Theater durch und durch! – Staatspreis für St. Stephan
„Theater durch und durch”: Mit dieser Formel beginnt die Begründung der Jury, mit der dem Augsburger Gymnasium bei St. Stephan vor Kurzem der „Bayerischen Staatspreis für Theaterarbeit an Schulen” verliehen wurde.
Bei einem Festakt in der Münchner Isarphilharmonie wurden vergangene Woche vier Gymnasien und zwei Förderschulen ausgezeichnet. St. Stephan konnte als Vertreter Schwabens unter den 43 eingegangenen Gymnasialbewerbungen mit seinem Bewerbungsportfolio überzeugen und die Urkunde aus den Händen von Kultusminister Michael Piazolo entgegennehmen. Honoriert wurde dabei nicht eine einzelne Produktion oder Schülergruppe, sondern langfristige, vielschichtige, am Ort und in der Region verankerte Theaterarbeit mit ausgebildeten Lehrkräften und einer partizipativen Arbeitsweise, die sich stark an den Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler ausrichtet.
Das schönste Geschenk machten sich die sechs ausgezeichneten Schulen selbst. Sie stellten – jede auf ihre Weise – ihre aktuelle Arbeit vor. Das Mittel- und Oberstufentheater des Gymnasiums bei St. Stephan unter Leitung von Elke Sandler hatte aus der diesjährigen Produktion „Fremde Heimat” schöne Einzelszenen ausgewählt, die von Kraft, Intensität und ungetrübter Spiellust nur so strotzten: etwa der Kampf ums Mikrophon, in das jede und jeder sagen wollte, was aus der Jugend unvergessen bleiben solle. Alle kommen zu Wort, bis mit dem „uncoolen” Häkeln von Topflappen die Szene abbricht.
Minister Piazolo griff in seiner Rede diese Topflappen launig auf und stellte sich auch im Rahmen des Performances-Reigens der sechs Schulen aufgeschlossen einem Interview durch ausgewählte Theaterschüler. Hier wurde schnell klar, was Theaterarbeit für eine Schule wie St. Stephan bedeutet: Stärkung der Gemeinschaft und der Eigenverantwortung, Förderung von Kreativität und Interaktion, Begeisterung in eine fremde Haut zu schlüpfen, Mitprägen einer Hauskultur, Umsetzen von Anliegen in ästhetische Botschaften – vor allem aber Freundschaft, Freude, Adrenalin und unvergessliche Momente.
Für St. Stephan konnten neben den Schülerinnen und Schülern die Theaterlehrer Elke Sandler und Matthias Ferber sowie Schulleiter Alexander Wolf und Stellvertreter P. Emmanuel Andres das Podium besteigen und die Urkunde entgegennehmen. Die Laudatio auf St. Stephan hielt Catherine Leiter, die an der Münchner Staatsoper Kinder- und Jugendprogramme verantwortet und in der Staatspreis-Jury saß. Hervorgehoben wurde von ihr insbesondere die fundierte, weit wirkende Theatertradition St. Stephans: Vom szenischen Lernen im Unterricht bis zur Festivalteilnahme auf Bundesebene, von der klassischen Guckkasten-Produktion bis zur Entdeckung neuer öffentlicher Räume als Spielorte. Herausgestellt wurden dabei auch Kooperationen mit den Theatern vor Ort, wie beispielsweise mit dem Brechtfestival, und die Verknüpfung der Theaterarbeit mit Literatur, Kunst und Musik, wie sie an St. Stephan als „hohe Kunst” auf „fantastischem Niveau” gepflegt werde.
Schön und stimmig war es daher auch, dass die Theaterleute nicht allein gekommen waren: Die Jazzcombo St. Stephans unter Leitung von Bastian Walcher umrahmte mit fetzigen Nummern den Festakt, der zuletzt in überbordende Begeisterung der vielen Jugendlichen überging. Nach zwei Stunden ging der Event mit einem Foto aller Beteiligten auf den Stufen der Isarphilharmonie zu Ende, im Wissen, wie viel zusammenpassen muss, damit Theater an einer Schule „kontinuierlich”, „intensiv”, „nachhaltig” und „mit außergewöhnlichem Erfolg” – so die Jury-Kriterien – lebendig werden kann: Im Zusammenspiel von unterstützender Schulleitung, ideenreichen Theaterlehrern und vor allem begeisterter Schülerinnen und Schüler wird am Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg Theater engagiert gelebt!