Zusammenhalt – jeder Mensch zählt!
Mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule müssen sich Kinder und Jugendliche erstmals bewusst mit sozialen Strukturen auseinandersetzen. Themen wie Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Mobbing werden greifbar – und regen zur Reflexion über Verhalten, die eigene Wirkkraft und den Umgang miteinander an.
Bei der Theateraufführung der Unterstufe am 30. Juni 2025 präsentierten die Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll das Ergebnis ihrer Auseinandersetzung mit genau diesen Fragen. Unter dem Motto „Schule, schrecklich schön!“ zeigten sie zwei Theaterstücke, unterschiedlich im Stil, aber mit einer gemeinsamen Botschaft: Schule ist ein Ort, an dem man sich entfalten kann – wenn man zusammenhält.
Den Auftakt machte das Stück „Nennt mich nicht Ismael!“, das sich auf kluge, humorvolle und gleichzeitig tief berührende Weise mit Mobbing auseinandersetzte. Unter der Leitung von Markus Müller gelang es den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern der fünften und sechsten Klasse, die Geschichte des 14-jährigen Ismael Leseur exemplarisch für viele reale Schulerfahrungen zu erzählen.
Ismael, benannt nach dem Ich-Erzähler aus Moby Dick, glaubt an das „Ismael-Leseur-Syndrom“ – eine Art Fluch, der ihn zur Zielscheibe für Spott und Ausgrenzung macht. Insbesondere Barry Bagsley, ein Mitschüler, macht ihm das Leben schwer, mit ständigen Hänseleien und Spitznamen wie „Pissmael“. Lange leidet Ismael still – bis James Scobie neu in die Klasse kommt. Scobie, der behauptet, keine Angst zu kennen, beeindruckt durch seinen Mut, seine Rhetorik und seinen unerschütterlichen Selbstwert.
Die Inszenierung nutzte einen Wechsel zwischen verschiedenen Darstellungsformen, ließ mehrere Kinder abwechselnd in Ismaels Rolle schlüpfen und zeigte durch geteilte innere Monologe, wie sehr sich viele in seiner Situation wiederfinden. Die zentrale Botschaft war kraftvoll und berührend: „Ich bin Ismael Leseur – wir alle sind Ismael.“
Was das Stück besonders machte, war nicht nur seine inhaltliche Tiefe, sondern auch die Echtheit seiner Entstehung. Wie Markus Müller in seiner Dankesrede verriet, wurde noch zehn Minuten vor Beginn geprobt – was dem Stück eine besondere Energie verlieh. Die Kinder halfen sich gegenseitig, unterstützten sich bei Unsicherheiten und bewältigten technische Herausforderungen gemeinsam. Die Botschaft des Stücks wurde dadurch nicht nur gespielt, sondern gelebt: Zusammenhalt wirkt.
Den zweiten Teil des Abends gestaltete die 5. Klasse mit dem Stück „Quack, quack. Der Schulalltag ruft!“, inszeniert von Denisa-Dilara Erez-Guggemos. In einer fantasievollen Mischung aus Alltagsbeobachtung, Humor und kritischem Blick erzählten die Kinder die Geschichte von Celina aus Albanien, Timek aus Polen und der Astronomie-Ente Simon – einer Figur, die sich als liebevoll-skurrile Erzählinstanz durch das Stück zieht.
Die drei begegnen einer Klasse, in der verschiedene Charaktere aufeinandertreffen – vom Klassenclown bis zur Streberin. Stereotype wurden bewusst überzeichnet, um soziale Unterschiede sichtbar zu machen und hinterfragt darzustellen. So wurden Themen wie Herkunft und familiäre Einflüsse auf schulisches Verhalten behandelt – aber immer mit einem Augenzwinkern.
Besondere Szenen wie eine Klassensprecherwahl oder Celinas und Timeks Rückflug in ihre Heimatländer sorgten für Lacher, aber auch nachdenkliche Momente. Die Kinder zeigten, dass Theater nicht perfekt sein muss, um Wirkung zu entfalten – sondern lebendig, ehrlich und nahbar.
Am Ende des Abends war klar: Theater in der Unterstufe kann weit mehr als unterhalten. Es schafft Raum für Perspektivwechsel, für Empathie und für die Erfahrung, dass jeder Mensch zählt. In beiden Stücken wurde deutlich: Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Ort des Miteinanders – mit all seinen Herausforderungen, aber auch seinen Chancen.
Und vielleicht war der letzte Satz die wichtigste Botschaft des Abends: „Das Leben ist schön, wenn man zusammenhält.“