St. Stephan – eine „eigenartige” Schule
Die Geschichte unserer Schule und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart
Damals – Seinerzeit
Die Geschichte des Augsburger Gymnasiums bei St. Stephan reicht wesentlich weiter zurück, als das Datum der eigentlichen Gründung es ahnen lässt, und ist eng verbunden mit der Augsburger Klosterlandschaft vor der Säkularisation. Wer sich heute durch die „Jesuitengasse“ und „Karmelitengasse“ oder über das „Pfärrle“ der Schule nähert, ist auf den Pfaden dieser Geschichte unterwegs.
Es waren Augsburger Bürger, die im Jahre 1828 erreichten, dass nach der Schließung des Gymnasiums der Jesuiten bei St. Salvator, das 1583 gegründet worden waren war, im Zuge der Säkularisation wieder ein Katholisches Gymnasium errichtet wurde. Von der pädagogischen Wirksamkeit der Jesuiten zeugt heute nur mehr der Name „Jesuitengasse“ und der sog. Kleine Goldene Saal, eine Rokokosaal, der unserer Schule bis heute als Festaula dient.
Gründer der Schule war der König von Bayern Ludwig I. (1786−1868). Er errichtete das Königlich-bayerische Gymnasium bei St. Stephan in den Räumlichkeiten des ehemaligen Damenstifts (gegründet 969 vom hl. Ulrich), das auch säkularisiert worden war. An diesem Ort hatten unter dem Patronat des heiligen Stephanus also seit Jahrhunderten Frauen ein geistliches Leben geführt. Die ersten Anfänge des Gymnasiums nutzten also deren leerstehende Gebäude für den Unterricht.
Sieben Jahre nach der Gründung des Gymnasiums im Jahr 1835 gründete Ludwig I. als Nachfolger der Reichsabtei St. Ulrich und Afra die Abtei St. Stephan; die Mönche bezogen die Gebäude des ehemaligen Damenstifts und der König betraute die Benediktinermönche, die zuerst größtenteils aus Österreich kamen, mit der Leitung der Schule. Seither ist die Geschichte und Entwicklung der Schule mit derjenigen der Benediktinerabtei untrennbar verbunden. Das Kollegium bestand lange Zeit größtenteils aus Benediktinermönchen. Einige davon sind im Bewusstsein der Augsburger und natürlich der Stephaner bis heute lebendig geblieben.
Heute – Unsererzeit
Das Gymnasium bei St. Stephan war aber niemals eine private Klosterschule, sondern ist vom Tag der Gründung an ein staatliches Gymnasium. Nach dem durch eine vollkommen veränderte Personalsituation des Abtei bedingten Rückzug des Klosters trägt seit dem Jahr 2000 die Stadt Augsburg den Sachaufwand unseres Gymnasiums, wie für alle anderen staatlichen Gymnasien (und alle Schulen) in Augsburg auch und ist somit für alle Belange des Gebäudes und seiner Ausstattung zuständig.
St. Stephan ist wie eh und je ein staatliches Gymnasium, die Lehrkräfte sind zumeist bayerische Beamte und werden vom Staat bezahlt. An der Schule unterrichten nach wie vor Benediktinermönche (z. Zt. drei) und sind an der Schulleitung beteiligt. Die Zusammenarbeit zwischen Abtei und Gymnasium ist durch einen Vertrag des Klosters mit dem Bayerischen Staat geregelt. Gemeinsam mit dem Kloster gelingen für St. Stephan prägende Elemente des Schullebens. Aus dieser Tradition kommt der Phönix in Wappen und Logo der Schule – neben die typisch bayerischen Rauten, die dort – etwa im Schulsiegel – zu sehen sind.
Der Staat, die Stadt und die Abtei – eine wirksame Zusammenarbeit
St. Stephan profitiert vom guten Zusammenwirken aller drei Instanzen auch in der Gegenwart und ist nach offizieller Definition „Staatliches Gymnasium sui generis“, also „eigener Art“.
St. Stephan – gestern und heute. Eine filmische Umsetzung
Im Rahmen eines P‑Seminars am Gymnasium bei St. Stephan ist der Film „St. Stephan – gestern und heute. Eine filmische Umsetzung“ zwischen 2013 und 2015 entstanden. Die Schülerinnen und Schüler des Seminars haben den Film konzipiert, die Inhalte zusammengetragen und selbst gedreht. Dabei wurde unter anderem im Staatsarchiv Augsburg recherchiert und mit dem Klosterarchiv der Benediktinerabtei St. Stephan zusammengearbeitet. Zudem konnte auf die Seminararbeiten eines ebenfalls an dem Gymnasium stattgefundenen W‑Seminars (2012 bis 2014) mit dem Thema „Geschichte von St. Stephan“ zurückgegriffen werden.