Wo Augsburgs sichtbare Vergangenheit wohnt

  • Beim Besuch der Augsburger Stadtarchäologie überrascht das Ausmaß der Funde: Jede Fundkiste ist außen beschriftet durch Fundort und Fundart – und erzählt von Augsburgs unendlich vielen Fundstellen und Fundstücken.
  • In diesen Kisten befinden sich Mosaiken aus dem Klostergarten von St. Stephan – allerdings auf dem Gesicht”, die kunstvollen Steinchen schauen nach unten.
  • Über riesige Schächte öffnet sich in den Räumen der Stadtarchäologie der Blick auf Großfunde im Keller: Dort lagern etwa die wuchtigen Steinfunde, die von Augsburgs Großarchitektur der Römerzeit Zeugnis geben.
  • Inventarisieren erfordert Sorgfalt und Genauigkeit: Fundstück um Fundstück wird hier akribisch gesichtet, beschriftet und eingelagert.

Am 18. März 2025 besuchte die Klasse 6d des Gymnasiums bei St. Stephan mit ihren Lehrerinnen Monika Kapfer und Sabine Kronfeldt die Stadtarchäologie Augsburg, um mehr über die archäologische Forschung und die Restaurierung von historischen Funden zu erfahren. Dieser spannende Ausflug bot uns einen tiefen Einblick in die vielfältige Arbeit, die hinter der Erforschung der Vergangenheit steckt.

Unser Besuch begann mit einer Führung durch die beeindruckenden Lagerhallen der Stadtarchäologie, die erst 2017 bezogen werden konnten. Das Gebäude selbst ist ein Meisterwerk der modernen Architektur, das geschickt alte und neue Bauelemente miteinander kombiniert. Besonders bemerkenswert war die effiziente Nutzung von Raum und Ressourcen. Ein Beispiel hierfür sind die Drehwarenregale, die bis zu 30 – 40 % mehr Platz bieten. Diese durchdachte Gestaltung ermöglicht es, viele Funde sicher und übersichtlich zu lagern, was für die Arbeit der Archäologen und Restauratoren unerlässlich ist.

Im nächsten Abschnitt der Führung erhielten wir einen faszinierenden Einblick in die Restaurierung und Konservierung von Kunstwerken und historischen Objekten. Die Expertinnen erklärten uns, wie zerbrechliche Funde aus der Vergangenheit behutsam gereinigt und restauriert werden, um sie für die Ausstellung und Forschung zu erhalten. Ein besonders interessantes Detail war die Fundwäscherei der Stadtarchäologie. Hier werden alle Funde aus Augsburg gereinigt und inventarisiert, bevor sie für Museen oder wissenschaftliche Untersuchungen bereitgestellt werden. Die Fundwäscherei spielt eine entscheidende Rolle, da nach dem Waschen die Funde in ihrem ursprünglichen Zustand besser untersucht werden können.

Ein weiterer Höhepunkt der Führung war die Vorstellung von ausgewählten sogenannten Kleinfunden“. Diese kleinen, oft sehr zerbrechlichen Objekte, wie z. B. Fragmente von Keramiken, Schmuckstücken oder Münzen, werden in Museen ausgestellt und sind Grundlage der die archäologische Forschung. Wir konnten bronzezeitliche Keramik mit Terra sigillata vergleichen, indem wir Scherben in die Hand nehmen und die unterschiedlichen Oberflächen erfühlen konnten. Auch Glas aus unterschiedlichen Epochen konnten wir vergleichen.

Besonders spannend war auch der Umgang mit Metallfunden. Ein Beispiel, das uns besonders beeindruckte, war die Analyse von Eisenobjekten. Diese werden oft röntgenologisch untersucht, um mehr über ihre Zusammensetzung und Herkunft zu erfahren. Mithilfe dieser modernen Technologie können Archäologen viele wichtige Informationen gewinnen, ohne die Objekte dabei zu beschädigen. Es wurde auch erklärt, dass Bronze besonders in der Antike von großer Bedeutung war, da sie für die Herstellung vieler Gebrauchsgegenstände, von Waffen bis zu Münzen, verwendet wurde.

Ein weiterer Aspekt, der uns eindrucksvoll vorgestellt wurde, war die Bedeutung von Amphoren im römischen Reich. Diese speziellen Einweggefäße, die für den Transport von Flüssigkeiten wie Wein und Öl verwendet wurden, sind für die Archäologie von besonderem Interesse. Sie geben nicht nur Aufschluss über die Handelsrouten der Römer, sondern auch über den Alltag und die Essgewohnheiten der damaligen Zeit.

Für uns waren natürlich die Funde aus dem Klostergarten und der Stephansgasse, unserer direkten Nachbarschaft, besonders spannend. Seit den 70er Jahren liegen Fragmente von Mosaiken, die im Klostergarten gefunden worden waren, auf dem Gesicht“ und warten auf ihre weitere Erforschung.

So ermöglichte uns diese Exkursion einen direkten Zugang zur Welt der Archäologie. Wir haben viel über die Arbeitsweisen der Archäologen gelernt und einen tieferen Einblick in die Geschichte unserer Stadt erhalten. Ein herzliches Dankeschön an die Stadtarchäologie Augsburg für diese unvergessliche Führung!

  • Kleinfunde aus Ton dürfen hier die Schülerinnen und Schüler selbst in der Hand nehmen und den Römern ganz nah kommen.