Zeitzeugin sein in Israel
Zeitzeugen – da denkt man üblicherweise an die Zeitzeugen des Holocaust oder des Nationalsozialismus, meist in den Erinnerungen als Opfer oder eben zumeist unbeteiligte Zeugen. Zeitzeugen können aber natürlich als Zeugen aller Zeiten auftreten. So war es der Fachschaft Geschichte eine Ehre, Ruth Ruth Eisenstein aus Jerusalem zu je einem Vortrag für alle neunten und alle elften Klassen begrüßen zu dürfen.
Bericht und Analyse der Ereignisse des 7. Oktobers
1956 in Jerusalem geboren gehört Ruth Eisenstein der Nach-Holocaust-Generation an und lebt jetzt, in diesen schrecklichen und für die internationale Politik schwierigen Zeiten in Israel. Deshalb war es ihr wichtig, von Ihrer Zeugenschaft der Ereignisse seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag des Angriffes der Hamas auf Israel, zu berichten. Um die Wurzeln des heutigen Nahost-Konflikts zu verstehen, war ein Reise in die Vergangenheit, also in die Antike, das Osmanische Reich, den Zionismus, die britische Mandatsherrschaft und die Entwicklungen seit dem UN-Teilungsplan nötig. In geschickter didaktischer Reduktion mit anschaulichen Beispielen versehen, gelang diese Reise beinahe ohne Mühen.
Den Schock des 7. Oktober konnte Ruth Eisenstein eindringlich vermitteln, indem sie – auch um die gebotene Rationalität zu wahren – sowohl Nachrichtensendungen in Ausschnitten einspielte als auch ein von ihr aufgenommenes Interview mit einer Mutter, deren erwachsene Tochter an diesem Tag ermordet worden war. Beeindruckend waren die Ruhe und Sachlichkeit, mit der die Freundin der Referentin von diesen Horrorstunden berichtete, obwohl sie direkt davon betroffen war. Die Verbindung dieses Überfalls der Hamas zum Holocaust lässt sich nicht nur durch die hohe Opferzahl herstellen, sondern auch über die vielen Schuhe, die die Flüchtenden des Psytrance-Festivals zurückgelassen hatten, die dann zu einem Hügel zusammengetragen wurden. So glichen sie erschreckend den aufgeschichteten Schuhen in Auschwitz.
Klarer Blick auf die aktuelle politische Situation Israels und des Gaza-Streifens
Ruth Eisenstein fesselte die Schülerinnen und Schüler durch ihre authentische Art zu erzählen, aber auch durch ihre Erfahrungen als heute in Israel lebender Mensch. Details über den 7. Oktober und kenntnisreiche Antworten auf die Frage, wie Israel so überrascht werden konnte, interessierten die Klassen besonders, wie sich in Nachfragen zeigte. Dass die Rechts- und Innenpolitik der Regierung Netanjahu dafür auch als ein Grund anzusehen ist, führte zur deutlichen Kritik am Ministerpräsidenten. Aber auch die radikalen Ziele der Hamas, einer Terrororganisation, die als totalitäre Regierung im Gaza-Streifen die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung stetig verschlechterte, wurden hier gegenübergestellt.
Dass Ruth Eisenstein als aufgeklärte Israelin aus eigener Anschauung und nach eigener Recherché das aktuelle Geschehen im Konflikt Israel-Palästina plastisch vorstellte, beeindruckte die Zuhörer tief.
Man wünscht aus tiefstem Herzen Shalom.