Bergiges Theaterfestival mit „Woyzeck”-Gipfel

  • Mit der Augsburger Fassung des Woyzeck” nochmal bei den 67. Theatertagen der bayerischen Gymnasien in Garmisch-Partenkirchen zu spielen, war eine große Erfahrung für die Oberstufentheatergruppe. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Die Gebäude des Werdenfels-Gymnasiums verwandelten sich in eine riesige Jugendherberge für acht Theatergruppen aus ganz Bayern: Hier sieht man die Stephanerinnen und Stephaner beim Frühstück im sogenannten Pavillon der Schule.
  • Neben den Theateraufführungen und Spielbesprechungen gab es ein buntes Programm, hier beispielsweise das sensationelle Bobbycar-Rennen mit Joseph und Joel … (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • … oder die beeindruckende nächtliche Feuershow im Pausenhof des Werdenfels-Gymnasiums in Garmisch-Partenkirchen. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)

Von Bergzwergen und fantastischen Aussichten wurde unsere Theatergruppe auf den 67. Theatertagen der bayerischen Gymnasien in Garmisch-Partenkirchen begrüßt: von Aussichten auf die wunderbaren Berge um uns herum, Aussichten auf all die begeisterten Theaterleute und Aussichten auf die kommenden theater-bepackten Tage!

Mit unserem Stück Woyzeck waren wir zu den Theatertagen eingeladen worden und durften das Genre Literaturtheater in der Oberstufe” mit unserem Klassiker” Büchner vertreten, den wir in St. Stephan Anfang April gezeigt hatten. Neben unserem Spielkonzept (wir erzählen die Geschichte des Soldaten Woyzeck zunächst vom Ende her) hatte die Jury auch unser Raumkonzept (wir spielen vor dem geschlossenen Vorhang und verengen mit dichten Podien und Leitern die Spielfläche) und unser Sounddesign (unser Woyzeck ist durchgestaltet mit digitalen Sounds und unser Sounddesigner kommt selbst zweimal als Mitspieler ins Bild) überzeugt.

Zusammen mit sieben anderen Schulgruppen aus ganz Bayern verbrachten wir vier Tage gemeinsam im Werdenfels-Gymnasium, in dem wir in den Klassenzimmern übernachteten.

Direkt am Ankunftstag ging es schon mit den ersten Stücken der Schulen los, eines in der Schulaula und eines im Kongresshaus in Garmisch. Da Unter‑, Mittel- und Oberstufe alle vertreten waren, konnten wir einen bunten Mix von Theaterstücken erleben. Jeder der vier Tage war geprägt von gemeinsam erlebten und reflektierten Aufführungen. Jedes Stück hatte seine ganz eigene Art und brachte viel zum Nachdenken mit sich, worüber wir uns in den gemeinsamen Nachbesprechungen austauschen konnten.

Am Montag ging es mit einigen Workshops, die von Fachleuten geleitet wurden, die genauso theaterbegeistert waren wie wir, hoch hinauf auf den Gipfelbereich des Garmischer Panoramaberges” Wank. Trotz nicht gerade sommerlichen Wetters brachten diese Workshops mit allen beteiligten Schülern, Theaterlehrern aus ganz Bayern und Studenten der Theaterpädagogik nochmal ganz andere Einblicke in die Theaterarbeit mit Tanz‑, Performance- oder auch Maskenworkshops!

  • Ein letztes Mal nach bereits drei Aufführungen beginnt nochmals der Woyzeck”: Im vollbesetzten Saal des Kongresshauses vor einem fachkundigen Publikum war das eine begeisternde Herausforderung für die Gruppe. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Die Spielsituation in einen völlig neuen Raum zu verlegen, gelang gut und brachte auch neue Wirkungen hervor. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Marie bleibt rund zehn Minuten tot auf einer Leiter liegen: Diese Szene sorgte für eindringliche Diskussionen. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Besonders eindrucksvoll war es mitzuerleben, wie die Spielintensität nochmals große Ausdruckskraft hervorbrachte. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Kleine, kammerspielartige Szenen in einem riesigen Raum – hier die Schuhputzszene”, in die Büchners Rasierszene” umgedeutet wurde – wirkten besonders markant. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Auch das Kind Christian wurde wieder vom fünfjährigen Karl gespielt, der mit großer Begeisterung (und begleitet von seiner Mutter im Publikum) wieder mit auf die Bühne trat. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Joseph Kolland als Woyzeck erscheint hier in einem flüchtigen Lichtstreifen als gehetzter und ruheloser Mann auf der Suche nach einem Stück persönlichem Glück. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Die Doktorszene” wurde auf Wunsch der gesamten Spielgruppe nochmals erweitert um eine Rasur Woyzecks … (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • … dessen Haare zu Forschungszwecken weitergegeben werden an wissbegierige Studenten: Auch diese Darstellung löste durch ihre Authentizität im Publikum große Erschütterung aus. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Sounddesigner Adrian Sommer war auch in Garmisch-Partenkirchen als DJ auf der Bühne und begleitete und improvisierte mit seinen Soundfiles die auf Festivallänge gekürzte Fassung. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Leid sichtbar und mitempfindbar zu machen, gehörte zu den Spielanliegen dieser Woyzeck-Inszenierung – ein Thema, das im Schultheater gründlich und kritisch reflektiert werden muss. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Das Schlussbild: Woyzeck ist zuletzt tatsächlich blutig. Ist es Maries Blut? Sein eigenes? Ein Symbol der Schuld? (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)
  • Nach der Woyzeck-Aufführung stand die Alpenkette in einem betörenden Abendrot und setzte der abendlichen Vorstellung die Krone auf …
  • … nachdem Garmisch-Partenkirchen zuvor drei Tage in Wolken und Regen gesteckt hatte und sich nicht alle Planungen eines Sommerfestivals hatten verwirklichen lassen. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)

Neben Sportturnier und Karaokeabend fieberten wir, also die Woyzeck-Gruppe, schon auf unsere Aufführung am Dienstagabend hin. Noch einmal durften wir vor komplett neuem Publikum und vollem Haus das Stück aufführen mit neuem Élan und neuer Aufregung. Woyzeck auf einer fremden Bühne einzurichten (was den gesamten Dienstagnachmittag benötigte) und ein viertes und letztes Mal auf den Theatertagen spielen zu dürfen, war für uns alle und unseren Theaterleiter Matthias Ferber wohl ein nahezu perfekter Abschluss für diese Theaterproduktion. Mit viel Euphorie ließen wir den Abend nach unserer packenden und vieldiskutierten Vorstellung gemeinsam ausklingen, bevor es am nächsten Tag wieder zurück nach Augsburg ging.

Das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt schrieb über die Aufführung unter der Überschrift Büchners Woyzeck neu gedacht”: Das war stark”, Eine supertolle Leistung”, Herausragend” – die Urteile der vorwiegend jugendlichen Zuschauer im vollbesetzten Festsaal Werdenfels des Garmisch-Partenkirchner Kongresshauses nach der Woyzeck”-Aufführung waren einhellig. In eigener Fassung wurde Georg Büchners Dramenfragment von 1837 von der Theatergruppe der Oberstufe des Gymnasiums bei St. Stephan in Augsburg zu den 67. Theatertagen mit nach Garmisch-Partenkirchen gebracht: Die Leistung des Ensembles – genannt werden muss Joseph Kolland (Woyzeck) – verdient höchsten Respekt. Der Frage nach der Würde des Menschen, hier am Beispiel des Franz Woyzeck, hatten sich die Jugendlichen und Spielleiter Matthias Ferber mit interessanter Dramaturgie genähert.

Vier tolle Theatertage, auf denen wir viele neue Leute kennengelernt, vieles erlebt, gemacht und gesehen haben! Von den anderen Schulen so empfangen und als Theatergruppe gesehen zu werden, war ein einmaliges Gefühl und hat uns gezeigt, wie viele begeisterte Theatergruppen es in Bayern gibt.

  • Der letzte Auftrag: St. Stephans Gruppe spiegelt” das Stück Kidnap Royal” vom Michael-Fischer-Gymnasium, Burglengenfeld und hat nach intensiven Proben …
  • … sichtlich Spaß dabei, diese Spiegelung beim Abschiedsfest auf die Bühne zu bringen. Heiter, temporeich und lebendig endete das Festival. (Bild: TAG Bayern / Lana Marie Krombach, Emilian Haas)

Wie wunderbar wäre es, viel öfter solche bayernweiten Theatertage und solche intensiven Begegnungen mit Theaterbegeisterten zu haben!