Projekte investiert hätten, immer mit dem Ziel, „hoffentlich zu respektablen Ergebnissen zu kommen.“
Antike Autoren – Europäische Buchkunst – weltweit digital
Unterschiedlichste externe Partner konnten von den P‑Seminaristen gewonnen werden, um in der Zusammenarbeit mit diesen einerseits die Projekte zu gestalten, andererseits Einblicke in Beruf bzw. Studium zu erhalten. So lobte Diplom-Bibliothekar Wolfgang Mayer von der Staats- und Stadtbibliothek die „tolle Arbeit“ des P‑Seminars „Mit Augsburger Antikenschätzen ins digitale Zeitalter“ als intellektuell anspruchsvolle Leistung. Mussten doch für die Digitalisierung von Drucken aus den Beständen der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg und der Bibliothek des Gymnasiums bei St. Stephan aus der Zeit ab 1500, die nun über die Website der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg unter dem Logo „Opera iucundissima“ für jeden einsehbar sind, gliedernde Navigationsleisten erstellt werden. Von den (derzeit bereits freigeschalteten ersten) Digitalisaten sowie den Originaldrucken konnten die Besucher am Präsentationsabend mittels PC bzw. Stoffhandschuhen einen eigenen Eindruck gewinnen.
Elektromobilität austesten
Die Lechwerke AG (LEW) stellte als Partner dem Physik-Seminar „Elektromobilität“ für eine Woche einen BMWi3 sowie E‑Bikes zu Testzwecken zur Verfügung und auch einen VW e‑Golf konnten die Seminaristen testen. Der BMWi3 wurde den Besuchern des Abends im Innenhof des Neubaus noch einmal zur Ansicht präsentiert. Ihre Erfahrungen und Analysen zur Elektromobilität im Raum Augsburg haben die Schülerinnen und Schüler auf der Homepage „emobia.de“ bereitgestellt.
Regional und sozial verantwortlich kochen
Und das P‑Seminar „Grün kochen“ ließ sich bei Kräuterführungen und Vorträgen zu den Gerichten in ihrem Kochbuch inspirieren, das vom „Aglio Olio Wildkräuterpesto“ bis „Zitronenkuchen mit Holunder“ zahlreiche erprobte Rezepte versammelt, die eine „regionale und gesunde Alternative zu Fastfood und Co.“ anbieten. Die Besucher griffen hier zu: bei Kochbuch und bei veganen Häppchen.
Dass die externen Partner nicht nur diejenigen sein können, die mit ihrem Wissen und Know-how die Arbeit der P‑Seminare bereichern, dies zeigte das Seminar „Benefizveranstaltung“. Zugunsten des Augsburger Förderkreises „Ki.E.S.“ veranstalteten die Seminaristen Kochkurse unter dem Motto „Autonomie in der Küche – Kochen ohne Mama“ in dessen Räumen. Die Rezepte ihrer schnellen, einfachen und günstigen Küche stellten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls in einem Kochbuch zusammen.
Grenzerfahrungen auf Zweirädern
Das sicherlich sportlichste Seminar war das Geschichtsseminar, das zwischen Hof und Coburg entlang der einstigen deutsch-deutschen Grenze radelte und seine gesammelten Eindrücke von stehen gelassenen Grenzanlagen und Gesprächen mit den Bewohnern der ehemaligen Grenzregion in einer Broschüre verarbeitet hat. In ihrer Filmpräsentation – begleitet vom Duft der gereichten Soljanka – zeigten die Schüler, auf welch fordernden Kolonnenwegen, die ehemals von DDR-Grenztruppen errichtet worden waren, sie unterwegs waren.
Kreativ schreiben und digital-medial gestalten
Ideenreichtum und Kreativität zur Organisation und Durchführung der P‑Seminare mussten alle Seminaristen zeigen. Insbesondere ihre musische Begabung stellten die Teilnehmer des Englisch-Seminars „Quick fiction“ und des Musik-Seminars „crossmedia“ unter Beweis. Ihre Erfahrungen mit „creative writing“ teilte das Seminar „Quick fiction“ am Präsentationsabend mit den Besuchern, indem diese eingeladen wurden, ebenfalls verschiedene Formen des kreativen Schreibens zu erproben. Zudem stellten sie ihre Arbeiten, etwa zu den Themen Angst, Erwachsenwerden und Sexualität, in Buchform und vielfältigen anderen Formen aus.
Im P‑Seminar „crossmedia“ konnten die Schüler lernen, mit digitalen Medien umzugehen. Verschiedene Videos, Hörspiele, Gedichtcollagen und Live-Performances wurden den Besuchern vorgestellt, in denen die Schüler u. a. Lebensthemen wie Tod und Abschied, Suizid oder die Vorstellung von der eigenen Marionettenhaftigkeit des Daseins verarbeiteten. Drei der Teilnehmer des Seminars „crossmedia“ und damit des gleichnamigen Wettbewerbs des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus wurden für ihre Arbeiten mit ersten Preisen ausgezeichnet: Nils Deschler in der Kategorie „Musik – Sound – Clip“ mit seinem Musikclip „Angel“ sowie Manuel Nitzschner und Serge Mateso für ihren witzigen Animationsfilm „Die Farbenlehre des Grauens“.
Entfaltungsräume
Damit schlug der Abend einen weiten Bogen, in dem sich die Spannbreite von Entfaltungsräumen am Gymnasium bei St. Stephan zeigt: von der lebendigen Begegnung mit Schätzen der Altphilologie über die praktische Bedeutung biologischer Kenntnisse, das Erleben historischer Räume, die soziale Verantwortung des Wirtschaftens, die Erprobung neuer Technologien bis zur Entfaltung der eigenen Kreativität in Sprache, Zeichnung und Musik im digitalen Zeitalter.