Von sprechenden Steinen, guten Nerven und einer Biberbacher Besonderheit

  • Das neue Buch, die Fragmenta” Konrad Peutingers, nach 1505 zum ersten Mal wieder aufgelegt, liegen gut in der Hand.
  • Stolz hält das Projekt-Seminar die druckfrischen Exemplare des neuen Buches in Händen. Verleger Josef Fink und Herausgeber Prof. Gernot Müller von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt freuen sich mit dem Team.
  • Viele Bildeindrücke schufen im Rahmen der Buchvorstellung Einblick in die geleistete Arbeit bei der Erstellung einer Buchedition.
  • Die Schülerinnen und Schüler machten das Publikum mit ihren Arbeitsprozessen und dem mühevollen Weg von der Recherché bis zur Buchedition vertraut.
  • Peutingers Fragmenta” fanden zahlreiche interessierte Käufer im Rahmen der Buchvorstellung.
  • Ein Streichquartett aus Schülerinnen und Schülern der Q12 gestaltete die Buchpräsentation mit abwechslungsreichen Beiträgen mit.

Am 12. Dezember 2013 fand ein außergewöhnliches Schülerprojekt seinen Höhepunkt: die feierliche Präsentation der Faksimile-Edition von Konrad Peutingers ROMANAE VETUSTATIS FRAGMENTA IN AUGUSTA VINDELICORUM ET EIUS DIOCESI” im Kleinen Goldenen Saal mit Musik, einem gedankenreichen Festvortrag und einer gehaltvollen Präsentationen der Schülerinnen und Schüler. Abgerundet wurde der kurzweilige Abend durch anregende Gespräche bei Getränken und kulinarischen Köstlichkeiten.

Das Buch Ein Augsburger Humanist und seine römischen Inschriften” entstand im Rahmen des Projekt-Seminars Latein Augsburgs sprechende Steine” unter der Leitung von Matthias Ferber (Studiendirektor für Deutsch, Griechisch und Latein) und der intensiven Begleitung von Dr. Gernot Michael Müller (Professor für Klassische Philologie und Wirkungsgeschichte der Antike an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt).

Peutingers Werk enthält 23 antike Inschriftensteine, die sich heute noch teils gut erhalten, teils zerstört, bruchstückhaft oder unentzifferbar in Augsburg und seiner Umgebung befinden. Manche von ihnen wiederum gelten als verschollen. Die Aufgabe des P‑Seminars (12 Schülerinnen und Schüler aus der Q12) bestand darin, die Inschriften zu übersetzen, epigraphische Kommentare über die Steine und kulturgeschichtliche Essays über die Lebensverhältnisse im Altertum zu verfassen und die Geschichten, die die Steine erzählen, nachvollziehbar zu machen.

Eröffnet und musikalisch gestaltet wurde der Abend durch ein außergewöhnliches Streichquartett, bestehend aus Janina Fraas, Sarah Hübner, David Schleipfer und Ruth Eichenseher aus der Oberstufe. Nach einem Grußwort durch den Schulleiter, Oberstudiendirektor Franz Lettner, folgten die Grußworte durch den Verleger Josef Fink. Der Moderator Paul Fischer stellte ihn mit den Worten vor: Josef Fink ist jemand, der sich Zeit für seine Projekte und die Menschen, die zu ihm kommen, nimmt.” Da er des öfteren gefragt werde, was man zum Beruf eines Verlegers bräuchte, meinte er: Gute Nerven.” Dies war – das sei nebenbei bemerkt – auch bei dieser Publikation notwendig gewesen, die praktisch in vier Wochen vom Manuskriptabschluss bis zur fertigen Buchauslieferung gehen musste. Für ihn sei, so Fink weiter, seine Arbeit sein Leben. Er schloss mit den Gedanken aus dem Vorwort des Buches: Mit großer Genugtuung dürfen wir erleben, dass wir unser Projekt zu einem guten Ende geführt haben und unser hohes Ziel erreichen konnten. Wenn auch viele Leserinnen und Leser unsere Begeisterung teilen können und wir viele auf eine Reise ins antike und humanistische Augsburg mitnehmen können, würde sich freilich ein noch schöneres Ziel verwirklichen.“ Anschließend überreichte er glücklich das druckfrische Buch allen Beteiligten.

In seinem Vortrag Begegnung auf Augenhöhe – zur projektorientierten Zusammenarbeit von Gymnasium und Universität am Beispiel Konrad Peutingers” verdeutlichte Prof. Dr. Gernot Michael Müller die nach wie vor große Bedeutung der Antike sowie die hohen Ansprüche im Bereich einer wissenschaftlichen Publikation, bei denen die Schülerinnen und Schüler des P‑Seminars mit ihrem Engagement durchaus mithalten konnten.

Zu Beginn der Schüler-Präsentation führten Elisabeth Fladerer, Sarah Hübner und Felix Schwamm in die Lernform eines Projekt-Seminars” ein, wobei die Besonderheit dieses P‑Seminars darin bestand, an einem wissenschaftlichen Buch mitzuwirken, es innerhalb eines guten Jahres fertigzustellen und veröffentlichen zu können. Dies bedeutete für alle, an zahlreichen Exkursionen teilzunehmen, in Kontakt zu einigen Expertinnen und Experten zu treten und wissenschaftliches Arbeiten zu erlernen.

Antonia Bohn, Paul Fischer, Mario Lochno, Noa Niemann und Lukas Steinhart gingen in einem zweiten Teil näher auf die konkrete Arbeit an den Steinen ein. So wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer über die Abkürzungen der lateinischen Inschriften auf Grab- oder Votivsteinen, über mögliche Schwierigkeiten bei der Ergänzung und über Übersetzungsmöglichkeiten aufgeklärt. Interessant bei den Steinen war vor allem, dass sie als antike Zeitzeugnisse römische Geschichte widerspiegeln. Auch über die Fundsituation und Aufbewahrungsgeschichte der Steine lässt sich viel sagen. So wollte es der Zufall, dass der aus Biberbach stammende Gedenkstein Nr. XVI von Lukas Steinhart, der selbst in Biberbach – praktisch in nächster Nachbarschaft – wohnt, bearbeitet wurde.

Die Schülerpräsentation endete mit folgendem Zitat John Ruskins: Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.” Dieses sollte verdeutlichen, dass der intensive, einjährige gemeinsame Weg zu dem Buch die Schülerinnen und Schüler in eine Gruppe verwandelt hat, die gegenseitiges Verantwortungsbewusstsein und Zusammenhalt sehr zu schätzen erfahren hat, dabei viel Spaß hatte und zugleich sehr viele inhaltliche Dinge gelernt hat.

Der reizvolle Weg, an einer Buchedition teilhaben zu können, wäre aus Sicht der Schülerinnen und Schüler niemals insbesondere ohne Prof. Dr. Gernot Michael Müller, StD Matthias Ferber und Michaela Hermann (Mitarbeiterin der Stadtarchäologie Augsburg) möglich gewesen. Für diese intensive Begleitung überreichten ihnen die Schüler Rosen. Zum Abschluss ergriff Matthias Ferber das Wort, betonte den kulturellen Reichtum unserer Heimatstadt Augsburg. Er dankte ganz herzlich allen Beteiligten und ermunterte die Gäste, die Gelegenheit zu nutzen, ein druckfrisches Buch zu erwerben oder die bereits subskribierten Exemplare abzuholen. Bei einem Glas Wein, kulinarischen Köstlichkeiten und zahlreichen Gesprächen klang der Abend beschwingt aus.

Das Buch ist nach wie vor im Buchhandel lieferbar und kann über jede Buchhandlung für 34,00 Euro bezogen werden:
Ein Augsburger Humanist und seine römischen Inschriften – Konrad Peutingers ROMANAE VETUSTATIS FRAGMENTA IN AUGUSTA VINDELICORUM ET EIUS DIOECESI
ISBN: 3898708497
Faksimile-Edition der Ausgabe von 1505 mit Übersetzung, epigraphischem Kommentar und kulturgeschichtlichen Essays. Herausgegeben von Matthias Ferber und Gernot Michael Müller
Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg (Dezember 2013), gebunden, 160 Seiten, 34,00 €

Der Bayerische Rundfunk strahlte am 16. Dezember 2013 über das Seminar einen Abendschaubeitrag aus. Klicken Sie hier und sehen Sie sich den Film auf den Seiten der Universität Eichstätt an.

Die Augsburger Allgemeine berichtete am 21. Dezember 2013 über die Buchedition.